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kommenden Keime ab und richten so viel Unheil
an. Die Saatbeete müssen also sehr geschützt
angelegt und durch Drahtgeflecht oder Matten
gegen diese Angriffe geschützt werden. Die Samen
legt man flach, mit der gewölbten Seite nach
unten, etwa 1 cm tief in den Boden und zwar
in Abständen von etwa 2 cm. Haben die Samen
gekeimt, was nach 10 bis 15 Tagen eintritt, so
nimmt man die jungen Pflanzen, wenn sie eben
anfangen die ersten Blätter zu bilden, heraus
(mit dem Samen!) und pikiert wie in den Baum-
schulen in Deutschland auf ein gut vorbereitetes
freies Stück Land in Abständen von 30 cm in
den Reihen und 50 cm zwischen den Reihen.
Hier bedürfen die Pflanzen nur in den ersten
Tagen des Schattens, aber auch nur, wenn die
Sonne stark scheint.
Wenn die Pflanzen den dritten Trieb zu
machen beginnen, sie sind dann etwa ½ m hoch,
kann man sie an ihren definitiven Standort
bringen, Hevea bildet eine bedeutend mächtigere
Krone als Kickria und muß deshalb in bedeutend
weiteren Abständen gepflanzt werden.
Man pflanzt auf gutem Boden in Abständen
von 9 Lm im Verbande, auf schlechtem Boden
in Abständen von 7XC 7 m im Verbande.
Krankheiten der Heveabäume sind bis jetzt
in Kamerun nicht bekannt geworden, sollten solche
sich auf irgend einer Station zeigen, so ist sofort
die Versuchsanstalt davon zu benachrichtigen und
das nötige Untersuchungsmaterial dorthin ein-
zusenden.
UÜber die in den Kulturen vorgenommenen
Arbeiten muß das „Landwirtschaftliche Tagebuch“
so genau Auskunft geben, daß der sich daraus
ergebende Jahresbericht ein klares Bild von dem
Stand der Kulturen, deren Umfang und den auf-
gewandten Kosten gibt.
Gewinnung und Aufbereitung des
Kautschuks. Sind in der Umgebung der Station
oder überhaupt im Tätigkeitsbereiche der Beamten
wilde ausnützbare Kautschukbestände vorhanden,
so hat der Beamte die Eingeborenen in der ge-
bräuchlichen Zapfmethode, nämlich dem Längs-
schnitt, wie es ihm bei seiner Tätigkeit in der
Versuchsanstalt in Viktoria gezeigt wurde, zu
unterrichten (siehe auch Anlage 1). Hierbei
wird er selbst Bäume anzapfen. Die günstig-
sten Stunden zum Anzapfen sind die frühesten
Morgenstunden und die Stunde vor Sonnen-
untergang. In den übrigen Stunden liefern
freistehende Bäume fast gar keinen, im Bestande
stehende auffallend geringe Erträge an Kautschuk.
Da uns die Erträgnisse wilder Kickrien in den
verschiedenen Bezirken noch sehr wenig bekannt
sind, so kann der Beamte durch gewissenhafte
Ausfüllung des anliegenden Formulars sehr viel
zur Förderung unserer Kenntnis der Kickxia
elastica beitragen.
Es sei hier darauf aufmerksam gemacht,
daß nur eine wahrheitsgetreue, gewissenhafte Auf-
zeichnung Wert besitzt und daß geschätzte oder
unbegründete Angaben besser unterbleiben, da sie
nicht nur keinen Wert haben, sondern auch ge-
eignet sind, falsche Ansichten zu verbreiten.
Sämtliche derartige Versuche werden am
besten von dem Beamten selbst und nicht durch
Farbige ausgeführt. Die Beamten werden mit
den hierzu nötigen Gerätschaften ausgerüstet und
haben für deren Instandhaltung zu sorgen.
Die ausgefüllten Formulare über die Auf-
bereitungsversuche sind an die Versuchsanstalt für
Landeskultur in Victoria zu übersenden.
Die Aufbereitung der Kautschukmilch geschieht
nach der auliegenden Anleitung. (S. Anl. 1.)
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschatt.)
I. Handelsbericht.
Das Jahr 1909 kann für unsere Handels-
saktoreien als erfolgreich bezeichnet werden. Die
günstigen für Produkte erzielten Preise im Verein
mit einem durch die gestiegenen Baumwollpreise
geförderten Absatz von unseren Warenlagern, er-
möglichten es der Generalvertretung in Ostafrika,
mit einem Gewinn von 358 763,40 ¼ gegen
294 802,13 für das Jahr 1908 abzuschließen.
Die Warenlager sind vorsichtig ausgenommen;
zur Sicherung eventuell gefährdeter Außenstände
find dem Delkrederekonto in Ostafrika 80 353,67 Rs.
zugeführt. Durch das lebhafte Geschäft konnte
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1909.
eine Verringerung der Lager erreicht werden,
und ein befriedigender Eingang der Außenstände
ermöglichte einen Rückgang des in Ostafrika be-
schäftigten Kapitals von 5 318 918,44 auf
4 611 838,95 , so daß unsere Liquidität trotz
der Ausdehnung unserer geschäftlichen Unter-
nehmungen recht befriedigend ist.
Die in unserem letzten Bericht in Aussicht
gestellte Besserung bei unseren Niederlassungen
auf Madagaskar ist erfreulicherweise eingetreten.
Diese Niederlassungen konnten mit einem Gewinn
von 76 320,20 J nach einer 4 prozentigen Ver-
zinsung des arbeitenden Kapitals abschließen.
Das lebhafte und gesündere Geschäft auf Mada-
gaskar ließ eine weitere Einschränkung unserer
Engagements als nicht notwendig erscheinen. Das