Vom 19. bis 25. Januar wurden durch zwei
Kolonnen Streifzüge durch die Heimat der Dscho-
ladschleute und die Halbinsel Paliker unter-
nommen. „Cormoran“ nahm eine Beschießung
er Gegend von Tomara vor, um die auf die
Hauptinsel übergetretenen Aufständischen von Kiti,
eimer Niederlassung an einer Bucht im Südwesten
der Insel, abzuschneiden. Die Gesamtzahl der
efangenen beträgt bisher achtundsiebzig Männer
und einhundertfünfundsiebzig Frauen nebst Kindern.
üuf Männer, die am Blutbad vom 16. Oktober
eteiligt waren, sind unter den Gefangenen.
Unter der Führung der Häuptlinge Jomatan
und Samuel sind noch etwa sechsundvierzig
Aufrührer mit Gewehren bewaffnet auf der Haupt-
insel Ponape und auf Dschokadsch zerstreut. Durch
sortgesetzte Streifzüge und durch energischen Druck
auf die lohalen Stämme, bei der Auffindung der
Rebellen behilflich zu sein, wird versucht, auch
lesen letzten Rest zu ergreifen. Sehr erschwert
werden die militärischen Operationen durch das
unwegsame Gebirgsland und den tropischen Busch.
kür die Beendigung der Aktion läßt sich daher
ein Zeitpunkt noch nicht angeben.
III.
Einem weiteren aus Jap (Westkarolinen) ein-
hegangenen Berichte des stellvertretenden Gou-
derneurs von Deutsch-Neuguinea, Regierungsrats
. Oßwald, betreffend die Unruhen auf
Konape entnehmen wir die nachstehenden Aus-
lührungen über die tieferen Gründe des Auf-
kandes und über die aufständischen Jekoy-
(#schokadsch-) Leute.
Es handelt sich in letzter Linie um eine Auf-
ehnung gegen unsere Herrschaft, die den Jekoy-
euten anfing unbequem zu werden. Bis 1907
#r a hatte man hinsichtlich der Eingeborenen-
ersassung die Dinge in Ponape gehen lassen,
eiie sie wollten. Dann setzte langsam ein Prozeß
Na& der eine Umformung einer Reihe alter
Echtsgewohnheiten und Sitten der Ponapeleute
zum Ziele hatte und sie in ihren alten Be-
quemlichkeiten und Selbstherrlichkeiten zu stören
ning. Die Lehnsverfassung sollte beseitigt
erden. Damit kamen die Steuern, welche durch
erhearbeiten aufzubringen waren. Jekoy hatte
* Einführung dieser Neuerungen am längsten
senderstand entgegengesetzt. Schließlich konnte es
der Entwicklung der Dinge offen nicht mehr
V0 rfolg entgegenstemmen und ging auf die
groscchläge Böders ein. Zweifellos nur mit
em inneren Widerstreben! Nun nahm die
ein icklung unter dem neuen Bezirksamtmann
die ehr viel schnelleres Tempo an. Man hatte
und ingeborenen bisher außerordentlich schonend
sanft angefaßt, jetzt wurde energisch zuge-
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griffen. Es wurde von ihnen verlangt, daß sie
nicht nur für das Jahr 1910, sondern auch für
das vorhergehende Jahr die Steuerarbeit leisteten.
Im letzteren Jahr war die Arbeit von allen
anderen Eingeborenen auf Ponape geleistet worden,
während die Jekoyleute sich ihr noch entzogen.
Sie hatten daher die im vorigen Jahr nicht ge-
leisteten Arbeiten nachzuholen, womit sie sich auch
einverstanden erklärt hatten. Der Wegebau wurde
rasch vorwärts getrieben. Er öffnete ihre wenig
öugängliche Insel. Sein Fortschritt war ein
Symbol des Wegfalls der alten Freiheit. Alles
dies schuf eine tiefgehende Gärung.
Hinzu kommt nun ein anderes besonders be-
deutsames Moment, das immer wieder betont
werden muß. Die Jekoyleute, wie vielleicht auch
die übrigen Ponapeleute, bildeten sich auf Grund
von Ereignissen in spanischer Zeit ein, daß sie
uns vielleicht doch überlegen seien. Damals
hatten sie einen Gouverneur getötet und 30 Sol-
daten niedergemacht. Sie waren dafür nicht ge-
nügend bestraft worden. Auch unter deutscher
Herrschaft hatten sie eine starke Hand noch nicht
kennen gelernt. Sie fürchteten uns also in letzter
Linie nicht und glaubten nicht an unsere über-
legenheit.
Die bestehende Unzufriedenheit und Erregung
äußerte sich in einer ganzen Reihe von Anzeichen,
die Regierungsrat Böder leider in ihrer Be-
dentung nicht richtig erkannte. Charakteristisch
für die ganze Situation ist besonders die Ver-
schwörung der Jekoyleute vom 30. Mai 1910,
die auf einen Überfall der weißen Kolonie ge-
richtet war und gleichzeitig einen Beweis dafür
darstellt, daß der Aufstand sich gegen die Ver-
waltung selbst und ihre Maßnahmen, weniger
gegen Böders Person richtete.
Neben diesen Ursachen wirkten eine Reihe von
anderen mit. Jekoy ist seit jeher als Sammel-
stelle unruhiger Köpfe bekannt. Alle Elemente,
die in anderen Staaten irgendwie mit der be-
stehenden Ordnung in Konflikt gerieten, pflegten
dorthin zu wandern. Dazu mögen noch andere
politische Aspirationen treten, über die sie sich
selbst vielleicht nicht genügend klar waren. In
dieser Atmosphäre ist es dem energischen und
klugen Jomatau unschwer gelungen, die Leiden-
schaften so aufzustacheln, daß es zum offenen Aus-
bruch der Empörung kam.
Die Aufständischen bestehen aus den Be-
wohnern des Staates Jekoy (Dschokadsch) und
einigen unzufriedenen Elementen aus anderen
Landschaften. Die politisch zu Jekoy gehörige
Landschaft Palikir hält sich „neutral“. An sich
ist sie zur Schildfolge verpflichtet. Die Zahl der
Ausständischen hat sich bisher nicht genan ermitteln