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Personal ist von den Handelsfirmen in Cachoeira
und Säo Felix in genügender Zahl herangebildet
worden. Diese Arbeiter werden mit 3 bis 5 Mil-
reis pro Tag bezahlt.
Ein nicht unbedeutender Teil des Tabaks
wird in Cachveiro und Säo Felix zu Zigarren
verarbeitet. Dort befinden sich fünf große, zum
Teil mit allen Hilfsmitteln der Neuzeit aus-
gestattete Zigarrenfabriken. Neben diesen be-
schäftigen sich viele kleine Gewerbetreibende mit
der Herstellung von Zigarren und Zigaretten.
In den Zigarrenfabriken arbeiten etwa 3000 Per-
sonen; die größte, Dannemann & Co., deren
Inhaber Deutsche sind, beschäftigt 1000 An-
gestellte. Außer in Säo Felix besitzt diese Firma
auch in den in der Nähe gelegenen Orten Muri-
tiba und Maragugipe Fabriken. Die Danne-
mannsche Fabrik gehört mit ihren neuzeitlichen
Einrichtungen wohl zu den besten ihrer Art;
ihre Produkte haben sich einen Weltruf erworben.
Für die Zigarrenfabrikation werden haupt-
sächlich Mädchen verwendet, während die männ-
lichen Familienmitglieder sich dem Tabakbau
widmen oder als Tabaksortierer und Vorarbeiter
in den Fabriken beschäftigt sind. Infolge des
Kleinbetriebes im Tabakbau sind zahlreiche
Pflanzerfamilien vorhanden, aus denen genügend
Arbeitskräfte hervorgehen. Die Mädchen werden
schon mit dem achten Jahre in den Fabriken an-
genommen und beginnen mit der Fabrikation
ganz einfacher Zigarren, der sog. „Zigarrillos“;
mit den Jahren bilden sie sich dann zu sehr ge-
schickten Arbeiterinnen aus. Ihr Verdienst ist
1 bis 3 Milreis pro Tag. Heimarbeit, wie sie
in der Zigarrenproduktion anderer Länder üblich
ist, kommt hier wenig vor. Die Fabrikation wird
fast ausschließlich in eigenen Werkstätten besorgt,
und nur wenn eine besondere Überhäufung mit
Aufträgen vorliegt, wird die Hausindustrie zu
Hilse genommen.
Wohl in keinem Erwerbszweige Brasiliens ist
der Warenzeichenschutz so durchgeführt und hat so
vorteilhaft gewirkt, wie in der Tabakindustrie;
mit seiner Hilfe konnten sich die Fabrikate ein
festes Absatzgebiet erobern.
Die Qualität der brasilianischen Tabake ent-
spricht nicht dem Bedarf der dortigen Zigarren-
fabriken, denn der Geschmack des Publikums ver-
langt leichte und helle Tabake, besonders für die
Deckblätter, die bisher in Brasilien nicht produziert
werden konnten. Die vortigen Fabriken sind in-
folgedessen gezwungen, ausländischen Tabak mit
zu verarbeiten. Vorzugsweise wird solcher ans
Sumatra eingeführt.
Die Zigarren werden in Brasilien mit Hilfe
der Banderole versteuert. Zigarren bis zum
Werte von 80 Milreis pro Tausend zahlen 5 Reis,
solche von 80 bis 160 Milreis pro Tausend
10 Reis und solche von über 160 Milreis pro
Tausend 20 Reis pro Stück. Diese enorme Be-
steuerung hat zu einem blühenden System der
Defraudation geführt. Zahllose kleine Produ-
zenten stellen Zigarren her und vertreiben sie
ohne Banderole unter der Hand. In allen
Restaurants kann man von ihnen, direkt unter
den Augen der Behörden, Zigarren von oft sehr
guter Qualität für 3 bis 5 Milreis das Hundert
erstehen.
Für die Zigarettenfabrikation werden die
Tabakstengel fest in Stangen zusammengepreßt
und fein geschnitten; in den Handel kommen nur
die Stangen, das Schneiden besorgt sich jeder
einheimische Konsument selbst. Doch wird auch
eine ziemlich große Menge von Zigaretten für
den überseeischen Export gearbeitet. Jährlich
gelangen etwa 4000 bis 5000 kg fertige Zi-
garetten zum Versand.
Der Staat Säo Paulo.
Der Staat Säo Paulo umfaßt eine Fläche
von 290 876 qkm. Etwa 80 km von der Küste
des Atlantischen Ozeans entfernt erhebt sich das
Land bis auf 800 m über Meereshöhe und bildet
ein Plateau, das nach dem Innern allmählich
abfällt. Auf diesem Plateau entspringt eine große
Anzahl von Flüssen, deren Wasser nach dem
Innern des Landes, in das Gebiet des Rio
Paranäá abfließt. Unter diesen Flüssen ist der
Rio Tieté der bedeutendste. Je nach der Höhen-
lage ist die Temperatur verschieden. Während
in Santos an der Küste meist tropische Hitze
brütet, herrscht auf dem Plateau eine mäßige
Temperatur, die während der Wintermonate in
der Nacht sogar unter den Nullpunkt sinkt. Auf
dem Plateau ist als Jahresmittel-Temperatur
18 Grad, als höchste 35 und als niedrigste Minus
ein Grad festgestellt worden. Der Durchschnitts-
regenfall beträgt 1300 mm im Jahre. Die
größten Regenmengen fallen in den heißen
Sommermonaten (Dezember bis März), während
die Wintermonate (Juni bis August) meist trocken
sind. Die Einwohnerzahl des Staates wird jetzt
auf etwa 2½ Millionen Seelen geschätzt. Haupt-
sächlich besiedelt ist das Platean, während der
nördliche, niedriger gelegene Teil weniger bewohnt,
ja zum Teil noch ganz unbekannt ist.
Die auf dem Plateau gelegene Hauptstadt
Säo Paulo zählt jetzt etwa 250 000 Einwohner,
sie ist mit dem Hafenplatz Santos durch eine
kombinierte Bahn verbunden, die teilweise als
Nivean-, teilweise als Drahtseilbahn betrieben
wird. Die Höhe von 800 m wird auf einer