Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die hauptsächlichsten Krankheiten der Eingeborenen 
sind: Malaria, Lungenentzündung in der kalten 
Zeit, Blutarmut, die durch einen Eingeweide- 
wurm erzeugt wird und oft zum Tode führt, 
Geschlechtskrankheiten. 
Wenn man früher annahm, daß das Ambo- 
land noch ziemlich rein von Geschlechtskrankheiten 
sei, so ist dies leider ein Irrtum. Gonorrhoe und 
vor allem Syphilis werden von den aus den 
Minen zurückkehrenden Arbeitern sehr häufig ein- 
geschleppt. Welche Gefahr hierin für die 
Volkskraft ruht, liegt auf der Hand. Es ist da- 
her erfreulich, daß dem Lazarett, das nur über 
ganz geringe Mittel verfügt, vom Gouvernement 
sofort Mittel zur Verfügung gestellt worden sind. 
Jetzt ist nämlich die Fortpflanzungskraft aller 
Ovambostämme noch sehr groß. Die Familien 
sind kinderreich (4 bis 6 Kinder) und üÜMberall 
sieht man erfreulicherweise zahlreiche Kinder um 
die Werften spielen. 
Ein Tag wurde ferner benutzt, um uns den 
gerade eifrig betriebenden Fischfang anzusehen. 
Bekanntlich kommen mit dem abkommenden 
Omuramba aus dem Kunene sehr viele Fische 
herunter, die sich beim Auftrocknen des Landes 
in den Niederungen, Vleys und Brunnen sammeln. 
Zu dieser Jahreszeit waren nur noch südwestlich 
des Ondongagebiets fischhaltende Teiche vor- 
handen; in allen underen Stammesgebieten waren 
die Vleys und Brunnen bereits teils ausgetrocknet, 
teils abgefischt. Nach einem Ritt von etwa 32 km 
durch die baumlose Grassteppe südlich des On- 
dongagebiets kamen wir zu einem etwa 1,5 km 
breiten und langen Teiche, an dem wir 500 bis 
600 Männer beim Fischen trafen. In langen 
Schützenlinien wurde der Teich, der noch nicht 
50 em tief war, durchquert, wobei die aufge- 
scheuchten Fische (fast stets Welse) mit Speeren 
erlegt werden. Zu Hunderten hing auf Stangen 
am Ufer des Teiches der Fang zum Trocknen. 
Das Wasser war so salzhaltig, daß unsere Pferde 
es verweigerten. Ein zweiter Teich, in dem noch 
nicht gesischt wurde, lag etwas westlich vom 
ersten. 
Durch diesen Fischfang wurde die bereits be- 
ginnende Hungersnot gelindert, die infolge der 
sehr schlechten Ernte sonst jetzt schon in Ondonga 
eingetreten wäre. 
Am 30. Juli erhielt ich durch Boten die Nach- 
richt von der angeblichen Vernichtung der Kolonne 
v. Frankenberg. Im Amboland wußte man 
bei keinem Stamme etwas von diesen Vorgängen. 
Ein Verkehr zwischen dem Amboland und dem 
Okawango besteht überhaupt so gut wie gar nicht. 
Nur die Owakuanguari sind im Ambolande noch 
bekannt. Libebe kannte kaum einer dem Na- 
men nach. 
  
Nachdem wir noch Kambonde und Amtaleni 
Lebewohl gesagt hatten, zogen wir am 2. August 
weiter nach Ukuanjama, bei dessen Häuptling 
Mandume wir uns angesagt hatten und von 
dem wir willkommen geheißen waren. 
Nach Ukuanjama führen von Ondonga zwei 
Wege, der eine (der östliche) über Onipa, 
Nuisila nach Namakunde in Ukuanjama, der 
andere über Ondangua nach Namakunde 
böw. Omatemba in Ukuanjama. Beide Wege 
sind gut ausgefahren und auch nachts zu erkennen. 
Wir zogen den östlichen Weg. Je mehr man 
sich der nördlichen Stammesgrenze näherte, um 
so mehr trat allmählich Busch und Wald auf, bis 
man schließlich im reinen unbesiedelten Wald war. 
Am anderen Morgen waren wir bereits bei den 
ersten Ukuanjama-Werften. In einem verhältnis- 
mäßig gut gezeichneten, rechts und links von 
einer ununterbrochenen Reihe von Werften und 
Feldern umsäumten Omuramba zogen wir dahin. 
Am vierten Morgen waren wir auf der Missions- 
station Namakunde, die von Herrn Tönjes an- 
gelegt ist. Mit Glockenläuten und Gesang empfing 
ihn seine alte Gemeinde. 
Die politische Lage, die ich in Ukuanjama 
vorfand, war kurz folgende: Seit etwa einem 
Jahr ist Häuptling von Ukuanjama der zweiund- 
zwanzigjährige Mandume, der Neffe seines 
Vorgängers Nande. Die Mission sah seinem 
Regierungsantritt mit Besorgnis entgegen, da er 
sich bis dahin durch seine Gewalttätigkeiten und 
Grausamkeiten einen sehr schlechten Namen ge- 
macht hatte. Jedoch war Mandume wie aus- 
gewechselt, sowie er die Häuptlingswürde über- 
nahm. Die große Verantwortung, die plötzlich 
auf seinen Schultern lastete, muß auf ihn einen 
sehr guten Einfluß gehabt haben. Er trat sofort 
der Nandeschen Lotterwirtschaft, unter der die 
raublustigen Großleute taten was sie wollten, 
streng entgegen. Ruhe und Frieden kehrten schnell 
in das recht zuchtlose Ukuanjama zurück und die 
Unterdrückungen des armen Mannes hörten auf. 
Einen Onkel, der ihm nicht gehorchen wollte, ließ 
er kurzer Hand erschießen, und sein früherer Ruf 
der Rücksichtslosigkeit verschaffte ihm schnell Au- 
torität und Gehorsam. In seinem schroffen Auf- 
treten gegen die Großleute und Beschützen des 
kleinen Mannes liegt ein gewisses Buhlen um 
die Liebe und Anhänglichkeit des Volks. Diese 
kann für Mandume eines Tages sehr nötig sein. 
Der Zuzug von Ovaknanjama als Arbeiter 
zu den Minen wurde eine Zeitlang durch eine 
Differenz zwischen Mandume und Kambonde sehr 
erschwert. Im Mai (7) war nänmlich ein On- 
donga-Mann in Ukuanjama ermordet, sein Gewehr 
einfach zurückbehalten worden. Als Kambonde 
durch einen Boten bei Mandume aufragen ließ,
	        
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