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ein Schwein, zwei Bogen, zwanzig Pfeile, ein
Messer und fünf Armringe.
Die Leiche des Weibes wurde von Somson
nach Bangalu gebracht, dort am nächsten Morgen
über einem Steinfeuer nach der Art, wie es mit
den Schweinen geschieht, unausgenommen ge-
braten und in einzelne Stücke zerteilt. Einen
Teil des Fleisches behielt Somson für sich, das
übrige verteilte er an andere Eingeborene. Als
Gegenleistung erhielt er von einem Eingeborenen
einen Armring, von einem anderen zwei Bündel
Pfeile. Die übrigen versprachen, ihm gelegent-
lich ebenfalls Menschenfleisch ablassen zu wollen.
Als die Untat in Herbertshöhe bekannt
wurde, brach eine Expedition unter Führung des
Kaiserl. Bezirksrichters Dr. Scholz nach der Insel
Nissan auf. Derselben gelang es, den Tatbestand
in der eben geschilderten Weise festzustellen und
den größten Teil der Schuldigen zu ergreifen.
Über den Verlauf der Expedition selbst berichtet
Bezirksrichter Dr. Scholz wie folgt:
Ich verließ Herbertshöhe am Dienstag, den
26. Februar, abends 7 Uhr in Begleitung von
41 Soldaten, des Polizeimeisters Krüger und
des von dem Museum für Völkerkunde in Berlin
entsandten Forschungsreisenden Dr. Thurnwald
mit dem „Seestern" und kam am Mittwoch, den
27. Februar, gegen Mittag in Nissan an.
Vor Verlassen des Schiffes hielt ich an die
Soldaten eine Ansprache, in der ich sie mit dem
Zweck der Expedition bekannt machte.
Die Station sollte der Expedition als Stütz-
punkt dienen. Während sich die Leute unter
Aufsicht des Polizeimeisters dort häuslich ein-
richteten, benutzte ich den Nachmittag des An-
kunftstages, mich im Gespräch mit dem Händler
Heatheote, der als Angestellter der Firma
* E. Forsayth die Station zur Zeit besetzt
datt. über Land und Leute sowie die Lage, die
dend nlaß für die Expedition gegeben, zu unter-
H . “7r t Nach den Mitteilungen, die mir Herr
* hcote machte und die ich später durchweg
bestätigt fand, sind es nur einige bestimmte Dorf-
schaften der Ins . gl « in-
schreiten not nsel, deren Verhalten ein Ein-
hauptet datwendig macht. Herr Heathrote be-
Dörfer allade infolge des Unfriedens, den jene
Monat zu M rts stiften, sein Koprahandel von
-- onat zurückgegangen sei, und erklärt
dies folgendermaßen: soi mit arof —-
scheinlichkeit : Es sei mit großer Wahr-
an daß die Menschen-
einlicht zunehmen
reiser ..- « . ..
kresserei in letzter Zeit unter dem Einfluß einzelner
einge oechan genommen habe. Ein
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Männer oder Wchtrrich hinterlistig einzelner
des anderen und bringt
Der andere Stamm leistet
tut desgleichen. Die Leute
fortwährend im Kampf-
sie zum Schlachten.
Widerstand oder
liegen infolgedessen
zustande. Wiederholt haben Eingeborene dem
Händler Heathcote erzählt, daß sie keine Kopra
schneiden könnten, weil sie fürchten müßten, über-
fallen und getötet zu werden. So stehen viele
Bäume ungenutzt da. Es kommt hinzu, daß
hierzulande die Sitte herrscht, am Grabe eines
Stammesmitgliedes eine Anzahl der von ihm
hinterlassenen Kokosbäume niederzuschlagen, von
dem Rest wird sechs Monate lang nur die un-
reise Frucht geerntet, während die reife Frucht,
aus der die Kopra gewonnen wird, hängen
bleibt. So fallen viele Früchte ab und werden
von den Schweinen gefressen. Die Vermehrung
der Todesfälle infolge der Fehden und der
Menschenfresserei habe dementsprechend zur Folge,
daß auch die Zahl der solcher Art unter Tabu
(Bann) gestellten Bäume sich vermehre und der
Koprakultur entzogen werde.
Ich fand in der Tat auf meinen weiteren
Ausflügen, sobald ich in die Nähe kriegerischer
Gegenden kam, gebannte Baumgruppen fast auf
Schritt und Tritt. Sie sind an einem auf-
gerichteten Stecken, an dessen Ende eine Kopra-
frucht befestigt ist, leicht kenntlich. Die verfein-
deten Stämme haben ihre Niederlassungen, wie
Herr Heathceote weiter erzählte, sämtlich auf der
Ostseite der hufeisenförmig gestalteten Insel. Ich
unternahm noch am Nachmittag nach der An-
kunft mit 10 Mann, Dr. Thurnwald und dem
Händler Heathcote einen Ausflug ins Innere der
westlichen Inselhälfte, auf der auch die Station
liegt. Über Fehden zwischen benachbarten
Stämmen wurde hier nicht geklagt. Ein Fall
von Menschenfresserei auf der Westseite konnte
von den Eingeborenen, deren ich einige für den
Dienst des Gouvernements angeworben hatte,
nicht angeführt werden. Alles dies bestärkte den
durch die Angaben Heathcotes gewonnenen Ein-
druck, daß die aufgetretenen Mißstände auf das
Unwesen der Menschenfresserei auf der Ostseite
der Insel zurückzuführen seien. Der letzte be-
kannt gewordene Fall betraf, wie ich aus den
Tagebuchaufzeichnungen Heathcotes und durch
Umfragen bei den zahlreich auf der Station er-
schienenen Eingeborenen feststellte, die Schlachtung
und das Auffressen des Bukaweibes Karas
Henot am 13. Januar 1907. Als Mörder
wurde der Häuptling Mogan von Torohabon
bezeichnet.
Ich beschloß infolgedessen, mir an der Hand
dieses Falles über die herrschenden Zustände Auf-
klärung zu verschaffen und zunächst den Platz
des Mogan aufzusuchen. Am nächsten Tage,
Donnerstag, den 28. Februar, verhinderte jedoch
anhaltender starker Regen jede Unternehmung.
Am Nachmittag trafen von den Plätzen, die ich
am Tage vorher besucht hatte (Baratad, Atadd,