Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die Lagerbestände, die zum Einstandswert loco 
Schutgebiet eingestellt sind, enthalten nicht allein die 
Verkaufswaren, sondern auch alle Materialien, Uten- 
lilien und Waren, die für den Schiffs= und Pflan- 
zungsdienst bestimmt sind. Ihre Höhe wird durch 
ihre Verteilung auf die weit auseinander liegenden 
Stationen und deren fortlaufende Versorgung be- 
dingt. Nach der Arbeiter-Verordnung, die die Ab- 
lohnung der einheimischen Arbeiter nach Ablauf 
bes Dienstvertrages vorschreibt, ist die Unterhaltung 
eines großen Lagers von Tauschwaren geboten, das 
kiwa dem Werte der Arbeiterguthaben — in der Bi- 
anz 221 695,47 4 — zu entsprechen hat. 
„ In die Gewinn= und Verlustrechnung pro 1909/10 
sind“ eingestellt: Wertvermehrung durch Pflanzungs- 
bestände 280 150 X, desgl. durch Neubauten ufw. 
316 525 „/, Einnahmen aus Verkauf von Produkten 
1003 107 ¼¼ aus kaufmännischem Betriebe 461 181 4, 
aus Grundstücksverkäufen 250 , zusammen 
2085 963 .4; dagegen erforderten die Auspaben im 
Schutzgebiet und in Berlin 1 878 002 4, Besoldun- 
gen, rovisionen, Zinsen 160 386 .X, Abschreibungen 
279 364 . Rücklage für Schiffe 28708 , zu- 
sammen 2346 514 .X, so daß sich ein Fehlbetrag 
von 260 551 ergibt, durch dessen Deckung der Vor- 
trag aus den Vorjahren auf 1 466 913 JX sich ver- 
mindert. Bei dem Vergleich mit den früheren Er- 
ebnissen ist zu berücksichtigen, daß diesmal der 
Reichszuschuh von 400 fortgefallen ist. In 
ezug hierauf und auf die Aussichten führt die 
Verwaltung am Schluß des Berichtes aus: « 
Der Produktenexport des laufenden Geschäfts- 
Ehres hat sich bisher sehr günstig gestaltet. Bis 
Ende Dezember 1910 (Verschiffungsdaten etwa Mitte 
"7 zember im Schutzgebiet) wurden rund 1800 Tonnen 
Dopra gegen 1283 des Vorjahres, also rund 517 
onnen mehr, zum Export gebracht. Die Marktlage 
  
  
  
  
war bisher gut und die Verkaufspreise waren dem- 
entsprechend. Man darf daher auf eine abermalige 
namhafte Steigerung des Kopraexports 
Ebenso günstig ist der Stand des Kautschuk= und 
Kakavexportes. Das bereits verkaufte Quantum 
Kantschuk beträgt 4082 Kilo gegen 2000 Kilo im Vor- 
jahre zu berse ben Zeit. Überraschend groß ist bis 
jett die Kakavernte ausgefallen, von der bereits 
32 300 Kilo (Jahresernte 1909/10 11 408 Kilo) aus- 
eführt sind. Insgesamt dürste für 1910/11 auf ein 
Erntequantum von 50 000 Kilo zu rechnen sein. Der 
Kakaomarkt hat sich, wenn auch die Preise noch nicht 
efriedigend sind, gegen das Vorjahr etwas gebessert. 
Von Sisalhanf wurden bis *. exportiert und ver- 
kauft 7026 Kilo. Die Ernte ist noch nicht zu Ende. 
Ausgenommen wurde wieder auf Grund besserer 
Marktverhältnisse die Ausfuhr von Perlmutterschalen 
und Steinnüssen. 
In diesen Exportzahlen zeigt sich die jetzt rascher 
voranschreitende Entwicklung umfangreichen Un- 
ternehmens. Ihre weitere Steigerung wird im lau- 
genden Jahre erhöhte Einnahmen bringen, derart, 
2rn man hoffen kann, bereits 1910/11 das 
Gleichgewicht zwischen Ausgaben und 
Einnahmen erreicht zu sehen. 
1# * 
* 
  
Aus der Bilanz per 31. März 1910 heben wir 
hervor, daß der Grundbesitz der Compagnie mit 
1885 010 4, die Anlagen im Schutzgebiet mit 
1 307 464 X, Viehbestände mit 128 709 J, Lager- 
bestände mit 775 530 l, Planzungsbeitände mit 
7594 782 AK und schwimmende Produkte und Waren 
mit 380 933 .X zu Buch standen. Die bilanzmähigen 
Reserven betragen 850 000 A bei 7½ Mill. des 
Grundkapitals. 
Aus fremden Rolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Baumwollernte Agvptens im Jahre. 1910. 
Die Baumwollernte des Jahres 1910 
ist gut ausgefallen. Bei günstigen Witterungs- 
verhältnissen haben die Pflanzen sich gut ent- 
wickeln können. Gegen die Raupen sind sowohl 
die Pflanzer als auch die Behörden energisch 
vorgegangen, so daß die Pflanzungen nur wenig 
darunter gelitten haben. Die Wasserversorgung 
war normal und die Nilschwelle niedrig. Das 
Grundwasser ist nicht so hoch gestiegen wie im 
orjahr und hat den Pflanzungen keinen Schaden 
bugesügt. 
Das gute Wetter hat eine frühe Ernte zur 
Folge gehabt. Im Delta begann die erste 
flücke, die die beste Baumwolle liefert, schon 
Mitte September. Die zweite Pflücke konnte bald 
darauf vorgenommen werden und ist an vielen 
Orten mit der ersten zusammengefallen, zumal 
da diese in den Fastenmonat Ramadan fiel, in 
em die Bauern wenig arbeiten. 
Nach den neuesten Schätzungen hat die Ernte 
etwa 7½ Millionen Kantar (1 Kantar -44,928kg) 
  
oder 3 Millionen dz gegen 2¼ Millionen im 
Vorjahr ergeben. Der Ertrag auf den Feddan 
(1 Feddan = rund 4200 qm) war zwar viel 
besser als im Vorjahr, blieb aber noch etwas 
binter dem Mittel früherer Jahre zurück. In 
Oberägypten war es besser, weil dort der Boden 
noch nicht so ausgenutzt ist wie im Delta. Künst- 
liche Düngemittel sind namentlich von großen 
Gutsbesitzern in großen Mengen verwendet worden. 
Die Qualität der geernteten Baumwolle ist 
im Durchschnitt gut ausgefallen. Nach Mit- 
teilungen von Spinnern haben diese bessere 
Spinnresultate und einige Prozente weniger Ab- 
fälle als im vergangenen Jahre. Das Ergebnis 
in den Entkernungsfabriken war um 2 bis 3 v. H. 
besser als im Vorjahre. 
Die Preise waren bis gegen Ende Januar 
1911 ziemlich gleichmäßig und betrugen durch- 
schnittlich 20 bis 21 Tallari (1 Tallari = 4,15 4) 
den Kantar für Kontrakte. Seitdem sind sie trotz 
lebhafter Nachfrage bis auf 18 Tallari zurück- 
gegangen, nachdem sich herausgestellt hatte, daß
	        
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