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hier am 19. d. M. an. Beide haben in der
langen, folgenden Zeit unermüdlich Dienst getan
und wochenlang keine Nacht geschlafen. Es
waren erschienen von Metalanim über 200 Leute,
von U über 170, von Kiti gegen 100 mit
sämtlichen Häuptlingen. Alle alten Feindschaften
waren vergessen, der Nanmariki von Kiti nebst
den Jon en Kiti, dem Naneken usw. wohnten
mit Nanpei en Kiti zusammen in dessen Hause,
die übrigen Häuptlinge nahmen in der Wohnung
Dr. Girschners Quartier und speisten an seinem
Tische. Erfreulicherweise schloh sich auch das
latholische Nöt uns an, was um so anerkennens-
werter war, als seine Bewohner durch enge
Familienbande mit Jekoy vereinigt sind; sie wur-
en in die katholische Mission zur Bewachung der
Patres gelegt. Auch das katholische Auak, das in
Ibanischer Zeit mit Jekoy und Nöt vereinigt gegen
die anderen Landschaften gekämpft hatte, stellte
sich zur Verfügung, so daß man glücklicherweise
von einem Religionskriege nicht sprechen kann.
Diese günstigen Umstände sind in der Hauptsache
er Einwirkung der katholischen Mission zu-
zuschreiben, deren Superior dem Dr. Girschner
immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.
uch der protestantische Missionar Hagenschmid
hatte seine Frau in Metalanim zurückgelassen
und unterstützte ihn in sehr wirkungsvoller Weise,
indem er nicht allein in seinen Predigten die
Teute zur Treue und Ausdauer ermahnte,
londern auch Befestigungsarbeiten leitete und
mit der Flinte allnächtlich Wache ging. Jeder
ngeborene erhielt nun als Waffe ein langes
Haumesser und je 15 von einer Landschaft einen
Karabiner. Mit diesen wurden auch zuverlässige
anilaarbeiter, Trucker und Mortlocker aus-
gerüstet. Der Rest der Schußwaffen wurde an
ie Jaluitstationen auf Langar abgegeben, deren
age auch sehr bedrängt war.
Zu Anfang herrschte nun zwar noch ziemlicher
Kleinmut. Die mit den hiesigen Verhältnissen
nicht vertrauten Europäer brachten den eingebo-
renen Hilfstruppen wenig Vertrauen entgegen;
Vr. Girschner wurde schriftlich und mündlich be-
türmt, die Kolonie aufzugeben und mit den Sol-
aten nach Langar zu ziehen. Er ließ sich hier-
urch in seinen Entschlüssen jedoch nicht beeinflussen,
und es gelang ihm auch bald, allen Vertrauen
und Zuversicht einzuflößen. Es wurde nun fleißig
. den Befestigungen gearbeitet. Steinwehren
nurden aufgeführt, überall Stacheldraht gezogen
nd die nächste Umgebung geklärt. Gute Dienste
gesen auch in einiger Entfernung nachts auf-
64 stellte abgeblendete Laternen. Die Eingeborenen
geste Landschaft erhielten einen von ihnen selbst
zutellen Anführer und bestimmte Plätze, die sie
er keinen Umständen verlassen durften. Abends
zogen sämtliche auf Wache, die mit Schußwaffen
Ausgerüsteten wurden um Mitternacht abgelöst,
die Messerreserven lagen etwas weiter zurück in
kleinen Regenschutzhütten. Die Jekoyleute um-
schlichen allnächtlich die Verteidigungsstellungen,
wagten aber keinen allgemeinen Angriff. Gefeuert
wurde auf Herumschleichende freilich fast all-
nächtlich. Auch Langar hielt sich; mehrmals
wurden dorthin nachts bewaffnete Kanoes und
Boote zu Hilfe geschickt, sobald das verabredete
Laternensignal erschien. Die Verpflegung einer
so großen Menschenmenge, die ja fortdauernd hier
seit dem Unglückstage sich aufhalten muß und sich
selbst nicht Verpflegungsmittel aus den entlegenen
Teilen der Insel beschaffen kann, machte natürlich
viel Schwierigkeiten und Kosten. Glücklicherweise
besaß die Jaluitstation reichlichen Proviant, ferner
fanden einige Zufuhren von Jams und Schweinen
statt. Am 19. Oktober traf eine Botin von
Jekoy ein. Dr. Girschner teilte ihr seine Forde-
rungen mit: Auslieferung aller Schuldigen, aller
Schießwaffen und der Leichen. Sie überbrachte
ihm dagegen die Forderungen der Häuptlinge,
ihnen die sämtlichen Schießwaffen nebst Munition
zu übergeben, dann sollte weder der Kolonie noch
sonst einem etwas widerfahren.
Am Mittag wurden durch einen günstigen
Zufall die Leichen der ermordeten Europäer in
der See treibend aufgefunden und konnten auf
dem hiesigen Friedhof begraben werden. Am
20. Oktober traf ein von dem Halbspanier Villazon
verfaßtes Schreiben aus Jekoy hier ein. Er war
mit sämtlichen Arbeitern verschont worden und
ersuchte Dr. Girschner im Auftrage des Häuptlings,
sämtliche Waffen ihnen auszuliefern, widrigenfalls
die Weißen es alle mit ihrem Blut bezahlen müßten.
Er erhielt keine Antwort darauf. Am darauffolgenden
Tage traf Villazon mit sämtlichen Arbeitern unver-
sehrt in der Kolonie ein, man hatte sie, nachdem
der erste Wutrausch verflogen war, zwar gefangen
gehalten, aber sonst gut behandelt.
Da Dr. Girschner durch die Patres und andere
Augenzeugen wußte, daß eine ganze Zahl der
Jekoyleute an dem Verbrechen unbeteiligt war,
richtete er nochmals ein Schreiben an sie, in dem
er die Unschuldigen sowie die Frauen und Kinder
ersuchte, in die Kolonie zu kommen. Er erhielt
darauf die Antwort: Sie priesen seine Güte,
fürchteten ihn aber, da sie zu tief in arge Sünde
geraten wären, und könnten deswegen nicht
kommen. Der Oberhäuptling richtete noch ein
besonderes Schreiben an Dr. Girschner. In
diesem Briefe gab er als Gründe des Aufruhrs
harte Behandlung bei den Wegearbeiten und die
Bestrafung eines seiner Leute an. Da Dr. Girschner
einsah, daß Verhandlungen zwecklos seien, # brach
er sie ab. Auch die versammelten Häuptlinge in