Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Kaum 200 m davon auf dem Jänepei ge- 
nannten Platz angekommen, empfing er zwei 
Bauchschüsse, dann ist er hingestürzt und von dem 
genannten Jomatau durch einen Schuß in den 
Kopf getötet worden. Die Leiche ist durch Messer- 
hiebe entstellt, der linke Unterarm abgehackt 
worden. Der Sekretär Brauckmann floh zurück, 
um das Boot zu erreichen; man hat ihn drei- 
mal angeschossen und im Wasser durch Messerhiebe 
umgebracht. Die beiden Diener sind ins Dickicht 
geslohen und entkommen. Als man in der 
Mission die Schüsse vernahm, versuchte der Pater 
Superior aus dem Hause herauszukommen. Er 
wurde aber sofort von einem Eingeborenen be- 
droht, der auf ihn anlegte. Der Schuß versagte 
aber zweimal, und eingeborenen Frauen, die sich 
vor ihn warfen, sowie treugebliebenen Männern 
gelang es, beide Patres zu retten, indem man 
sie in die Kirche brachte und dort schützte. 
Währenddessen haben sich nun die Eingeborenen 
auf Hollborn und Häfner gestürzt, die in das 
Boot flüchten wollten. Hollborn, der sich mit 
einem Revolver zu verteidigen versucht hat, ist 
durch einen Messerhieb getötet worden. Häfner 
wurde erschossen. Die Bootsbesatzung, die aus- 
geharrt hatte, um die Europäer zu retten, ist 
teils erschlagen, teils erschossen worden. Einem 
gelang es, schwimmend zu entkommen. Fünf 
haben ihren Tod gefunden. (Einer war noch im 
Kanoe nachgeschickt worden.) Die Namen der 
Mörder sind durch Berichte von Augenzeugen 
bekannt geworden; doch sind mit wenigen Aus- 
nahmen fast alle Männer der Insel Jekoy und 
dazu noch mehrere andere, von der Hauptinsel 
stammende als mitbeteiligt anzusehen. 
Kurz nach Ablauf dieser Ereignisse drangen 
durch hergeeilte Frauen Gerüchte davon in die 
Kolonie. Auch Dr. Girschner vernahm davon, 
wie er mit Arbeiten im Krankenhause beschäftigt 
war, schenkte aber dem vermeintlich übertriebenen 
Gerede keinen Glauben, als seine Frau erschien 
und ihm das Unerhörte mitteilte, was sie von 
einer Augenzeugin vernommen hatte. Daß auf 
Jekoy wirklich irgend etwas Unheilvolles vor- 
gegangen sei, darüber herrschte nun kein Zweifel, 
doch bestand über die Einzelheiten noch Ungewiß- 
heit. Dr. Girschner beschloß daher, sofort an 
Ort und Stelle zu fahren, und setzte sich in ein 
Fahrzeug, begleitet von seiner Frau, die ihn 
unter keinen Umständen allein fahren lassen 
wollte. Schon sah er das Regierungsboot mit 
der Flagge einige hundert Meter vor sich liegen 
und befahl, darauf hinzusteuern, als er auf zwei 
Kanoes aufmerksam wurde, die weiter vom Lande 
fort lagen, und deren Insassen lebhaft winkten. 
Es waren die beiden Patres, die eben noch dem 
Tode entronnen waren. Er fuhr an sie heran 
  
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und erfuhr, daß alles vorbei sei, und die ganze 
Bevölkerung sich in großer Aufregung befinde- 
Bei dem außerordentlich leidenschaftlichen Cha- 
rakter der Eingeborenen war nichts zu machen. 
Dr. Girschner begab sich daher in die Kolonie 
zurück. Das Boot wurde weder beschossen noch 
von Kanoes verfolgt. 4 
In der Kolonie herrschte naturgemäß große 
Bestürzung und Verwirrung. Frau Regierungs- 
rat Böder fragte verzweifelt nach ihrem Manne 
und bat dringend um Maßnahmen zu seiner 
Rettung. Die Patres unterzogen sich der schweren 
Aufgabe, ihr allmählich die Wahrheit beizubringen- 
Sie wurde dazu bewogen, die Nacht in der Ko- 
lonie mit ihren Kindern zu verbringen und ihre 
gut 600 m von der Kolonie gelegene Wohnung 
zu räumen. Die Lage war nun außerordentlich 
kritisch. 
Es waren nur 50 Polizeisoldaten vorhanden, 
der Umfang der Kolonie beträgt aber gegen 2 km, 
nur ein kleiner Teil der ehemaligen Befestigungs- 
mauer steht noch, das übrige ist entweder ab- 
gerissen worden oder von selbst verfallen, die 
Ungebung stark verwachsen und stellenweise, so 
5. B. hinter der katholischen Kirche, durch Schuppen, 
Neubauten und Steinhaufen wenig übersichtlich, 
heranschleichenden Feinden gute Deckung bietend- 
Um die Kolonie und das Leben der Weißen zu sichern, 
bedurfte es gegen die etwa 200 Mann starken 
Aufrührer Hilfskräfte. 100 Karabiner mit aus- 
reichender Munition waren noch vorhanden, und 
mit diesen beschloß Dr. Girschner, die treu ge- 
bliebenen Eingeborenen der Insel zu bewaffnen · 
Er schickte noch in der Nacht deswegen an alle 
Häuptlinge Briefe mit dem Geheiß, in die Ko- 
lonie mit sämtlichen waffenfähigen Männern zu 
kommen und ihn zu unterstützen. Alle folgten 
dieser Aufforderung unverzüglich. Noch in der- 
selben Nacht kamen Kanoes von Mctalanim und 
von der Landschaft U; das etwas entferntere Kili, 
wo die Boten erst am nächsten Tage eingetroffen 
waren, folgte später. Die Maßregeln waren 
dringend notwendig, wie sich schon am 19. in 
der Frühe zeigte. Zu dieser Zeit zeigten sich im 
dem Hause des Bezirksamtmannes (Peilapalap 
Bewaffnete, die dort Gewehre erbeuten wollten- 
Sofort ging die Polizeitruppe gegen sie vor, 
konnte aber keinen der Feinde erreichen. 
ergab sich, daß viel Hausrat zerstört und auch 
manches geraubt war. Auch in den folgenden 
Nächten wurden diese Besuche wiederholt, ohne 
daß es gehindert werden konnte. Es galt nun, 
die vorhandenen Verteidigungskräfte zu orgamt- 
sieren und die nötigen Befestigungen zu errichten. 
Von Beamten in der Kolonie lebte nur noch der 
Polizeimeister Kammerich, der Landmesser Dul 
war in Metalanim beschäftigt gewesen und kam
	        
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