Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 209 20 
berücksichtigt. Wie die hellen Crepe-Felle auf 
einigen Plantagen Ceylons und der Malayischen 
Halbinsel nur noch im roten Licht getrocknet 
werden, so wenden auch große Kautschukfabriken, 
wie z. B. die Continental-Kautschuk= und Gutta- 
percha-Kompagnie in Hannover, diese Methode 
in ihren Trockenräumen an. Mit Hilfe gewisser 
roter appretierter Stoffe, wie man sie z. B. in den 
Tropen bei Mangel farbiger Glasscheiben zur 
Herstellung photographischer Dunkelkammern be- 
nutzt, wird man sich überall leicht und billig 
helfen können. 
Als günstigste Temperatur beim Trocknen 
soll sich eine solche von 40 bis 45°% C. erwiesen 
haben. 
Zur Entwässerung der Felle werden auf 
einigen Pflanzungen Vakuum-Trockenapparate 
benutzt. Dieses Verfahren hat sich jedoch insofern 
nicht bewährt, als die Qualität des Kautschuks 
bei absoluter Wasserentziehung im Ursprungslande 
schon während des Transportes leidet. Von hoch- 
geschätzter Seite wurde ich hier noch vor kurzem 
darauf hingewiesen, daß die Abnehmer in der 
deutschen Kautschukindustrie auf ein im Vakuum 
getrocknetes Rohprodukt keinen Wert legen, daß 
es vielmehr zweckmäßig sei, den Kautschuk an 
Ort und Stelle nur soweit seines Wassers zu be- 
rauben, wie sich das mit Walzen und Trocknen 
an der Luft erreichen lasse. In dieser Hinsicht 
bleibt übrigens den Plantagen in den deutschen 
Kolonien noch manches zu tun übrig. 
Es mag endlich nicht unerwähnt bleiben, daß 
zu Anfang des Jahres 1908 Sheets, Biskuits und 
* Fine Crepe- in Singapore gleich hoch notierten, 
und zwar höher als alle anderen Sorten. 
Die oben erwähnten Nachteile, welche das 
große Volumen der Crepe-Felle für den Versand 
und ihre außerordentliche Oxydationsfähigkeit mit 
sich ziehen, haben dazu geführt, die Felle zu 
Blöcken zusammenzupressen. Diese Blöcke 
können nur mit bestimmten Maschinen hergestellt 
werden, wie sie z. B. die Firma Francis 
Shaw aus Manchester auf der Londoner Aus- 
stellung in Tätigkeit vorführte. Das Pressen der 
Blöcke geschieht mit außerordentlicher Geschwindig- 
keit; die Bedienung der Maschinen ist einfach 
und erfordert nur wenig Personal. 
Die Dicke der in London in großen Mengen 
ausgestellten Blöcke schwankte zwischen 2 und 7 cm. 
Doch wird man sich wohl in Zukunft darauf be- 
schränken, nur Stücke von etwa 30 cm im 
Quadrat und 2 cm Dicke herzustellen, weil 
diese vor der weiteren Verarbeitung in den Kaut- 
schukfabriken nicht erst zerschnitten zu werden 
brauchen, sondern sofort in die Mischwalzen ge- 
bracht werden können. Außerdem gewähren 
Blöcke von der zuletzt angegebenen Stärke den 
großen Vorteil, daß sie — wenigstens bei muster- 
gültiger Anfertigung — bei ihrer hochgradigen 
Transparenz jede, auch die kleinste Verunreinigung 
erkennen lassen. Die honigfarbenen, aus weißen 
Crepe-Fellen gepreßten, durchscheinenden Para- 
Blcke, 
wie sie von zahlreichen Pflanzungen der 
Malaiischen Halbinsel und Ceylons nach London 
  
gelangt waren, stellen eine Form des Plan- 
tagenkautschuks von bis jetzt unerreichter 
Vollkommenheit dar. VBiele Besucher er- 
blickten hierin den Glanzpunkt der ganzen Aus- 
stellung. 
Werden solche Blöcke aus sorgfältig gewasche- 
nem Kautschuk und unter Vermeidung aller nach- 
träglichen Verunreinigungen hergestellt, so brauchen 
sie in den Kautschukfabriken nicht mehr gereinigt 
zu werden, sondern können sofort in die Misch- 
walzen gehen, um gefärbt oder vulkanifiert zu 
werden. Durch die geringste Verunreinigung 
wird diese Arbeitsersparnis unmöglich gemacht. 
Deshalb werden die Blöcke im Ursprungslande 
sofort in Pergamentpapier gehüllt, dessen Falzung 
ein Eindringen von Sägespänen, Holzsplittern 
oder Staub verhindert. Die zur Verpackung be- 
nutzten Kisten sind auf der Innenseite vollkommen 
glatt gehobelt oder aber, nach Art der Teekisten, 
mit Zinnfolie ausgeschlagen. Im letzteren Falle 
kann die Verpackung in Pergamentpapier fort- 
bleiben. 
Eine Pflanzung der Straits hatte einen fast 
weißen, stark milchig getrübten Para-Block aus- 
gestellt, der wegen mangelnder Transparenz die 
oben erwähnten Vorteile der honigfarbenen Blöcke 
nicht besaß. Die Herstellungsart war nicht zu 
ermitteln. 
Die aus absolut entwässerten Fellen gefertigten 
Blöcke werden in den britischen Kolonien einfach 
als - Blockse, die noch ein gewisses Maß von 
Feuchtigkeit haltenden als „Wet blocks“ be- 
zeichnet. Letztere werden von manchen Abnehmern 
bevorzugt. 
Mit der überaus handlichen Form, dem ge- 
ringfügigen Volumen und der denkbar kleinsten 
Oberfläche verbinden sich bei diesen Blöcken die 
Reinheit und die Gleichartigkeit der Ware — 
zwei Momente, von denen letzteres für den Ab- 
nehmer fast noch mehr ins Gewicht fällt als 
ersteres. · 
Beim Auspressen des Wassers kann man auch 
Maschinen benutzen, die anstatt der Sheets, Bis- 
kuits oder Felle wurmförmige Walzen von 
nahezu Fingergröße liefern. Diese werden 
„: Wormss genannt. Man kann die -Worms: 
nicht als eine ansprechende und zweckmäßige Form 
des Rohkautschuks bezeichnen. Abgesehen von dem 
unansehnlichen Außeren bieten sie dem Sauerstoff 
der Luft und allen Verunreinigungen von außen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.