Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Ich bemerke, daß von den Ukuanjama etwa 
20 000 auf deutschem, 60 000 auf portugiesischem 
Gebiet sitzen. 
Diese Tabelle gibt uns sehr viel Fingerzeige: 
1. Ondonga hat sicher mehr als 25000 Ein- 
wohner, denn 10 v. H. der ganzen Bevölkerung 
werden kaum zur Arbeit gehen. Dasselbe möchte 
ich von Ukuambi sagen. 
2. Ongandjera, Ukualuisi, Ukualukasi und 
Ombarantu, deren Bevölkerung ganz gewiß nicht 
überschätzt ist, können bedeutend mehr Arbeiter 
stellen. Ukualukasi und Ombarantu stellen über- 
haupt keine Arbeiter. 
Hier muß die Arbeit des Regierungsvertreters 
einsetzen, der das nächste Mal das Amboland 
bereist. 
3. Das portugiesische Amboland stellt uns 
jetzt schon fast die Hälfte sämtlicher Arbeiter. Nach 
der Tabelle sind es: ¾ von 4000 Ukuanjama — 
3000, von Ombandja 348, von Humbe 12, zu- 
sammen 3360 Arbeiter. Wenn man die Listen 
über den Ovamboverkehr weiter bis zum 1. Sep- 
tember d. J. verfolgt, wird der Prozentsatz, den 
Portugiesisch-Amboland stellt, noch größer. 
Wie können wir den Arbeiter-Zuzug ver- 
größern? Die beste Propaganda für größeren 
Zuzug ist die Ovambo-Anwerbe-Verordnung vom 
15. März d. J. Auch in den entferntesten Werften 
ist es bekannt, daß die Ovambo jetzt freie Bahn- 
reise hin und zurück und freie Verpflegung er- 
halten. Ganz besonders müssen wir darauf 
drücken, daß die Ovambo von ihren Arbeitgebern 
richtig behandelt werden. Hier muß vor allem 
vom Eingeborenen-Kommissar in Lüderitzbucht auf- 
gepaßt werden. 
Eine große Kalamität bei der Ovamboarbeiter= 
frageist die Unregelmäßigkeit des Nachschubs. Außer 
der Felderbestellung, die nicht etwa allein der 
Frau obliegt, sondern in allen Stämmen (außer 
Ukuanjama) ebensosehr dem Manne, sind es oft 
Reibungen, die den Zuzug plötzlich versiegen 
lassen, z. B. Differenzen zwischen den Häuptlingen 
(Mandume — Kambonde), Raubzüge Ipumbos, 
Hungersnot usw. 
Man hat nun oft versucht, den Zuzug dadurch 
regelmäßiger zu machen, daß man den Häupt- 
lingen das Anerbieten machte, gegen Entgelt eines 
Kopfgeldes pro Arbeiter monatlich so und soviel 
Leute zu stellen. Ich halte dieses Mittel für sehr 
zweischneidig. Man würde den Ovambo, die 
jetzt freiwillig zur Arbeit kommen, die erzwungene 
Arbeit nicht gerade begehrenswerter machen. Die 
ganze „Sachsengängerei“ der Ovambo ist noch 
jungen Datums, kaum vier Jahre alt, und hat 
sich in dieser kurzen Zeit sehr entwickelt. Ich 
möchte daher raten, diese Entwicklung ihren 
natürlichen Gang weitergehen zu lassen. Es muß 
  
Sache des Eingeborenen--Kommissars in Lüderitz- 
bucht sein, die Ovambo, deren halbjähriger Kon- 
trakt abgelaufen ist, zur Verlängerung zu be- 
wegen. Das beste Mittel, den Zuzug der Ar- 
beiter stärker werden zu lassen, ist: den Leuten 
Bedürfnisse beibringen! Bedürfnisse sind ja der 
stärkste Antrieb zur Arbeit und zur Entwicklung 
des Erwerbssinns. 
Hungersnot ist auch in diesem Jahre im 
Ambolande ausgebrochen. Während 1908/1909 
das Korn infolge zu vielen Wassers ertrank, konnte 
es in diesem Jahre infolge zu geringen Regen- 
falls nicht aufkommen. Während meiner An- 
wesenheit herrschte bereits Hungersnot in Ukuambi, 
Ongandjera, Ukualuisi und Ukualukasi. In Uku- 
anjama war die Ernte etwas besser, ferner sind 
gerade in diesem Gebiet sehr viele Fruchtbäume 
vorhanden; Ondonga konnte sich noch hinhalten 
durch Fische. Aber auch bei diesen beiden 
Stämmen werden vom November ab keine Lebens- 
mittel mehr vorhanden sein. Bei einzelnen 
Stämmen sah ich jetzt schon Hungergestalten, die 
einen wirklich jammern konnten. Es ist daher 
gut, daß das Gouvernement eine Hilfsaktion ins 
Werk gesetzt hat. Manch wertvolles Eingeborenen- 
leben wird dadurch gerettet. 
Gewehre haben die Ovambos sehr viele, 
natürlich meistens Vorderlader. Munition ist an- 
scheinend knapp. Die Bedeutung der Bewaffnung 
bei diesen Eingeborenen-Stämmen liegt nicht im 
Gewehr, sondern im Speer. 
Für die Errichtung einer Station im Ambo- 
lande würde mir das Waldgebiet zwischen On- 
donga, Okuambi und Ukuanjama, von wo man 
zu jedem Häuptlingssitz nicht über 50 km ent- 
fernt ist, am geeignetsten erscheinen. Ich bin 
überzeugt, daß der großen Masse des Volkes die 
Errichtung einer Station willkommen wäre, da 
lbergriffe und Grausamkeiten der Häuptlinge und 
Großleute dann für immer aufhören würden. 
* * 
  
Einem Bericht des Eingeborenen-Kommissars 
Tönjes über die gleiche Dienstreise ins 
Amboland entnehmen wir noch folgende Einzel- 
heiten: 
Unser erster Besuch in Ondonga galt der 
Häuptlingsmutter Namutaleni, einer Schwester 
des zuletzt verstorbenen Häuptlings Kambonde II. 
Ihr Sohn, Kambonde ka Hangula, regiert heute 
als Dritter dieses Namens in Ondonga. Auf die 
Nachfrage nach dem augenblicklichen Verhältnis 
der verschiedenen Stämme untereinander erhielten 
wir die Antwort: „Überall ist Friede, und wir 
haben nichts zu fürchten, nur die beiden im He- 
rerolande — er meinte die im Süden befindlichen 
Söhne Itopes, Kambonde und Martin — machen
	        
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