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(Hottentottenbier), das auf verschiedene Arten her-
gestellt werden kann. Vor allem braucht man dazu
bestimmte Wasserwurzeln und rote Beeren, die
das Aussehen unserer sog. Mehlsäckchen vom Weiß-
dorn haben und an einem mittelhohen Busche
wachsen. Diese Beeren schmecken wie Rosinen.
Das fertige Bier sieht aus wie Milch mit Wasser
verdünnt, schmeckt süßlich und macht schnell be-
trunken. Der Rausch hält lange an.
Am Hochzeitstag wird die Braut in die besten
Kleider eingehüllt, meist in ein halbes Dutzend
übereinander. Auch der Bräutigam zieht sich seine
besten Sachen an. Am begehrtesten sind hierbei
neue Beinkleider, die vorn bis an die Knie und
hinten am Gesäß mit buntfarbigem Tuch benäht
werden. Unentbehrlich ist der Hut mit dem
gelben Bande.
Sobald das Fleisch aufgegessen ist und auch
das Bier seine Schuldigkeit getan hat, beginnt
der Tanz.
Der Hottentott kennt deren mehrere. Bei
dem einen tanzen die Weiber und Männer zu-
sammen. Die Weiber beschreiben in kleinen
Schritten und langsamen Drehungen bestimmte
Windungen, während die Männer, die tollsten
Sprünge ausführend und mit möglichster An-
strengung aufstampfend, sich um ihre Schönen
drehen.
Die Musik, die bei den „kultivierten“ Einge-
borenen mit Zieh= oder Mundharmonika gemacht
wird, besteht draußen im Felde in dem melo-
dischen Gesang der Zuschauer.
Bei einem andern Tanz stehen die Weiber in
großem Kreise und klatschen rhythmisch mit den
Händen. Die Männer tanzen springend und
stampfend in dem Kreise herum. Um die Knöchel
haben sie einen Schmuck aus Erdnüssen (Gonib
genannt), die beim Zusammenklappen den Ton
der Kastagnetten erzeugen.
Diese Tänze, welche die sinnlichen Begierden
aufs Außerste anreizen, werden mit unglaublicher
Ausdauer bis in die späteste Nacht fortgesetzt.
Zum Schlusse hört man nur noch schlürfendes
Stampfen, Keuchen und Stöhnen.
Die mannigfachen Versuche der Missionare,
diese Tänze abzuschaffen, werden wohl nie von
Erfolg gekrönt sein.
Die Hottentotten sind ein äußerst musikalisches
Volk. Mit der schönsten Klangreinheit singen sie
mehrstimmige Lieder.
Von Musikinstrumenten ist mir nur eins be-
kannt. Das ist die vom Hottentott, Bergdamara
und Buschmann in gleicher Weise benutzte Manl-
trommel, auf Nama Kas. Sie besteht in einem
durch eine Sehne straff gespannten Bogen. Das
eine Ende des Bogens wird in den Mund ge-
nommen, wobei die Mundhöhle als Resonanz-=
boden dient. Gegen die Sehne wird mit einem
kleinen Stäbchen geschlagen, wodurch leise Tone
entstehen. Der Spielende hört diese Töne natürlich
laut. Uber Bogen und Sehne ist eine andere
Sehne gespannt, die sich mehr oder weniger weit
von dem einen Ende des Bogens entfernen läßt.
Hierdurch kann man verschieden hohe Töne her-
vorrufen.
Nach Aussage des ermordeten Farmers Roben
Duncan spielen die Eingeborenen häufig so lange
auf diesem Instrument, bis sie bewußtlos umfallen.
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G
Kommt man zu Simon Copper zu einer Be-
ratung, so verhält er sich zunächst völlig passiv.
Der einzige in seinem Besitz befindliche kleine
Holzschemel wird dem Gast angeboten. Diesem
gegenüber sitzt oder liegt Copper, die Pfeife im
Munde. Im Kreise umher stehen die stimm-
berechtigten Leute.
Hat Copper dem Ankömmling die Hand ge-
geben, so ist dieser zunächst keiner Gefahr aus-
gesetzt, da durch den Händedruck die Gastfreund-
schaft besiegelt wird. Bei Copper persönlich aber
muß man doch dauernd auf seiner Hut sein, da
er in seinen nicht seltenen Wutanfällen weder die
Gastfreundschaft noch den Rat seiner Vertrauens-
männer respektiert. Auch bei Beratungen ist sein
geladenes Gewehr stets schußbereit.
Zunächst wartet der Kapitän die Fragen des
Ankömmlings ab. ZJe nach Gefallen beantwortet
er diese oder auch nicht. Alle seine Antworten
enthalten eine Zweidenutigkeit. Nie wird er kliov
und klar mit Ja oder Nein antworten, sondern
sich stets eine Hintertür offen halten. Nach dem
alten Mort: „Was ich denk und tu, das trau ich
gern dem andern zu“, vermutet er auch bei jeder
Frage und Antwort des Weißen einen Doppelsinn.
Will Copper nicht sofort auf eine Frage ant-
worten, so wendet er geschickt das Gespräch auf
ein anderes Thema, um Zeit zum llberlegen zu
gewinnen.
Wer sich von vornherein eine freundschaftliche
Gesinnung des Kapitäns sichern will, der muß
unbedingt Rum und Tabak als Geschenk mitbringen.
Hat Copper bei einer Beratung etwas ver-
sprochen, so wird er es nur so lange halten, als
es ihm genehm ist. Er wird im Notfalle seine
völlige Unterwerfung versprechen, sicher aber die
erste sich bietende Gelegenheit benutzen, um sich
der Einlösung dieses Versprechens zu entziehen.
Er wird stets versuchen, seine persönliche Freiheit
zu wahren und sie bis zum Anußersten zu ver-
teidigen.
Durch die Gewissenlosigkeit einiger Händler
gelingt es ihm immer wieder, Gewehre und
Munition zu bekommen. Die verschiedensten