Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 906 20 
Wegen dieses Vorgehens gegen ihre kleinen 
Schuldner wurde die Leitung der genannten Bank 
heftig angegriffen und darauf hingewiesen, daß 
die Agricultural Bank doch gerade gegründet 
worden sei, um den Fellachen das Hinwegkommen 
über schlechte Zeiten zu erleichtern. Auch hierbei 
scheint vielfach übertrieben worden zu sein. Denn 
einmal soll erfahrungsgemäß der Fellache über- 
haupt erst zahlen, wenn ihm der Gerichtsvollzieher 
droht, und auf der anderen Seite kann man es 
der Bank nicht verdenken, wenn sie jetzt versucht, 
einen Teil ihrer Außenstände einzutreiben, nach- 
dem sie während des letzten Jahres gänzlich da- 
von Abstand nehmen mußte. 
Mit einer guten Ernte würde im Herbst auch 
der Import sich wieder heben, der für den Augen- 
blick, wie die Zolleinnahmen zeigen — 815 690 LE 
gegenüber 913384 im Vorjahre —, selbst im 
Vergleich zu dem sehr schlechten vergangenen 
Jahr noch erheblich zurückbleibt. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in San Stefano.) 
Verbrauch einhelmischer Baumwolle in russischen 
Baumwollspinnereien. 
Auf eine Umfrage der Redaktion der „Torg. 
Prom. Gazeta“ bei den Baumwollspinnereien in 
den wichtigsten russischen Rayons über den Ver- 
brauch von Baumwolle russischer Provenienz sind 
von den russischen Manufakturfabriken Auskünfte 
eingelaufen, aus denen hervorgeht, daß das Inter- 
esse für russische Baumwolle erheblich gewachsen 
ist, sogar in den Rayons, die früher nur ameri- 
kanische Faser und wenig russische Baumwolle 
verarbeitet haben. Der St. Petersburger Rayon 
verarbeitet allerdings infolge seiner geographischen 
Lage im Vergleiche zu anderen Teilen Rußlands 
die geringste Menge russischer Baumwolle, wenn 
auch hier der Verbrauch darin stetig zunimmt. 
In derselben Lage befindet sich auch der Rigaer 
Rayon, wo der Verbrauch von russischer Baum- 
wolle gering ist, da man hier amerikanische Faser 
verarbeitet. 
Außer diesen beiden Rayons, die am ent- 
ferntesten von den Produktionsgegenden der russi- 
schen Baumwolle belegen sind, folgen jedoch andere, 
deren Verbrauch russischer Baumwolle sehr be- 
deutend ist. So beträgt z. B. in einigen Fabriken 
in Lodz der Verbrauch amerikanischer Baumwolle 
nur noch 15 v. H. des ganzen Baumwollkonsums, 
während die übrigen 85 v. H. sich in nachfolgender 
Weise verteilen: 50 v. H. Fergana-Baumwolle, 
10 v. H. Buchara-Baumwolle (Chiwa), 25 v. H. 
trauskaukasische Baumwolle. Nach der Meinung 
  
einer dieser Fabriken könnte die russische Baum. 
wolle sogar die hohen Sorten amerikanischer 
Baumwolle (aus Texas und New Orleans) er- 
setzen, wenn die russische Baumwollfaser nech 
Länge und Stärke besser sortiert wäre. Infolge 
der Ungleichmäßigkeit der Faser läßt sich die 
russische Baumwolle zur Herstellung höherer Gam- 
nummern schwer verwenden. 
In einigen Fabriken des Moskauer Ranyonz 
beläuft sich die Verarbeitung von Fergana-Baum- 
wolle auf 70 v. H., von Buchara-Baumwolle da- 
gegen auf 14 v. H. 
Die Zunahme oder Abnahme des Verbrauch: 
russischer Baumwolle hängt von der Onalität der 
Ernten der russischen und amerikanischen Baum- 
wolle ab. Es macht sich die Notwendigkeit fühlbar. 
daß auf den Plantagen eine regelrechte Sortierung 
sowohl des Samens als auch der Baumwolle 
selbst vorgenommen werde. 
Eine der größten Manufakturen des Moskauer 
Rayons bemerkt, daß ihr Verbrauch an asiatischer 
Baumwolle 60 v. H. betrage und daß die Nach- 
frage nach russischer Baumwolle noch größer sein 
würde, wenn Mittelasien so viel Baumwolle pro- 
duzieren würde, um den Bedarf der Baumwoll- 
industrie Rußlands befriedigen zu können. 
(Nach der Torz. Prom. (liazeriln) 
Aussichten der indischen Baumwollernte 1909 10. 
Das erste Memorandum über die indische 
Baumwollernte für die Saison 1909,10, welches 
die Berichte aus den einzelnen Provinzen Britnch= 
Indiens als Unterlage hat, ist am 19. August 
d. Is. veröffentlicht worden. Die Gebiete, die in 
diesem Gesamtberichte behandelt werden, hanen 
im Durchschnitt der fünf mit 1907/03 abschließen- 
den Jahre eine Baumwollanbaufläche von 
15 380 000 Acres und machten 75 v. H. der 
gesamten in Britisch-Indien mit Baumwolle be- 
stellten Flüche aus. Das Memorandum bezieht 
sich indessen in der Hauptsache auf die Frühernte 
und enthält nur Angaben über die Anbaufjläche. 
Als Ergebnis wurde eine Fläche von 
12356000 Acres gemeldet gegen 11901000 Acres 
zur entsprechenden Zeit im Vorjahre. Darau- 
ergibt sich eine Zunahme um fast 4 v. H. 
Ein Versuch, den voraussichtlichen Ermag für 
die kommende Ernte abzuschätzen, ist nicht gemacht, 
worden; aber im allgemeinen, abgesehen von 
einzelnen Teilen Bombays, wurde der Stand der 
Saaten als gut oder ziemlich gut gemeldct. 
Die Schätzung gibt die Anbaufläche für den 
Monat August 1909 folgendermaßen an:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.