Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Die Zählung wurde auf der Insel Matupi 
durch Feststellung der Bewohner von Haus zu 
Haus vorgenommen, im übrigen erfolgte, da die 
zerstreute Lage der einzelnen Eingeborenengehöfte 
eine Zählung von Gehöft zu Gehöft unmöglich 
machte, die Zählung gelegentlich der Steuer- 
erhebung durch Befragen der steuerpflichtigen Ein- 
geborenen nach ihrem Familienstand und durch 
Feststellung der außerdem in jeder Gemeinde noch 
vorhandenen alten Männer, Witwen, Waisen und 
der als Soldaten oder Arbeiter Abwesenden. Es 
ließ sich nicht vermeiden, daß bei dieser Art der 
Zählung kleine Irrtümer und Ungenauigkeiten 
unterliefen. Im großen und ganzen jedoch geben 
die Zählungen ein richtiges Bild der Bevölkerung. 
Eine Nachprüfung der Zähllisten einzelner Ge- 
meinden durch die dort stationierten Missionare 
ergab, daß meistens die tatsächliche Bevölkerung 
etwas größer war, da bei der Zählung einige 
Witwen und Waisen nicht berücksichtigt worden 
waren. Von den Livuanleuten stehen 1095 Männer, 
also 10 v. H. der erwachsenen männlichen Be- 
völkerung, als Soldaten und Arbeiter im Dienste 
der Weißen mit einem Arbeitsvertrag von ein bis 
drei Jahren. Hiervon arbeiteten 763 Angeworbene 
auf der Gazelle-Halbinsel einschließlich Neu- 
Lauenburg und 332 auswärts, zum großen Teil 
in Samoa. Außerdem arbeiten ständig viele 
Eingeborene als Tagelöhner in den Pflanzungen 
der Weißen mit einer Vertragsdauer von ein bis 
drei Monaten. Alle diese sind in der Zählung 
mitberücksichtigt. Dagegen erstreckt sich die Zählung 
der Sulka und Mengen nur auf die ortsanwesenden 
Eingeborenen ohne die bei Weißen im Dienst 
stehenden Stammesgenossen. 
Die Bevölkerung scheint, wie auch Beobach- 
tungen der Missionare ergeben, in einem zwar 
langsamen, aber doch bemerkbaren Zunehmen be- 
griffen zu sein, was hauptsächlich der Tätigkeit 
der Verwaltung und der Missionen zuzuschreiben 
ist, die das Aufhören der Stammesfehden be- 
  
wirkte sowie den Eingeborenen eine bessere Er- 
nährung und hygienische Fürsorge brachte. 
Die Zahl der Kinder (11 623) der Livuan- 
leute scheint allerdings im Vergleich zur Zahl der 
Erwachsenen (19 129) nicht besonders groß, allein 
das Bild ändert sich, wenn man berückjichtigt, 
daß die jungen Männer bereits im Alter von etwa 
16 Jahren kopfsteuerpflichtig sind und deshalb in 
der Zählliste als Erwachsene geführt werden, und 
daß die Mädchen schon mit etwa 13 bis 14 Jahren 
geschlechtsreif und auch größtenteils verheiratet sind. 
Es ist beabsichtigt, die Zählung der Einge- 
borenen alle Jahre zu wiederholen. 
Genaue Zählungen der auf dem übrigen 
Hauptteile der Gazelle-Halbinsel wohnenden Ein- 
geborenen konnten, abgesehen von den ebenrfalls 
durch Livuanleute besetzten Westküste der Weber- 
hafens = Insel Massikonapuka (Gemeinden 
Naviu, Ramadu, Vunalamis und Mandres 
mit zusammen 432 Einwohnern), infolge der Ge- 
lände= und Sprachschwierigkeiten bisher noch nicht 
vorgenommen werden. Die Küsten dieses Teiles 
der Gazelle-Halbinsel sind unbewohnt, die Berge 
sind jedoch von Eingeborenen bevölkert, die dem 
Stamme der Baininger angehören und als die 
Ureinwohner der Gazelle-Halbinsel zu betrachten 
sind, die durch die von Neumecklenburg her vor- 
dringenden Livuanleute vom Ufer verdrängt 
wurden. Die Baininger, auf der denkbar nie- 
drigsten Kulturstufe stehend, sind Nomaden und 
wechseln ihre Wohnplätze in längeren Zwischen- 
räumen. Sie kommen nur zum Salzwasserholen 
und zum Fischfang zum Ufer. 
Ihre Zahl ist, nach dem Umfange ihrer von 
der See und den Vorbergen aus sichtbaren 
Pflanzungen zu schließen, ziemlich bedeutend. 
Bisher ist nur der nordöstliche Teil der Baining- 
berge (zwischen Weberhafen und Kap Lambert) 
der Organisation unterworfen. Die Organisation 
dehnt sich jedoch ständig aus. 
  
Kolonkalwirtschaftuche Oittellungen. 
Dile landwirtschaftlichen Verhältnisse des 
Bezirks Coschl. 
Fericht des landwirtschaftlichen Sachverständigen 
. Mickel auf Grund einer im Sommer 1910 
ausgeführten Reise. 
Die Reise, die, in der zweiten Hälfte des 
Juni begonnen, Anfang August ihren Abschluß 
fand, führte mich vom Kilimandjaro zum Mern 
und weiter nach Westen über Engaruka nach 
Ngorongoro und Iraku und von da auf dem 
direkten Wege nach Aruscha und Moschi zurück. 
Die Vegetation zu jener Jahreszeit war im 
allgemeinen als recht üppig zu bezeichnen. Die 
Baumwolle (ägyptische Sorten) auf den Pflan- 
zungen der Europäer in dem Flußgebiet des 
südwestlichen Kilimandjaro stand zum Teil noch 
recht klein, machte aber einen guten Gesamt- 
eindruck, obwohl auf einigen Pflanzungen, be- 
sonders von Griechen, zu dicht gepflanzt und auch 
nur wenig sorgfältig ausgedünnt worden war. 
Der Stand der zum Teil noch sehr jungen 
Kulturen zeigte eine stark in die Augen fallende
	        
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