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des Beispiel dafür erlebte ich einst in Togo, als ich
vorübergehend neben der Leitung des Nachtigal-
Krankenhauses auch die Geschäfte des Bezirks-
amtes von Anecho zu versehen hatte. Ein
Schwarzer aus einem nahen Lagunendorfe mußte
wegen irgend einer verhältnismäßig harmlosen
Dieberei verhaftet werden. Dem ihm nach-
gesandten Polizeisoldaten widersetzte er sich und
versuchte schließlich über die nicht ferne französische
Grenze nach Dahomey zu entkommen. Der Soldat
gab einen scharfen Schuß auf ihn ab und ver-
wundete den armen Teufel schwer am rechten Arm
und Brustkorb. Als Bezirksamtmann hatte ich
ihm einige Monate Kettenhaft zuzudiktieren, als
Arzt mich seiner Verletzung zu widmen. Ungefähr
ein halbes Jahr später — ich hatte die Bezirks-
amtsgeschäfte schon längst wieder abgegeben —
kam der alte Bekannte, der inzwischen neben seiner
Gesundheit auch seine Freiheit wiedererlangt hatte,
bei mir im Nachtigal-Krankenhause an, hinter sich
ein Zicklein an einem Stricke zerrend: „Als Sebeto
(Herr von Sebe — Bezirksamt) hast du mich an
die Kette gebracht, als Doktor mich gesund ge-
macht, und dafür will ich dir eine Ziege schenken.“
Aber nicht nur für einzelne Kranke, sondern
ebenso für volksgesundheitliche Ziele, diese, wie
wir sahen, kolonialwirtschaftlich wichtigere Seite
der hygienischen Fürsorge, kann der alleinstehende
Beamte sehr viel in seinem Wirkungkreise tun.
Hier kann allerdings seine Tätigkeit weniger auf
die Behandlung als auf die Verhütung von Krank-
heiten und Seuchen ausgehen. Beinahe täglich
wird er Gelegenheit haben, sich in dieser Richtung
zu betätigen, ohne große Opfer an Zeit und ohne
erhebliche Kosten; wenn er z. B. dahin wirkt, daß
seine Gefangenen, seine Steuerarbeiter genügend
verpflegt werden und zweckmäßig untergebracht
find, daß ansteckende Kranke unter ihnen abgeson-
dert werden, wenn er für gutes Trinkwasser in den
Ortschaften seines Bezirkes sorgt, wenn er Kinder,
Kranke und Schwächlinge streng vom Karawanen-
dienste fernhält, wenn er auf Sauberkeit in den
Törfern hält, wenn er die auch von einem Laien
zu bewältigende Durchimpfung seiner Eingebo-
renen in sein Programm aufnimmt, wenn er bei
einer beginnenden Epidemie eine rasche und voll-
kommene Absperrung des Herdes durchführt
u. a. m.
Die Engländer bringen in ihren westafrika-
nischen Besitzungen die Forderungen der Verwal-
tung und der hygienischen Fürsorge häufig so in
Einklang, daß sie Arzten gleichzeitig die Verwal-
tung eines Bezirkes übertragen, ein Verfahren,
das mir in je einem Falle auch in Togo, Kamerun
und Deutsch-Ostafrika bekannt ist (Regierungsrat
Dr. Kersting-Sokode, Dr. Mansfeld-Ossidinge und
Dr. Kandt-Ruanda). Inwieweit diese zu Verwal-
tungsbeamten gewordenen Arzte neben ihrer Ver-
waltungstätigkeit hygienische Aufgaben praktisch
pflegen können, habe ich persönlich zu beurteilen
nicht Gelegenheit gehabt, außer im Sokode-Bezirke
Togos, dessen Leiter bei aller Verwaltungsstrenge
in vorbildlicher, unübertrefflicher, fast väterlicher
Fürsorge für seine Schwarzen gerade die großen
volksgesundheitlichen Fragen unausgesetzt im
Auge behält.
Ziehen wir zum Schlusse die englischen und
französischen Kolonien zu einem summarischen
Vergleiche für die kolonialärztliche Tätigkeit
heran, so müssen wir sagen: in der wissenschaft-
lichen Forscherarbeit der Tropenhygiene und in
der Ausübung ärztlicher Praxis halten wir in
unseren deutschen Kolonien- jedem Vergleiche
stand; aber im Maße praktisch geleisteter Arbeit
auf dem Gebiete der kolonialen Eingeborenen-
hygiene stehen wir, wenigstens in Westafrika, zu-
rück. Das muß frei und ehrlich erkannt und aus-
gesprochen werden; denn damit tun wir den ersten
Schritt zur Besserung. Es sind ganz gewaltige
Aufgaben, die in der Volkshygiene ihrer Lösung
harren, und ihrem Wesen nach sind es wirtschaft-
liche Aufgaben. Viel geduldige Arbeit wird ge-
leistet werden müssen in planmäßigem aufs Ziel
gerichteten, harmonischen Streben aller daran Be-
teiligten.
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Kamerun.
Viehkhontrollstation in Öschang.
Die kühle und gesunde Höhenlage des Bezirks
Dschang mit seinen weiten, der Nutzung harrenden
Grasflächen und die mit dem Ausbau der Nord-
bahn gesicherten Verkehrs= und Absatzbedingungen
haben Veranlassung gegeben zu der Einrichtung
eines Depots von bis jetzt etwa hundert Stück
ausgesuchten Adamaua-Viehs auf dem Vorwerk
Djuttitsa von Dschang, dessen weitere Ausdeh-
nung für die nächsten Jahre ins Auge gefaßt ist.
Diese Herde soll dem dort stationierten Tierarzt
Gelegenheit zum Studium der hier heimischen
Viehseuchen bieten und dann in erster Linie
die Grundlage bilden zu einer systematischen Zucht