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tum; die an sich ansehnlichen Bäume sterben
aber im 4. bis 5. Jahre unter Harzwuchs ab,
was vielleicht in Kalkmangel des Bodens seine
Ursache haben dürfte.
Verschiedene Arten von Sisal wachsen in den
höheren Lagen mit feuchterem Charakter ganz
ausgezeichnet.
Zwischen jungem Kaffee, der sich auf altem
Waldboden sicherlich wohler fühlen würde, fand
ich hier die Strauchbohne (Cajanus indicus)
als Schattenpflanze, die für diesen Zweck nicht
ungeeignet scheint und einen guten örtlichen
Markt hat.
Der Reisbau findet eine erfolgreiche Auf-
hahme auf der Pflanzung von Fritz König am
Boloti-Sumpf bei Kiboscho. Als vorläufig an-
gebaute Sorten sind Eingeborenenreis und eine
amerikanische Sorte zu nennen, deren Ertrags-
ziffer pro ha sich zwischen 100 und 150 Zentner
bewegt. Die 4 bis 6 Wochen alten Reispflänz-
linge werden in die zweckmäßig angelegten und
leicht bewässerbaren Beete verpflanzt und haben
in der warmen Zeit eine Gesamtvegetationsdauer
von 4 bis 6 Monaten. Der Reisbau gehört
hier zu den zweckmäßigsten Kulturen und kann
nicht nur an Ausdehnung gewinnen, sondern
auch durch Einführung hochwertiger, z. B. in-
discher Sorten in seiner Rentabilität weitere
Förderung erfahren.
Erwähnt sei noch, daß in Kiboscho auch von
den Eingeborenen ein sehr guter, ursprünglich
aus Tabora stammender Weizen, allerdings nur
in kleinen Mengen gebaut wird. Eine starke
Eingeborenen-Kultur jeglicher Nutzpflanzen
über den eigenen Verbrauch hinaus, ist auch für
den engeren Bezirk Moschi nur in beschränktem
Umfange möglich, wenn die tagtäglich mit der
fortschreitenden Besiedlung wachsende Arbeiter-
nachfrage auch für die nächsten Jahre eine zu-
friedenstellende Lösung erfahren soll. Als Ein-
geborenenkulturen, die eventuell auch für den
späteren Export in Betracht kommen könnten,
sind in erster Linie Mais und Bohnen zu
nennen. Beide spielen heute noch keine große
Rolle im Wirtschaftsleben; sie werden aber, und
das gilt besonders für die Bohnen, nach Klärung
der Sortenfrage, die sich den Forderungen des
Marktes anzupassen hat, mit der Erschließung des
hiesigen Gebietes für den überseeischen Handel
bereits in den nächsten Jahren zu erhöhter Be-
deutung kommen. Man wird meines Erachtens
bei Mais mehr auf eine weiche und mehligere
Sorte hinkommen müssen, die dem hier meist an-
gebauten südafrikanischen, harten und glasigen
und daher für Stärke= und Spiritusfabrikation
weniger geschätzten „Hickory King“ auf dem
europäischen Markte vorgezogen wird.
Von den Bohnenarten, die fast nur in
Zwischenkultur gebaut werden, erfreut sich eine
kleine weiße Buschbohne besonderer Beliebtheit.
Die Einführung weiterer marktgängiger Sorten
erscheint auch hierbei in nächster Zeit dringend
geboten.
Je mehr man sich, von Süden her kommend,
den Gebieten westlich vom Kilimandjaro mit
ausgesprochenem Steppencharakter nähert, desto
mehr übernimmt die Viehzucht die führende
Rolle der landwirtschaftlichen Betriebe.
Es wäre ein Irrtum, wenn man in dem
oft unterernährten und durch fortgesetzte Inzucht
degenerierten Vieh, das man meist in den
Dschagga-Landschaften anzutreffen pflegt, den
echten Typ des Zeburindes zu erblicken glaubte.
Dieses Vieh ist übrigens in Wirklichkeit weit
besser als sein Ruf. Im Gegenteil, es ist oft
bewunderungswürdig, in welch hohem Maße
diese Tiere schlechter Behandlung und mangel-
hafter Ernährung gegenüber unempfindlich und
widerstandsfähig geworden sind; sie sind daher
auch für Pflege besonders dankbar. Es kann
auch kein Zweifel darüber bestehen, daß bei einer
systematischen Zuchtleistung auch auf dem aller-
dings langsamen Wege der Reinzucht eine
wesentliche Steigerung der Leistungsfähigkeit er-
zielt werden kann. Das natürliche und nach-
haltige Mittel zur Hebung einer Rasse besteht
nicht in der bloßen Zuführung fremden Blutes
besserer Rassen, sondern vor allem in der
Schaffung besserer Lebensverhältnisse. Jedes
Tier ist das Produkt seiner Scholle, auf der es
gewachsen ist, d. h. sein Futter gefunden hat,
und es ist natürlich und muß zu verhängnis-
vollen Nackenschlägen führen, wenn man hoch
gezüchtete Tiere in Lebensverhältnisse zwingt, die
ihren systematisch anerzogenen, erhöhten Bedürf-
nissen nicht Rechnung zu tragen vermögen.
Daher muß es auch als ein wirtschaftlicher
Fehler bezeichnet werden, wenn z. B. importierte
Teil= oder gar Vollblutmerinoböcke mit den ihnen
zugewiesenen Mutterschafen der Eingeborenenrasse
gleichen Lebensbedingungen ausgesetzt werden.
Nicht das eingeführte Zuchttier ist schutzlos und
unvermittelt den neuen Verxhältnissen preis-
zugeben, sondern die Nachzucht soll erst allmählich
daran angepaßt werden und dabei schrittweise in
steigender Tendenz die besseren Eigenschaften
übernehmen.
Die bis jetzt mit der Einführung von Woll-
schafen gemachten Erfahrungen sind wenig er-
freulich; trotzdem scheinen sie mir keinen Beweis
für die Unmöglichkeit dieser Unternehmungen zu
liefern. Fast auf allen Farmen sah ich, daß die
überlebenden, teils aus Britisch-Ostafrika, teils
aus Südafrika stammenden Zuchttiere einfach mit