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Die Märkte, welche im Schirehochland ein-
gerichtet wurden, werden immer mehr von den
Eingeborenen besucht, wenn es auch Jahre ge-
dauert hat, um die Eingeborenen daran zu ge-
wöhnen, ihre Ware nicht an herumziehende
Händler abzugeben, sondern sie nach einer
Zentralstelle zu bringen.
An Stelle des Warenverkehrs tritt in zu-
nehmenden Maße der Geldverkehr.
Der Bedarf an Arbeitern konnte mit Aus-
nahme der Zeiten, in denen die Anwesenheit der
Eingeborenen in ihren Dörfern zur Bearbeitung
ihrer Kulturen nötig war, voll gedeckt werden.
Auch beim Eisenbahnbau hat niemals Mangel
an Arbeitern bestanden. Der Grund hierfür
liegt hauptsächlich in der guten Behandlung,
welche die Eisenbahnbau-Gesellschaft ihren Ar-
beitern zuteil werden läßt, und in der Vorliebe
der Eingeborenen für diese Art von Tätigkeit.
Eine immer wachsende Zahl von Eingeborenen
sucht Beschäftigung außerhalb der Grenzen des
Protektorats, und zwar sowohl in Südnigerien
in Transvaal, wie auch in den Zuckerpflanzungen
des Sambesi, wo sie hohe Löhne erhalten und
ihrer Heimat verhältnismäßig nahe sind. Viele
dieser außerhalb des Landes beschäftigten Ein-
geborenen senden in regelmäßigen Zeiträumen
Geld in die Heimat. So kommt es, daß schon
eine beträchtliche Zahl von Eingeborenen im
Besitz einer verhältnismäßig großen Summe ist.
Lucchscnirc kann man annehmen 20 bis
Für den Unterricht der Eingeborenen hat die
Regierung im Berichtsjahre keine Summen aus-
geworfen. Dieser ist ganz den Missionen über-
lassen, welche in 708 Eingeborenenschulen rund
58 000 Schüler unterrichten. Im allgemeinen
haben sich die Missionsschulen sehr gut bewährt.
Die Bildung der Eingeborenen macht ständige
Fortschritte, was sich besonders darin zeigt, daß
die Zahl der von Eingeborenen geschriebenen
Briefe von Jahr zu Jahr waͤchst.
Die Prügelstrafe ist vollständig verboten
worden. Ob diese Maßregel nicht etwas ver-
früht eingeführt wurde, bleibt abzuwarten.
7. Offentliche Arbeiten.
Mit dem Straßenbau wurde eifrig fort-
gefahren. Neu gebaut, bezw. wiederhergestellt
wurden die Straßen: Zomba-Blantyre, Blantyre=
Chola, Zomba-Livonde, Livonde-Mwera, Livonde-
Necheu, Dova-Mzimba. Es wurde eine Reihe
von Motorwagen in das Protektorat eingeführt,
so daß sich schon eine Gesellschaft, die „Motor
nion of Nyassaland“, bilden konnte, welche
den Zweck hat, die Einfuhr von Petroleum-
maschinen usw. für ihre Mitglieder zu besorgen.
Für Regierungszwecke wurde ein Motortransport-
wagen eingeführt.
Sämtliche Regierungsgebäude in Zomba sind
mit elektrischem Licht versehen. Die Kraftquelle
stellt der Mlungufi-Fluß dar.
8. Militärwesen.
Die Zahl der in der Kolonie unterhaltenen
Truppen ist reduziert worden. Um einen Ersatz
hierfür zu schaffen, wurde aus altgedienten
Soldaten eine Reserve gebildet.
9. Verschiedenes.
Dank der Jagdgesetzgebung des Protektorats
nimmt das Wild in demselben zu. So hat z. B.
die Zahl der Elefanten offenkundig eine Ver-
mehrung erfahren, ebenso die Zahl der Büffel,
welche beinahe schon ausgestorben zu sein schienen.
Der in früheren Jahren schon erwähnte Versuch,
Regenbogenforellen in den Gebirgsströmen des
Nyassalandes heimisch zu machen, hat einen Er-
folg gezeitigt.
* Mauritius im Jahre 1906.)
1. Finanzen.
Die Einnahmen der Kolonie beliefen sich im
Jahre 1905/06 (einschließlich einer außerordent-
lichen Einnahme von 881 961,58 Rs. aus der
Anleihe von 1904) auf 11 169 783,21 Rs. Die
Zunahme von 770 228,30 Rs. gegen das Vor-
jahr resultiert ausschließlich aus der außerordent-
lichen Einnahme. Die wichtigsten Einnahme-
quellen find die Zölle (3 486 682,04 Rs.), Lizen-
zen usw. (2 530 444,46 Rs.) und Einnahmen
aus den Eisenbahnen (2 437 510,65 Rs.).
Die Ausgaben betrugen 9 915 868,52 Rs.
gegen 10 563 521,43 Rs. im Vorjahre. Von
diesen entfielen auf die Kapitel: „Eisenbahnen“
1741 273,00 Rs. und „Verzinsung usw. der
öffentlichen Schuld“ 1 264 583,79 Rs.
Während der letzten fünf Jahre war das
Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben
folgendes:
Einnahmen Ausgaben
Rs. Rs. Rs.
1901/02: 9 140 754 9 043 066 + 1 834 669
1902/03: 9221 600 9 575 182 J 1 263 430
1903/04: 9 473 112 10 664 115 TK 82247
1904/05: 10 399 554 10 563 521 — 81 729
1905/06: 11 169 783 9 915 868 + 1 172 195
Die öffentliche Schuld der Kolonie belief sich
auf 1 319 090 L; sie ist mit 3½ und 4 v. H.
zu verzinsen, eine Restschuld aus dem Jahre 1864
*) Nach Colonial Report Nr. 547. Cd. 3729—11.