Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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hier am 19. d. M. an. Beide haben in der 
langen, folgenden Zeit unermüdlich Dienst getan 
und wochenlang keine Nacht geschlafen. Es 
waren erschienen von Metalanim über 200 Leute, 
von U über 170, von Kiti gegen 100 mit 
sämtlichen Häuptlingen. Alle alten Feindschaften 
waren vergessen, der Nanmariki von Kiti nebst 
den Jon en Kiti, dem Naneken usw. wohnten 
mit Nanpei en Kiti zusammen in dessen Hause, 
die übrigen Häuptlinge nahmen in der Wohnung 
Dr. Girschners Quartier und speisten an seinem 
Tische. Erfreulicherweise schloh sich auch das 
latholische Nöt uns an, was um so anerkennens- 
werter war, als seine Bewohner durch enge 
Familienbande mit Jekoy vereinigt sind; sie wur- 
en in die katholische Mission zur Bewachung der 
Patres gelegt. Auch das katholische Auak, das in 
Ibanischer Zeit mit Jekoy und Nöt vereinigt gegen 
die anderen Landschaften gekämpft hatte, stellte 
sich zur Verfügung, so daß man glücklicherweise 
von einem Religionskriege nicht sprechen kann. 
Diese günstigen Umstände sind in der Hauptsache 
er Einwirkung der katholischen Mission zu- 
zuschreiben, deren Superior dem Dr. Girschner 
immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. 
uch der protestantische Missionar Hagenschmid 
hatte seine Frau in Metalanim zurückgelassen 
und unterstützte ihn in sehr wirkungsvoller Weise, 
indem er nicht allein in seinen Predigten die 
Teute zur Treue und Ausdauer ermahnte, 
londern auch Befestigungsarbeiten leitete und 
mit der Flinte allnächtlich Wache ging. Jeder 
ngeborene erhielt nun als Waffe ein langes 
Haumesser und je 15 von einer Landschaft einen 
Karabiner. Mit diesen wurden auch zuverlässige 
anilaarbeiter, Trucker und Mortlocker aus- 
gerüstet. Der Rest der Schußwaffen wurde an 
ie Jaluitstationen auf Langar abgegeben, deren 
age auch sehr bedrängt war. 
Zu Anfang herrschte nun zwar noch ziemlicher 
Kleinmut. Die mit den hiesigen Verhältnissen 
nicht vertrauten Europäer brachten den eingebo- 
renen Hilfstruppen wenig Vertrauen entgegen; 
Vr. Girschner wurde schriftlich und mündlich be- 
türmt, die Kolonie aufzugeben und mit den Sol- 
aten nach Langar zu ziehen. Er ließ sich hier- 
urch in seinen Entschlüssen jedoch nicht beeinflussen, 
und es gelang ihm auch bald, allen Vertrauen 
und Zuversicht einzuflößen. Es wurde nun fleißig 
. den Befestigungen gearbeitet. Steinwehren 
nurden aufgeführt, überall Stacheldraht gezogen 
nd die nächste Umgebung geklärt. Gute Dienste 
gesen auch in einiger Entfernung nachts auf- 
64 stellte abgeblendete Laternen. Die Eingeborenen 
geste Landschaft erhielten einen von ihnen selbst 
zutellen Anführer und bestimmte Plätze, die sie 
er keinen Umständen verlassen durften. Abends 
  
zogen sämtliche auf Wache, die mit Schußwaffen 
Ausgerüsteten wurden um Mitternacht abgelöst, 
die Messerreserven lagen etwas weiter zurück in 
kleinen Regenschutzhütten. Die Jekoyleute um- 
schlichen allnächtlich die Verteidigungsstellungen, 
wagten aber keinen allgemeinen Angriff. Gefeuert 
wurde auf Herumschleichende freilich fast all- 
nächtlich. Auch Langar hielt sich; mehrmals 
wurden dorthin nachts bewaffnete Kanoes und 
Boote zu Hilfe geschickt, sobald das verabredete 
Laternensignal erschien. Die Verpflegung einer 
so großen Menschenmenge, die ja fortdauernd hier 
seit dem Unglückstage sich aufhalten muß und sich 
selbst nicht Verpflegungsmittel aus den entlegenen 
Teilen der Insel beschaffen kann, machte natürlich 
viel Schwierigkeiten und Kosten. Glücklicherweise 
besaß die Jaluitstation reichlichen Proviant, ferner 
fanden einige Zufuhren von Jams und Schweinen 
statt. Am 19. Oktober traf eine Botin von 
Jekoy ein. Dr. Girschner teilte ihr seine Forde- 
rungen mit: Auslieferung aller Schuldigen, aller 
Schießwaffen und der Leichen. Sie überbrachte 
ihm dagegen die Forderungen der Häuptlinge, 
ihnen die sämtlichen Schießwaffen nebst Munition 
zu übergeben, dann sollte weder der Kolonie noch 
sonst einem etwas widerfahren. 
Am Mittag wurden durch einen günstigen 
Zufall die Leichen der ermordeten Europäer in 
der See treibend aufgefunden und konnten auf 
dem hiesigen Friedhof begraben werden. Am 
20. Oktober traf ein von dem Halbspanier Villazon 
verfaßtes Schreiben aus Jekoy hier ein. Er war 
mit sämtlichen Arbeitern verschont worden und 
ersuchte Dr. Girschner im Auftrage des Häuptlings, 
sämtliche Waffen ihnen auszuliefern, widrigenfalls 
die Weißen es alle mit ihrem Blut bezahlen müßten. 
Er erhielt keine Antwort darauf. Am darauffolgenden 
Tage traf Villazon mit sämtlichen Arbeitern unver- 
sehrt in der Kolonie ein, man hatte sie, nachdem 
der erste Wutrausch verflogen war, zwar gefangen 
gehalten, aber sonst gut behandelt. 
Da Dr. Girschner durch die Patres und andere 
Augenzeugen wußte, daß eine ganze Zahl der 
Jekoyleute an dem Verbrechen unbeteiligt war, 
richtete er nochmals ein Schreiben an sie, in dem 
er die Unschuldigen sowie die Frauen und Kinder 
ersuchte, in die Kolonie zu kommen. Er erhielt 
darauf die Antwort: Sie priesen seine Güte, 
fürchteten ihn aber, da sie zu tief in arge Sünde 
geraten wären, und könnten deswegen nicht 
kommen. Der Oberhäuptling richtete noch ein 
besonderes Schreiben an Dr. Girschner. In 
diesem Briefe gab er als Gründe des Aufruhrs 
harte Behandlung bei den Wegearbeiten und die 
Bestrafung eines seiner Leute an. Da Dr. Girschner 
einsah, daß Verhandlungen zwecklos seien, # brach 
er sie ab. Auch die versammelten Häuptlinge in
	        
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