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Die Hotelverhältnisse sind hier wie im ganzen
Norden Brasiliens sehr primitiv. Dem Fremden
bietet Fortaleza nichts, und er sucht, wenn er seine
Geschäfte erledigt hat, die Stadt möglichst schnell
wieder zu verlassen. Wie primitiv die Verhältnisse
in Fortaleza sind, geht schon daraus hervor, daß
trotz der Hitze kein Eis zu haben ist; nur ein
Restaurateur besitzt eine kleine Eismaschine und gibt
außer Sonntags nichts von seiner Produktion ab.
In Fortaleza werden hauptsächlich die in Bra-
silien viel gebrauchten Hängematten, außerdem Reise-
koffer angefertigt. Es besteht auch eine Haus-
industrie, die sich mit der Anfertigung von Klöppel-
spitzen befaßt und recht hübsche Erzeugnisse liefert.
Von den Staatseinnahmen, die im Jahre 1906
etwa 3¼ Millionen Milreis betrugen, wurden
etwa 45 v. H. durch die Exportzölle auf Landes-
produkte aufgebracht.
Fortaleza wird von deutschen und englischen
Schiffen regelmäßig angelaufen. Im übrigen be-
sorgt der Lloyd Brasileiro die Verbindung mit den
anderen Küstenstädten. Im Jahre 1906 liefen 41
ausländische Schiffe mit 66,612 Tons in den Hasen
ein. Der Warenexport aus Ceará betrug nach der
„Brazilian Review“ im Jahre 1906 12212379
Milreis. Von den hauptsächlichsten Produkten
wurden exportiert:
Wert: Milr.
an Manicoba-Kautschuk:
im Jahre 1904 669 Tons 2 190 638
- 2 150905 589 -- 2437 943
- 2 15906 715 = 3570848
an Baumwolle:
im Jahre 1904 1271 Tons 1427 969
- 2 1905 2964 2156778
1906 4210 = 3 389 795
an Carneubawachs:
im Jahre 1904 344 Tons 712 464
: 1905 403 = 723 016
1906 720 = 1 783 558
an Leder und Häuten:
im Jahre 1904 für etwa 1 182 000 Milreis
1900 = 2 934 000 -
1906 = = 2528 000 -
Der größte Teil dieses Exportes ging nach
Europa, außer Leder und Häuten, wovon Nord-
amerika den größeren Teil bezog. Während da-
gegen vom Amazonaskautschuk die Hälfte der Pro-
duktion von Amerika ausgcnommen wird, geht nur
etwa 1 v. H. des Manicobakautschuks dorthin.
-
—
= -
Manihot Glaziovii.
Von den Landesprodukten des Staates Ceará+
war mir die Produktion des Kautschuks aus der
Manihot Glaziovii und die der Baumwolle, die ich
bei der gleichen Produktion des Staates Pernam-
buco beschreiben werde, ganz besonders interessant.
Die Gebirgszüge in den Staaten Cearáä, Piauhy
und Maranhäo werden als die Heimat der Manihot
Glaziovii, dort Manicoba genannt, angesehen. Im
Gegensatz zur Hevea brasiliensis erfordert sie nur
geringe Feuchtigkeit. Sie erreicht eine Höhe von
etwa 15 m. Die Blätter find drei= bis siebenlappig
und sitzen an langen Stielen. Der Laubfall tritt
im Staate Cearé in den Monaten Mai bis Juli
ein. Die Samen sind oval, etwa 10 mm lang,
7 bis 8 mm breit und 3 bis 4 mm dick, von
grauer Farbe mit dunkleren Flecken. Die Rinde
der Bäume bildet mehrere Schichten. Die obere
graue ist sehr hart und mit dem Messer schwer zu
bearbeiten; von der unteren grünen ist sie leicht
abzulösen. Diese grüne Schicht ist weicher; in ihr
befinden sich die Milchkanäle. Mit vier bis fünf
Jahren erreicht die Manicoba, 1 m über dem Boden
gemessen, gewöhnlich einen Stammdurchmesser von
etwa 20 cm und ist dann zum Zapfen reif.
In den oben genannten Staaten findet man
außer der wildwachsenden Manicoba in neuerer Zeit
auch Anpflanzungen. Hier ist z. B. die französische
Pflanzung in Sierra do Vicente zu erwähnen.
Sie liegt 400 bis 600 m über dem Meeresspiegel
unweit Baturité im Gebirge, ist etwa sechs Jahre
alt und umfaßt etwa 500 ha. Pro Hektar sind
1500 Bäume angepflanzt. Die Bäume haben einen
Stammdurchmesser von 20 bis 30 cm. Ein Teil
ist infolge der großen Dürre eingegangen und
durch Nachpflanzungen ersetzt. Die Pflanzung macht
einen guten, gesunden Eindruck und ist seit einem
Jahre ertragsfähig. Die Bearbeitung erfolgt mit
der gleichen Machadinha, wie sie im Amazonas-
gebiet zum Anschlagen der Hevea benutzt wird. Zu
Peginn der Zapfsaison wird die Manicoba etwa
1/ m über dem Boden an mehreren Stellen an-
geschlagen, um den Baum zur Milchabgabe zu reizen.
Die hiernach aus der Rinde fließende Milch gerinnt
am Stamm und wird später als Sernamby ge-
sammelt. Nach zwei Tagen wird dann mit dem
regelmäßigen Zapfen begonnen; dieses erstreckt sich
über drei Monate. Jeden dritten Tag in den
Morgenstunden werden die Bäume, je im Ver-
hältnis zu ihrer Stärke, an ein oder zwei Stellen
angezapft. Zu diesem Zwecke schält man die alte
graue Rinde an der Zapfstelle ab, so daß die untere
grüne Rinde freiliegt. Die Zapfstellen wählt man
möglichst nahe am Boden und fängt die Milch in
kleinen Vertiesungen auf, die man neben dem Stamm
in die Erde macht. In diesen kleinen Erdgruben
gibt die Milch sehr schnell einen Teil ihrer Feuch-
tigkeit an den trockenen Boden ab und koaguliert,
der Form der Grube angepaßt, zu runden Fladen.
Nach zwei Tagen wird der Gummi aus den Gruben
gesammelt. Jeder Baum wird während eines Jahres
in der Saison 30 mal angezapft; und bei jeder
Zapfung kann man auf einen Ertrag von 8 bis
10 g, also auf einen Jahresertrag per Baum von
240 bis 300 g trockenen Gummis rechnen.