Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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die, wie bereits früher ausgeführt, 1) im wesent- 
lichen einer zielbewußten Kulturtätigkeit zuzu- 
schreiben ist und somit erfreuliche Aussichten für 
unsere eigene Baumwollgewinnung eröffnet. 
Diejenige unserer Kolonien, die bisher die 
geringsten Früchte wirtschaftlicher Entwicklung ge- 
zeitigt hat, ist Südwestafrika — gleichzeitig das- 
jenige unserer Schutzgebiete, dessen Entwicklungs- 
möglichkeit häufig am ungünstigsten beurteilt wird. 
Schon an anderer Stelle ist dargelegt worden, daß 
die benachbarte englische Kapkolonie in bezug 
auf Klima und Bodenbeschaffenheit unserm Süd- 
westafrika sehr ähnlich ist, und daß die Be- 
mühungen zur wirtschaftlichen Entwicklung des 
letzteren sich auf ähnliche Ziele zu richten haben, 
wie sie im Kaplande verfolgt worden sind. In- 
wieweit sie in der Kapkolonie, die um ein achtel 
kleiner als Südwestafrika ist und sich seit 1811 
in englischem Besitze befindet, bereits erreicht 
worden sind, läßt sich aus der nachfolgenden 
Tabelle entnehmen: 
  
  
  
  
  
  
Kapkolonie. 
s I 
Jahr Einfuhr Ausfuhr Jahr eet Ausfuhr 
Mill. .“ Mill. . |Mill..Mill. .“ 
1850 . 25,60 12,80 1897 360,00 433,20 
1860 53,60 42,00 19 333,60 506,40 
1870 50,00 52,0018990 384,20 473,20 
1880 1 161,.80 157,2200 13,00 
1890 202,20 199,10 1901 479,30 217,40 
1891 171.60) 222,60)102 684140 340,20 
1892/19140 2142051 6930 51420 
1893 230,80 263,20 1904 437,20 566.20 
1894 231,80 276,201905 400.00 676,20 
18395 391,80 338,00 1006 362,60 811,00 
1896 375,10 339,40 
  
Die Ausfuhr der Kapkolonie bezifferte sich 
demnach im Jahre 1906 auf rund 812 Mil- 
lionen . . Gleichzeitig läßt jedoch die Zusammen- 
stellung erkennen, daß dies Ergebnis sehr allmählich 
erreicht worden ist. Die Hauptsteigerung erfolgte 
auch hier im Laufe des letzten Jahrzehnts und 
1) Ugl. „Kolonialwirtschaftliches“ II. („Kol. Bl.“ 
1908, Nr. 13, S. 631 ff.) Berichtigend sei zu diesem 
Artikel bemerkt, daß die Mitteilung, Nigeria hätte 
im Jahre 1907 bereits den zehnfachen Export an 
Rohbaumwolle wie Togo aufzuweisen, auf einer irr- 
tümlichen Angabe in der benutzten Quelle beruht:; nach 
neueren amtlichen Feststellungen (Amtsbl. f. d. Schutzgeb. 
Togo 1908, Nr. 24) erportierte Nigeria nur 6,6 mal 
soviel Baumwolle als Togo. 
2) 1891 u. ff. Jahre ausschl. Diamanten und Roh- 
gold, das zur Verschiffung über Land gebracht wurde, 
aber einschl. anderer über Land eingeführter, sowie 
nach dem Innern bestimmter, durchgeführter Güter. 
Seit 1906 auch ausschl. der letzteren. 
3) 1891 u. ff. Jahre einschl. Diamanten und Roh- 
gold, das zur Verschiffung über Land gebracht wurde, 
aber ausschl. der Ausfuhr über Land. 
  
unter der Einwirkung des modernen Verkehrs- 
wesens. Es würde der Wirklichkeit nicht ent- 
sprechen, wollte man aus der Tatsache, daß 
Deutsch-Südwestafrika bisher keine sichtbaren Er- 
gebnisse seines Wertes geliefert hat, auf die 
Wertlosigkeit dieses Besitzes schließen. Die Kap- 
kolonie hat sich in ruhigeren Zeiten wirtschaftlich 
begründen können, und war schon vor der Be- 
sitznahme durch England unter holländischer Flagge 
eine Viehzuchtkolonie. Deutsch-Südwestafrika da- 
gegen war bei seiner Besitznahme durch Deutsch- 
land vollkommen Neuland, und hatte außerdem 
in den ersten Anfängen seiner Entwicklung schwere 
Kriege durchzumachen, die viele Keime künftiger 
Entfaltung zerstörten. Die neueste Zeit hat, wie 
früher dargelegt (vgl. „Kolonialwirtschaftliches“ V. 
und VI, „Kol. Bl.“ 1908, Nr. 18, S. 902 ff. 
und 21, S. 1061 ff.) neue Triebe hervorgebracht, 
und vielleicht schon die kommende Generation 
wird ihre Früchte genießen können. Die Haupt- 
bedeutung Südwestafrikas, wie der Kapkolonie, 
liegt in der Möglichkeit der Viehzucht und des 
Bergbaues. Was in letzter Zeit auf diesen beiden 
Gebieten in der Kapkolonie erreicht worden ist, 
zeigen die Ausfuhrzahlen für einige der wichtigsten 
Artikel (in Millionen 7), wobei die Produktion 
von Gold und edlen Steinen, die in Deutsch- 
Südwest vorläufig — von den kürzlich fest- 
gestellten Diamantfeldern abgesehen — noch 
kein Gegenstück hat. nicht berücksichtige ist. 
  
  
  
  
  
  
  
  
Ausfuhr einzelner Artikel 
l 
Jahr Straußen- upfer-- Angora- ue ö- Wolle 
federn erz haar bieh. Schafe, 
6 Ziegen) 
Mill. . Mill.. Mill..“o Mill..“ Mill..“ 
1860 0.89 1,86 3,36 28,97 
1870 0,.53 2,93 0.53 4,70 33,39 
1880,67 6,14 4,13 6.11 # 48,59 
18901 1128 6,54 6,74 8.86 48,92 
190017.,51 9.97 9,.80 62.94 7 16.76 
1908.6.78 11,42 10,05 1 8.96 29,79 
1902 17,90 ö, 47 15,40 9.67 1 38,60 
19090 9214418056 68,87 36.36 
190112.18 10,20 12,27 9,52 35,89 
100521,02 11,16 10,17 11,22 37.75 
19006,172 9,683 15,91 13.74 431 
Ein Vergleich mit den Ausfuhrzahlen unseres 
Südwestafrika und Ostafrika (vgl. „Kolonialwirt- 
schaftliches“ V und VI) zeigt für dieselben Artikel, 
die für die Kapkolonie eine so hohe Bedeutung 
erlangt haben, immerhin bemerkenswerte An- 
sätze zum Export, und zwar mit steigender 
Tendenz. 
Der Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung 
unserer afrikanischen Schutzgebiete mit der ihrer
	        
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