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Die Zählung wurde auf der Insel Matupi
durch Feststellung der Bewohner von Haus zu
Haus vorgenommen, im übrigen erfolgte, da die
zerstreute Lage der einzelnen Eingeborenengehöfte
eine Zählung von Gehöft zu Gehöft unmöglich
machte, die Zählung gelegentlich der Steuer-
erhebung durch Befragen der steuerpflichtigen Ein-
geborenen nach ihrem Familienstand und durch
Feststellung der außerdem in jeder Gemeinde noch
vorhandenen alten Männer, Witwen, Waisen und
der als Soldaten oder Arbeiter Abwesenden. Es
ließ sich nicht vermeiden, daß bei dieser Art der
Zählung kleine Irrtümer und Ungenauigkeiten
unterliefen. Im großen und ganzen jedoch geben
die Zählungen ein richtiges Bild der Bevölkerung.
Eine Nachprüfung der Zähllisten einzelner Ge-
meinden durch die dort stationierten Missionare
ergab, daß meistens die tatsächliche Bevölkerung
etwas größer war, da bei der Zählung einige
Witwen und Waisen nicht berücksichtigt worden
waren. Von den Livuanleuten stehen 1095 Männer,
also 10 v. H. der erwachsenen männlichen Be-
völkerung, als Soldaten und Arbeiter im Dienste
der Weißen mit einem Arbeitsvertrag von ein bis
drei Jahren. Hiervon arbeiteten 763 Angeworbene
auf der Gazelle-Halbinsel einschließlich Neu-
Lauenburg und 332 auswärts, zum großen Teil
in Samoa. Außerdem arbeiten ständig viele
Eingeborene als Tagelöhner in den Pflanzungen
der Weißen mit einer Vertragsdauer von ein bis
drei Monaten. Alle diese sind in der Zählung
mitberücksichtigt. Dagegen erstreckt sich die Zählung
der Sulka und Mengen nur auf die ortsanwesenden
Eingeborenen ohne die bei Weißen im Dienst
stehenden Stammesgenossen.
Die Bevölkerung scheint, wie auch Beobach-
tungen der Missionare ergeben, in einem zwar
langsamen, aber doch bemerkbaren Zunehmen be-
griffen zu sein, was hauptsächlich der Tätigkeit
der Verwaltung und der Missionen zuzuschreiben
ist, die das Aufhören der Stammesfehden be-
wirkte sowie den Eingeborenen eine bessere Er-
nährung und hygienische Fürsorge brachte.
Die Zahl der Kinder (11 623) der Livuan-
leute scheint allerdings im Vergleich zur Zahl der
Erwachsenen (19 129) nicht besonders groß, allein
das Bild ändert sich, wenn man berückjichtigt,
daß die jungen Männer bereits im Alter von etwa
16 Jahren kopfsteuerpflichtig sind und deshalb in
der Zählliste als Erwachsene geführt werden, und
daß die Mädchen schon mit etwa 13 bis 14 Jahren
geschlechtsreif und auch größtenteils verheiratet sind.
Es ist beabsichtigt, die Zählung der Einge-
borenen alle Jahre zu wiederholen.
Genaue Zählungen der auf dem übrigen
Hauptteile der Gazelle-Halbinsel wohnenden Ein-
geborenen konnten, abgesehen von den ebenrfalls
durch Livuanleute besetzten Westküste der Weber-
hafens = Insel Massikonapuka (Gemeinden
Naviu, Ramadu, Vunalamis und Mandres
mit zusammen 432 Einwohnern), infolge der Ge-
lände= und Sprachschwierigkeiten bisher noch nicht
vorgenommen werden. Die Küsten dieses Teiles
der Gazelle-Halbinsel sind unbewohnt, die Berge
sind jedoch von Eingeborenen bevölkert, die dem
Stamme der Baininger angehören und als die
Ureinwohner der Gazelle-Halbinsel zu betrachten
sind, die durch die von Neumecklenburg her vor-
dringenden Livuanleute vom Ufer verdrängt
wurden. Die Baininger, auf der denkbar nie-
drigsten Kulturstufe stehend, sind Nomaden und
wechseln ihre Wohnplätze in längeren Zwischen-
räumen. Sie kommen nur zum Salzwasserholen
und zum Fischfang zum Ufer.
Ihre Zahl ist, nach dem Umfange ihrer von
der See und den Vorbergen aus sichtbaren
Pflanzungen zu schließen, ziemlich bedeutend.
Bisher ist nur der nordöstliche Teil der Baining-
berge (zwischen Weberhafen und Kap Lambert)
der Organisation unterworfen. Die Organisation
dehnt sich jedoch ständig aus.
Kolonkalwirtschaftuche Oittellungen.
Dile landwirtschaftlichen Verhältnisse des
Bezirks Coschl.
Fericht des landwirtschaftlichen Sachverständigen
. Mickel auf Grund einer im Sommer 1910
ausgeführten Reise.
Die Reise, die, in der zweiten Hälfte des
Juni begonnen, Anfang August ihren Abschluß
fand, führte mich vom Kilimandjaro zum Mern
und weiter nach Westen über Engaruka nach
Ngorongoro und Iraku und von da auf dem
direkten Wege nach Aruscha und Moschi zurück.
Die Vegetation zu jener Jahreszeit war im
allgemeinen als recht üppig zu bezeichnen. Die
Baumwolle (ägyptische Sorten) auf den Pflan-
zungen der Europäer in dem Flußgebiet des
südwestlichen Kilimandjaro stand zum Teil noch
recht klein, machte aber einen guten Gesamt-
eindruck, obwohl auf einigen Pflanzungen, be-
sonders von Griechen, zu dicht gepflanzt und auch
nur wenig sorgfältig ausgedünnt worden war.
Der Stand der zum Teil noch sehr jungen
Kulturen zeigte eine stark in die Augen fallende