Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Den aus der Generalbilanz sich ergebenden 
Gewinn von 350 145 Mk. schlägt die Direktion 
vor, als Gewinn für das achte Geschäftsjahr 
(1. April 1907 bis 31. März 1908) vorzutragen. 
Rakao und Rakaobutter im Johre 1907. 
Kakoo. 
Das Jahr 1907 kennzeichnete sich durch große 
Unbeständigkeit. Es begann, noch unter dem 
Eindruck der gespannten Marktlage zu Ende des 
Vorjahres, in ruhiger und abwartender Stim- 
mung, und es wurden daher bei den fast täglich 
schwankenden Preisen alle Verkäufe mit großer 
Vorsicht abgeschlossen. Die Abnehmer fühlten zu 
Beginn des Jahres noch nicht den Druck, der 
später schwer auf ihnen lasten sollte, und man 
versorgte sich mäßig in der Hoffnung auf einen 
möglichen Rückgang des Marktes. Im Hinblick 
auf die Ernteergebnisse und die regelmäßigen Zu- 
fuhren konnten die Käufer, wenigstens zu Anfang 
des Berichtsjahres, sich noch zu ziemlich annehm- 
baren Preisen mit der nötigen Ware, namentlich 
was die Mittelsorten betrifft, versehen. So blieb 
der Markt während der ersten sechs Monate in 
fester Stimmung, bis eine ungeheuere Preis- 
steigerung eintrat. Die ausländischen Stapel- 
plätze hatten wohl noch Vorräte, doch waren 
diese zu gering, um die durch den hohen Preis- 
stand auf das Notwendigste beschränkte Nachfrage 
mit billigeren Angeboten beantworten zu können. 
Inzwischen wurden die Zufuhren der beliebtesten 
Mittelsorten geringer, so daß jeder Preisrückgang 
ausgeschlossen blieb. Dazu kam, daß auch die 
Spekulation eine sehr starke Hausse zu Wege 
brachte, deren Ursache unerklärlich war, denn 
wenn auch Amerika große Verträge abgeschlossen, 
Deutschland mehr Bestellungen für seinen Ver- 
brauch gemacht hatte und Frankreich nach langem 
Warten endlich zum Kauf gezwungen wurde, so 
war die eingetretene Preissteigerung nicht nur 
ungewöhnlich, sondern sogar unvernünftig zu 
nennen. Den Vorteil hiervon hatten die Impor- 
teure, während die Fabrikanten bei den von 
ihnen geforderten hohen Preisen ihre Produktion 
einschränken oder auch ihrerseits die Preise er- 
höhen mußten. Eine Anderung dieser ungesunden 
Verhältnisse trat infolge der amerikanischen Geld- 
krisis ein, die in ihren Nachwirkungen auch nicht 
ohne Einfluß auf den Kakaomarkt blieb. Der 
November brachte einen allgemeinen Preissturz, 
der einzelne Sorten empfindlich traf; so fiel 
Bahia-Kakao z. B. in kurzer Zeit um 30 bis 
40 v. H. Dieser Rückgang war jedoch nicht von 
langer Dauer, da die Vorräte auf den europäi- 
schen Stapelplätzen bald erschöpft waren, die 
  
Nachfrage in England zunahm und die amerika- 
nischen Zustände sich besserten. Bahia-Kakao stieg 
wieder und zwar in einer Woche um 6 bis 
15 Cents, und Accra-Kakao um 9 bis 10 Cents 
für ½ kg. Auch die anderen Kakaosorten folgten 
dieser Steigerung, wenn auch in bescheidenerem 
Umfange, so daß der Zustand um diese Zeit mit 
dem der Monate September und Oktober viel 
Ahnlichkeit hatte und wieder zu großer Vorsicht 
mahnte. Kurz darauf trat abermals ein Preis- 
rückgang ein; Bahia-Kakao, dessen höchster Preis 
bisher 66 bis 68 Cents gewesen, fiel auf etwa 
50 Cents, und Accra-Kakao, der vorher 60 bis 
62 Cents gestanden hatte, ging auf 45 Cents 
zurück. Dieser Rückgang drückte, allerdings in 
geringerem Maße, auch auf die Preise der anderen 
orten. In ruhiger Stimmung schloß das Jahr, 
da jedermann davon überzeugt war, daß auf 
andere Weise eine normale Marktlage nicht zurück- 
zugewinnen sei, und daß man vermeiden müsse, 
durch übereilte und gezwungene Käufe falsche 
Preisverhältnisse zu unterstützen. 
Wie immer, waren auch diesmal wieder die 
Mittelsorten besonders gesucht; im Berichtsjahre 
trat diese Nachfrage jedoch noch stärker hervor, 
da die besseren Sorten besonders hoch im Preise 
standen. Starke Nachfrage war nach St. Thoms= 
Kakao, von dem viel gekauft wurde; der Markt 
dafür in Lissabon blieb jedoch das ganze Jahr 
hindurch äußerst fest. Feiner Thomé-Kakao stand 
zu Anfang des Jahres auf etwa 51 Cents und 
stieg bis September auf 70 Cents für ½ kg, 
siel im November aber auf etwa 52 Cents, um 
sodann in Verbindung mit der Preissteigerung für 
Bahia-Kakao auf 55 Cents hinaufzugehen. In- 
folge des hohen Standes des St. Thomé-Kakaos 
kamen die Samana= und sodann auch die Accra- 
Sorten mehr in den Vordergrund; Accra-Kakao 
wurde wegen geringerer Güte zunächst etwas 
vernachlässigt; der Umsatz in beiden Sorten war 
jedoch nicht unbedeutend. Samana-Kakao wurde 
lebhaft gekauft, so daß beim Abnehmen der Vor- 
räte die Preise sehr hoch stiegen und fast den 
Stand des St. Thomé-Kakaos erreichten. Ge- 
wöhnlicher Accra-Kakao wurde im Berichtsjahre 
in großen Partien abgesetzt; die Beschaffenheit 
war fortlaufend befriedigend, zumal auch die 
neuen Zufuhren von der Goldküste sich sehr ver- 
bessert hatten. Trinidad= und Grenada-Kakao 
spielten zugleich mit Arriba-Kakao bezüglich des 
Preisstandes gleichfalls eine große Rolle; die 
beiden ersten Sorten standen im Anfang des 
Jahres etwa 52 bis 55 Cents und erzielten 
später für feine Plantagensorten einen Preis von 
72 Cents und mehr. Im November fielen diese 
Preise wieder auf 58 bis 60 Cents, stiegen im 
Dezember vorübergehend auf 62/63 Cents, um
	        
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