Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Der „Guicke sommaire“ enthält im wesent- 
lichen — nur noch etwas ausführlicher — das- 
selbe Material wie die amtlichen Drucksachen des 
„Office Colonial“:. 
Die Bestimmungen über die Förmlichkeit der 
Immatrikulation, die alle Einwanderer in das 
Katangagebiet zu erfüllen haben, sind in der vor- 
stehend aufgeführten Drucksache 1 (S. 33ff.) und 
im „Guide sommaire“ (S. 52 f.) enthalten. Dort 
ist auch der Einrichtung des bei der Zentral- 
verwaltung in Brüssel erhältlichen „Laissez passer“ 
wähnung getan. 
Die bezeichneten Drucksachen sind beim „Okfice 
Colonial“ in Brüssel, rue de Brédérode 10, 
unentgeltlich, die Veröffentlichungen des „Secré- 
tariat du Katanga“ bei der Druckerei Hayez in 
Brüssel, rue de Louvain 112, für einen Franken 
und beim „Secrétariat du Katanga“ unentgeltlich 
u erhalten. 
Verkaufsartihel und Verkaufsbedingungen im 
mittleren Kongogebiete. 
Den „Renseignements de I’Office Colonial“, 
herausgegeben von dem belgischen Kolonialministe- 
rium, entnehmen wir folgende Mitteilungen: 
Die weißen Bewohner kaufen in den Faktoreien 
weiße Baumwollsstoffe für Tropenanzüge, Leinen- 
waren, Haushaltungsgegenstände, Nahrungsmittel, 
Quincoilleriewaren, Kurzwaren und Parfümerien. 
Die europäische Bevölkerung beläuft sich auf 400 
Einwohner. Eine Anzahl davon macht ihre Ein- 
käufe in Matadi, zuweilen in Boma, selten in 
Europa. 
Die schwarze Kundschaft, bestehend zum größten 
Teile aus Arbeitern im Dienste der Kolonie, der 
Gesellschaften oder einzelner, versorgt sich mit Ge- 
weben zur Herstellung von Negerschurz, mit Seiden- 
und Samtstoffen, mit Stiefeln, Jacken und Hemden 
aus Baumwolle oder Flanell. Sie sucht sich die 
onserven, Weine und Parfümerien aus und ver- 
langt fortlaufend Messerschmiede-, Quincaillerie- 
waren und unechten Schmuck. 
Die Gesellschaften und Handelsunternehmungen 
bedürfen Baumaterialien (Träger, Balken, Bleche, 
Nägel usw.), Werkzeuge aller Art, Lagerartikel, 
Boote und Teile davon, Tauwerk, Farben usw. 
—* bilden ebenfalls zuverlässige Handels- 
ikel. 
Bis jetzt ist von deutschen und portugiesischen 
Firmen die größte Anstrengung gemacht worden, 
diese Waren in das Kongogebiet einzuführen. 
eisende dieser Nationen besuchen, sei es für 
Aechnung einer einzelnen Firma oder mehrerer 
Firmen, von Zeit zu Zeit die Faktoreien und 
führen eine vollständige Musterauswahl mit sich. 
  
Bisweilen senden auch deutsche und portugiesische 
Häuser Waren zur Probe dorthin. Die Bezahlung 
der Waren und das Einkassieren der Beträge für 
ein= und ausgeführte Erzeugnisse geschieht fast 
allgemein durch eine europäische Bank. Die Waren 
werden geliefert kob Hamburg, Antwerpen, Liver- 
pool, Lissabon. Der Kaufmann nimmt auf seine 
Rechnung die Fracht, die Versicherung usw. Die 
Verkäufe werden selten cif gemacht. Wenn die 
Zahlung im allgemeinen gegen bar erfolgt, so 
gewähren dagegen deutsche Firmen stets drei 
und sogar sechs Monate Kredit. Die Detail- 
einkäufe in den Faktoreien werden durch die weiße 
Kundschaft geregelt auf ein oder drei Monate je 
nach Vereinbarung. Die Zahlung gegen bar wird 
immer von Schwarzen gefordert; die Arbeiter 
zahlen in Münzen, die übrigen Eingeborenen in 
Produkten (Kautschuk, Elfenbein). Der Eingeborene 
kommt entweder freiwillig zu dem Kaufmann, um 
seine Produkte zu verkaufen oder einzutauschen 
oder der Kaufmann sendet einen mit Geld und 
Waren ausgerüsteten Hausierer zu dem Einge- 
borenen und kauft ihm seinen geernteten Vorrat 
von Kautschuk und Elfenbein ab. 
Die Lage der Baumwollindustrie in Oanchester 1910. 
Das Jahr 1909 war besonders ungünstig für 
die Baumwollindustrie in Lancashire. Dagegen 
hat sich nach einer anfänglichen weiteren Ver- 
schlechterung erfreulicherweise in den letzten Monaten 
des Jahres 1910 eine Besserung eingestellt, und 
zwar plötzlicher, als man allgemein erwartet hatte. 
Wenn auch die effektiven Resultate viel zu wünschen 
übrig lassen, wenn sie auch sogar teilweise noch 
kläglicher ausgefallen sind als 1909, so läßt es 
sich doch nicht leugnen, daß nun endlich eine ent- 
schiedene Wendung zum Besseren eingetreten sein 
dürfte, die sich zwar statistisch noch kaum nach- 
weisen läßt, wohl aber in mannigfachen Unter- 
strömungen zur Geltung kommt. Am schlimmsten 
dürften die Spinner gefahren sein, denn während 
die veröffentlichten Bilanzen von 100 bekannten 
Gesellschaften im Vorjahr bereits einen Rekord- 
verlust von zusammen 272 072 K aufwiesen, hat 
sich dieses negative Ergebnis im Jahre 1910 auf 
368 006 K verschlechtert. 
Ursachen des ungünstigen Jahres- 
ergebnisses. 
Im Dezember 1909 ließen die Entkörnungs- 
berichte der landwirtschaftlichen Abteilung der 
Vereinigten Staaten von Amerika keinen Zweifel 
mehr darüber zu, daß man mit einer sehr kleinen 
Ernte zu rechnen haben würde. Nun glaubte 
man zwar, daß infolge der herrschenden hohen
	        
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