Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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tum; die an sich ansehnlichen Bäume sterben 
aber im 4. bis 5. Jahre unter Harzwuchs ab, 
was vielleicht in Kalkmangel des Bodens seine 
Ursache haben dürfte. 
Verschiedene Arten von Sisal wachsen in den 
höheren Lagen mit feuchterem Charakter ganz 
ausgezeichnet. 
Zwischen jungem Kaffee, der sich auf altem 
Waldboden sicherlich wohler fühlen würde, fand 
ich hier die Strauchbohne (Cajanus indicus) 
als Schattenpflanze, die für diesen Zweck nicht 
ungeeignet scheint und einen guten örtlichen 
Markt hat. 
Der Reisbau findet eine erfolgreiche Auf- 
hahme auf der Pflanzung von Fritz König am 
Boloti-Sumpf bei Kiboscho. Als vorläufig an- 
gebaute Sorten sind Eingeborenenreis und eine 
amerikanische Sorte zu nennen, deren Ertrags- 
ziffer pro ha sich zwischen 100 und 150 Zentner 
bewegt. Die 4 bis 6 Wochen alten Reispflänz- 
linge werden in die zweckmäßig angelegten und 
leicht bewässerbaren Beete verpflanzt und haben 
in der warmen Zeit eine Gesamtvegetationsdauer 
von 4 bis 6 Monaten. Der Reisbau gehört 
hier zu den zweckmäßigsten Kulturen und kann 
nicht nur an Ausdehnung gewinnen, sondern 
auch durch Einführung hochwertiger, z. B. in- 
discher Sorten in seiner Rentabilität weitere 
Förderung erfahren. 
Erwähnt sei noch, daß in Kiboscho auch von 
den Eingeborenen ein sehr guter, ursprünglich 
aus Tabora stammender Weizen, allerdings nur 
in kleinen Mengen gebaut wird. Eine starke 
Eingeborenen-Kultur jeglicher Nutzpflanzen 
über den eigenen Verbrauch hinaus, ist auch für 
den engeren Bezirk Moschi nur in beschränktem 
Umfange möglich, wenn die tagtäglich mit der 
fortschreitenden Besiedlung wachsende Arbeiter- 
nachfrage auch für die nächsten Jahre eine zu- 
friedenstellende Lösung erfahren soll. Als Ein- 
geborenenkulturen, die eventuell auch für den 
späteren Export in Betracht kommen könnten, 
sind in erster Linie Mais und Bohnen zu 
nennen. Beide spielen heute noch keine große 
Rolle im Wirtschaftsleben; sie werden aber, und 
das gilt besonders für die Bohnen, nach Klärung 
der Sortenfrage, die sich den Forderungen des 
Marktes anzupassen hat, mit der Erschließung des 
hiesigen Gebietes für den überseeischen Handel 
bereits in den nächsten Jahren zu erhöhter Be- 
deutung kommen. Man wird meines Erachtens 
bei Mais mehr auf eine weiche und mehligere 
Sorte hinkommen müssen, die dem hier meist an- 
gebauten südafrikanischen, harten und glasigen 
und daher für Stärke= und Spiritusfabrikation 
weniger geschätzten „Hickory King“ auf dem 
europäischen Markte vorgezogen wird. 
  
Von den Bohnenarten, die fast nur in 
Zwischenkultur gebaut werden, erfreut sich eine 
kleine weiße Buschbohne besonderer Beliebtheit. 
Die Einführung weiterer marktgängiger Sorten 
erscheint auch hierbei in nächster Zeit dringend 
geboten. 
Je mehr man sich, von Süden her kommend, 
den Gebieten westlich vom Kilimandjaro mit 
ausgesprochenem Steppencharakter nähert, desto 
mehr übernimmt die Viehzucht die führende 
Rolle der landwirtschaftlichen Betriebe. 
Es wäre ein Irrtum, wenn man in dem 
oft unterernährten und durch fortgesetzte Inzucht 
degenerierten Vieh, das man meist in den 
Dschagga-Landschaften anzutreffen pflegt, den 
echten Typ des Zeburindes zu erblicken glaubte. 
Dieses Vieh ist übrigens in Wirklichkeit weit 
besser als sein Ruf. Im Gegenteil, es ist oft 
bewunderungswürdig, in welch hohem Maße 
diese Tiere schlechter Behandlung und mangel- 
hafter Ernährung gegenüber unempfindlich und 
widerstandsfähig geworden sind; sie sind daher 
auch für Pflege besonders dankbar. Es kann 
auch kein Zweifel darüber bestehen, daß bei einer 
systematischen Zuchtleistung auch auf dem aller- 
dings langsamen Wege der Reinzucht eine 
wesentliche Steigerung der Leistungsfähigkeit er- 
zielt werden kann. Das natürliche und nach- 
haltige Mittel zur Hebung einer Rasse besteht 
nicht in der bloßen Zuführung fremden Blutes 
besserer Rassen, sondern vor allem in der 
Schaffung besserer Lebensverhältnisse. Jedes 
Tier ist das Produkt seiner Scholle, auf der es 
gewachsen ist, d. h. sein Futter gefunden hat, 
und es ist natürlich und muß zu verhängnis- 
vollen Nackenschlägen führen, wenn man hoch 
gezüchtete Tiere in Lebensverhältnisse zwingt, die 
ihren systematisch anerzogenen, erhöhten Bedürf- 
nissen nicht Rechnung zu tragen vermögen. 
Daher muß es auch als ein wirtschaftlicher 
Fehler bezeichnet werden, wenn z. B. importierte 
Teil= oder gar Vollblutmerinoböcke mit den ihnen 
zugewiesenen Mutterschafen der Eingeborenenrasse 
gleichen Lebensbedingungen ausgesetzt werden. 
Nicht das eingeführte Zuchttier ist schutzlos und 
unvermittelt den neuen Verxhältnissen preis- 
zugeben, sondern die Nachzucht soll erst allmählich 
daran angepaßt werden und dabei schrittweise in 
steigender Tendenz die besseren Eigenschaften 
übernehmen. 
Die bis jetzt mit der Einführung von Woll- 
schafen gemachten Erfahrungen sind wenig er- 
freulich; trotzdem scheinen sie mir keinen Beweis 
für die Unmöglichkeit dieser Unternehmungen zu 
liefern. Fast auf allen Farmen sah ich, daß die 
überlebenden, teils aus Britisch-Ostafrika, teils 
aus Südafrika stammenden Zuchttiere einfach mit 
 
	        
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