Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Erfolg zum Gerben verwendet.“!) Es handelte 
sich dabei, wie sich später herausstellte, um einen 
nahen Verwandten des einen Teil der Myro- 
balanen des Handels liefernden Phyllanthus 
emblica, nämlich Ph. reticulatus. Eine 
andere Euphorbiazee Ostafrikas, der Baum 
Uapaca Kirkiana, der namentlich im Süd- 
westen der Kolonie bestandbildend auftritt, wurde 
auf Busses Veranlassung 1901 in Freiberg 
untersucht. Zwei von ihm aus Ungoni mit- 
gebrachte Rindenproben enthielten 7,0 bzw. 7, 6v. H. 
Gerbstoff.“) 
Auf Gerbstoff untersucht wurde ferner die von 
den Eingeborenen in Ostafrika zum Gelbfärben 
benutzte Rinde der Brackenridgeas zangue- 
barica (Ochna alboserrata)““), eines kleinen 
Baumes, mit folgendem Ergebnis: 
Lösliche gerbende Substanzen. 12,50 v. H. 
Lösliche Nichtgerbstofe . 11,30- 
Wasser . 11,27- 
Unlösliches 64,93 - 
Auch die Rinde der viel selteneren ostafri- 
kanischen Fagara-(XNanthoxylum-) Arten, 
Bäume mit zapfenartigen Rinden-Emergenzen, 
enthält neben einem gelben Farbstoff auch Gerb- 
stoff. ) 
Die Rinde eines anderen, in Deutsch-Ost- 
afrika an Bachufern wachsenden Baumes, der 
Barringtonia racemosa, soll sich gleich der 
in Birma vertretenen B. acutangula zum Gerben 
verwenden lassen. y) Als gerbstoffhaltig werden 
noch die Blätter der in Deutsch-Südwest- 
afrika vorkommenden Aloê rubrolutea be- 
zeichnet; f(J) inwieweit sich alle diese Materialien 
für Gerbereizwecke eignen, scheint indessen noch 
der Feststellung zu bedürfen. 
Es bleiben nun noch einige gerbstofführende 
Pflanzen unbekannter botanischer Zugehörigkeit 
zu erwähnen, die aus unseren Schutzgebieten, bzw. 
deren ähnliche Begetationsverhältnisse aufweisenden 
Nachbarländern bekannt geworden sind. Im Jahre 
1906 erhielt der Verein Deutscher Gerber 
durch Vermittlung der Deutschen Kolonial-= 
gesellschaft Proben von zwei verschiedenen 
Blattsorten, über deren Stammpflanzen leider 
Der Versuch wurde von Bierbrauereibesitzer 
Schuls, der dieses Gerbmittel gefunden, ausgeführt. 
"“) Nach persönlicher Mitteilung von Dr. W. Busse. 
*) Notiz-Blatt des Königl. Botan. Gartens vom 
5. August 1898 Nr. 14. 
)Ebenda 1900 Nr. 22, S. 40 11. 
o) Engler: Pflanzenwelt Ostafrikas B, 
)-) Nach Dinter. 
S. 408. 
  
keine Angaben vorgelegen haben. Diese Blatt- 
proben wurden in Leipzig von G. und R. Koch 
untersucht; das Ergebnis war folgendes: 
  
  
  
  
  
  
! Lös= 1 1 
Jaerr. 2 er. un- 
Probe Blattform Wasser —ub= Nicht= tratt= lös- 
stanzen 8 asche liches 
o . 
v. H. v. H. v. H. v. H. v. O. 
I. turz oval 7,80 25,20 15,80 5,10 46.60 
· . 
II. Ilanzettlich] 8,08 10.80 14,30; 2,10 64,72 
» . 
Baum erwähnt in seinem Bericht über die 
Kunene — Sambesi= Expedition, daß nach Angabe 
der Buren in der Stella ein „Bast“ genannter 
niedriger Strauch mit roten Blüten wachse, der 
den besten, das Leder gelb färbenden Gerbstoff 
liefern soll. In einem Aufsatze von Fesca über 
die Landwirtschaft in Shantung') findet sich eine 
Notiz über die Gewinnung von Gerbstoff aus 
einheimischen Eichenarten. 
Mitte der neunziger Jahre wurde aus Ost- 
afrika unter dem Eingeborenennamen „Mdaa“ 
(wahrscheinlich eine Ebenazee [Euclea fruc- 
tuosa oder Royena macrocalyks 70 eine Farb- 
wurzel zur Begutachtung nach Deutschland ge- 
sandt; in diesem Material fand sich neben einem 
technisch nicht verwertbaren braunen Farbstoff 
ziemlich viel Gerbstoff vor. 
II. Eingeführte fremdländische Gerbstoffpflanzen. 
Aus dem Gesagten geht schon hervor, daß 
sich — abgesehen von den Mangroven — 
in unseren Kolonien durch Ausnutzung der 
verschiedenen einheimischen Gewächse nur 
eine verhältnismäßig unbedeutende Gerb- 
stoffproduktion erzielen läßt; es muß daher, 
soll diese einen größeren Umfang erhalten, die 
Kultur gerbstoffreicher Gewächse zu Hilfe 
kommen. Solche wachsen nun, wie wir oben ge- 
sehen haben, in den Schutzgebieten wohl vereinzelt 
wild; die meisten dort einheimischen Arten er- 
scheinen jedoch zur Kultur entweder überhaupt nicht 
geeignet, oder sie würden doch fremdländischen 
Gerbstoffpflanzen gegenüber keine besonderen Vor- 
teile bieten können; der Mangel an Erfahrung im 
Anbau würde ein derartiges Unternehmen heute 
sogar gewagt erscheinen lassen. Die Wahl muß 
daher vorerst notwendig auf fremde Gerbstoff- 
gewächse fallen, die in Ländern mit ähnlichen 
natürlichen Bedingungen heimisch sind, wie sie in 
*) „Tropenpflanzer“ 1899, S. 2533.
	        
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