Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Dampfern, die während des Jahres 1905 vor 
und nach dem Friedensschluß Proviant und vor 
allem Kohlen nach den russischen Häfen gebracht 
haben, im Berichtsjahre aus Mangel an Fracht 
wieder zurückgezogen worden sind. Sodann sind 
die vier dem Norddeutschen Lloyd gehörigen 
Dampfer „Gera“, „Trave“, „Wittekind“ und 
„Stuttgart“, die im Jahre 1905 die russischen 
Militärtrausporte heimbeförderten, im Berichts- 
jahre in Fortfall gekommen. 
Der Norddeutsche Lloyd hatte im Berichts- 
jahr zwei weitere Dampfer, „Bülow“ und „Prinz 
Ludwig“, eingestellt und die Hamburg— Amerika= 
Linie zwei weitere Dampfer mit Einrichtung für 
eine beschränkte Zahl von Passagieren, „Habs- 
burg“ und „Hohenstaufen“. 
Der Personenverkehr nach Ostasien und Japan 
wie auch nach Europa hatte im verflossenen Jahre 
im allgemeinen nachgelassen. Dies ist vor allem 
auf die im Laufe des Jahres erfolgte Wieder- 
eröffnung der russisch-sibirischen Bahn zurück- 
zuführen. 
Auch der Frachtverkehr war ungünstiger als 
der des Vorjahres. Neben einer allgemeinen 
Depression des Handels ist der Grund hierfür in 
der unerwarteten Erhöhung der Silbervaluta zu 
suchen, welche dem Exporteur das Geschäft sehr 
erschwerte. Der Yangtseverkehr hat sich im ver- 
flossenen Jahre noch weit ungünstiger gestaltet, 
als es im Jahre 1905 der Fall war. Das Ge- 
schäft ist schlechter, die Tonnage aber größer ge- 
worden. Demgemäß sind die Frachtsätze im Be- 
richtsjahre noch weiter gedrückt worden. 
Während die Fracht von Hankan nach Schanghai 
für Bohnen, Reis, Weizen vor etwa zwei Jahren 
17 Candarins (1 Candarin = 3¼ Pf.) für das 
Pikul betrug, war sie im Jahre 1906 auf 11½ 
Candarin gesunken. Die Fracht für Sesamsaat 
ist in den letzten zwei Jahren von 19 Candarins 
für das Pikul auf 13 Candarin gefallen. Die 
Frachten von Hankau nach Schanghai für aus- 
ländische Güter, die vor einigen Jahren 2,60 Taels 
(1 Tael etwa 3,20 Mk.) für die Tonne betrugen, 
sind seit etwa drei Jahren auf 1,80 Taels für 
die Tonne gesunken. 
Die Frachten für chinesische Waren von 
Schanghai nach Hankau sind in den letzten Jahren 
ebenfalls merklich zurückgegangen, da jede neue 
Kompagnie versuchte, durch Ermäßigung festen Fuß 
öu fassen, und dadurch die Frachten drückte. 
Die Raten von Schanghai nach Hankau für 
ausländische Güter sind zwar nominell auf 2,60 
Taels für die Toune geblieben, jedoch werden 
meist besondere Abkommen getroffen und dadurch 
die Sätze geringer. 
  
Ebenso sind die Fahrpreise für chinesische 
Passagiere in den letzten Jahren ganz bedeutend 
gesunken. Für die dritte Klasse war der Fahr- 
preis nach Hankan und umgekehrt im Jahre 1906 
auf 1,60 8 (1 mexik. Dollar = 2,20 Mk.) herunter- 
gegangen, während er im Jahre 1901 5,40 und 
im Jahre 1904 noch 2,40 8s betrug. Welchen 
Ausfall dies bedeutet, zeigt sich, wenn man be- 
rücksichtigt, daß die deutschen Dampfer z. B. außer 
für etwa 12 Europäer Passagiereinrichtung für 
etwa 12 Chinesen in der ersten Klasse, für etwa 
24 in der zweiten, für etwa 200 in der dritten 
haben. 
Von deutschen Schiffen unterhielten die drei 
dem Norddeutschen Lloyd gehörigen Dampfer 
„Mei Shun“, „Mei lee“, „Mei dah“ und die 
beiden Dampfer der Hamburg—Amerika-Linie 
„Sui an“ und „Sui tai“ eine regelmäßige Ver- 
bindung zwischen Schanghai und Hankau. Die 
beiden letzteren Dampfer wurden jedoch Mitte 
November an die Hongkong, Canton and Macao 
Steamboat Company verkauft. 
Die Fahrt von Hankau nach Itschang ist von 
deutscher Seite auch im verflossenen Jahre nicht 
wieder ausgenommen worden. 
Auf die Linie Schanghai—Tsingtau hat die 
Hamburg —Amerika-Linie in der zweiten Hälfte 
des Jahres neben dem „Gouverneur Jäschke"“ 
noch den bisher nach Chemulpo laufenden Dampfer 
„Peiho“ gelegt und so eine regelmäßige Verbin- 
dung zweimal in der Woche geschaffen. 
Des weiteren hat die Hamburg— Amerika= 
Linie sich entschlossen, ihre zwischen Schanghai 
und Tientsin laufenden Dampfer „Admiral von 
Tirpitz“, „Staatssekretär Krätke“ und „Tsingtan“ 
mit vier= bis fünftägigen Abständen statt wie 
bisher mit einem Zwischenraum von einer Woche 
gehen zu lassen. Die Dampfer laufen in der 
Regel Tsingtau und Tschifr an. Im Winter 
gehen die Dampfer nach Tsinwangtan, da Tientsin 
nicht eisfrei ist. 
Die Verbindung Schanghai—Chemulpo hat 
die Hamburg —Amerika-Linie im verflossenen Jahre 
als nicht lohnend eingehen lassen. 
Die in der Zollstatistik als deutsche Segelschiffe 
aufgeführten Fahrzeuge sind das Segelschiff „Hen- 
riette“", das bei Tsingtau Havarie erlitt und dann 
auf Abbruch hier verkauft wurde, und der Leichter 
„Yangtze“ der Hamburg —Amerika-Linic, der nicht 
unter eigenem Dampf fährt. 
Verkauft worden sind in Schanghai im Be- 
richtsjahr die beiden oben erwähnten Dampfer 
der Hamburg—Amerika-Linie „Suian“ und „Sui 
tai“", der H. D. J. Wagner, Altona, gehörige 
Dampfer „Hans Wagner“, der M. Jebsen, Ham- 
burg, gehörende Dampfer „Tolosan“, der B. v.
	        
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