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bräuchlicher Weise reiche Geschenke und morgen-
ländisch weitschweifend stilisierte Begrüßungs-
schreiben übersandt wurden — mit Mißtrauen
zu begegnen. Aus diesem Grunde hatte Banjo
zunächst immer als ein noli me tangere gegolten,
so daß seine Wahl vor anderen als geeignet be-
trachteten Stationsplätzen (z. B. Tibati) als
lberraschung wirkte.
Mit Zurückhaltung trat daher Nolte beim
Eintreffen in Banjo auf. Erst nachdem er das
provisorische Lager genügend befestigt und den
Bauplatz der künftigen Station endgültig bestimmt
hatte, machte er den Lamido Omaru mit seinem
Auftrage bekannt. Von diesem Augenblick an —
Omaru hatte die Gestellung von Arbeitskräften
zugesagt — begann eine starke Kriegspartei unter
dem Einfluß des Jerima Issa in der Lamido-
Burg wie auch allenthalben in der Stadt un-
ablässig zu hetzen und so die blutige Tragödie
einzuleiten, deren Gedächtnis mit der Gründung
der Station Banjo für immer verbunden bleiben
wird.
An sich konnte der Kriegslärm nicht befremden.
In der Mehrzahl der Fullah-Reiche Adamauas
hatte da, wo der weiße Eindringling sich zu
dauernder Niederlassung anschickte, der bei den
kriegerischen Traditionen jener Bölker durchaus
selbstverständliche bewaffnete Austrag stattgefunden.
Jola, Garua, Ngaundere, Tinger, Tibati
waren gefallen.
Der einzige, der in der hochgepeitschten Kriegs-
stimmung in Banjo kühle Überlegung bewahrte,
war der Lamido Omaru. Desto rasender betrieb
Issa die Aufwiegelung aller Großen, die er denn
auch mehr und mehr auf seine Seite zog, so daß
sein Bruder allgemein an Anhang einbüßte. Die
Absicht eines UÜberfalls auf das Truppenlager
schien fast zur Reife gediehen, als Nolte sich
mutig entschloß, allen Aufstandsäußerungen durch
eine vorgreifende Brüskierung des Lamido den
Boden zu entziehen. Selbstverständlich waren
die Gerüchte von einer bevorstehenden Erhebung
durch freiwillige Spione aus dem Viertel der
Haussah, der intimsten Feinde der Fullah-Herr-
lichkeit, auch in das Lager Noltes gelangt. Die
hochgespannte Lage erforderte entschlossene Klärung.
Früher konnte ja auch keineswegs an die Auf-
nahme der Bauarbeiten gegangen werden, da
durch diese naturgemäß die verfügbaren Kräfte
weithin zersplittert worden wären und im ge-
gebenen Falle nur unter großen Schwierigkeiten
zu schlagfertiger Gefechtsbereitheit rasch hätten
vereinigt werden können. Als Nolte seinen Ent-
schluß schon gefaßt hatte, erschien noch in der
Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar der
Haussah-Mann Budju im Lager und warnte vor
der durch alle Teile der Stadt lohenden Erregung.
Nolte traf darauf die erforderlichen Vorsichts-
maßregeln für die Nacht und setzte seinen Besuch
im Palast des Lamido für den kommenden Morgen
fest. Er wollte Jerima Issa festnehmen. Dabei
mußte die Frage: „Friede oder Krieg“ sich ent-
scheiden.
Über den weiteren Gang der Geschehnisse
möge hier der amtliche Bericht des Leutnants
Sandrock folgen:
„Am Vormittag des 1. Februar 1902 rückte
Oberleutnant Nolte mit mir, dem weißen
Unteroffzier Dennhardt und vierzig farbigen
Soldaten unter vorheriger Anmeldung nach der
Lamidoburg. Sanitätssergeant Hollenbeck
blieb zum Schutze des Lagers zurück. Ober-
leutnant Nolte rückte mit zehn Soldaten in den
Hof ein und befahl mir, draußen zu warten.
Sobald drinnen Schüsse fielen, sollte ich den
Kampf beginnen. Nach kaum fünf Minuten
fielen drinnen kurz hintereinander einige Schüsse.
Das Vorgehen draußen erfolgte dann in der
angeordneten Weise. Im Empfangsraum der
Burg fand ich Oberleutnant Nolte tot vor.
Der Lamido Omaru war dicht hinter dem
Empfangsraum von Boima, dem Boy Noltes,
mit dessen Karabiner erschossen worden. Banjo
wurde nach allen Seiten gesäubert, die halbe
Lamidoburg brannte nieder. Das Feuer ging
durch explodierende Pulver= und Munitions-=
vorräte sehr hoch und übersprang die Mauern.
Die Hauptmoschee brannte herunter. In den
erhalten gebliebenen Häusern der Burg bezog
die Kompagnie abends Quartier. Die Ereig-
nisse stellten sich nach den gemachten Aussagen
so dar: Oberleutnant Nolte erledigte zunächst
die Fragen nach Führern zu den Bauholz-
plätzen. Hierauf erklärt er, er wisse, der La-
mido walle den Krieg so wenig wie er, er sei
sein Freund und er werde ihn, sollte es zum
Kriege kommen, schützen. Er wisse ferner, des
Lamido Bruder wolle und betreibe den Krieg
und so wolle er Issa festnehmen. Als Ober-
leutnant Nolte die Hand auf Issa legte, sprang
alles auf, auch der Lamido, welcher nach Noltes
Rock griff. In dem entstehenden Gewirr faßte
Sarikin Saggi, ein Fullah-Großer, nach
einem Karabiner und erschoß Nolte. Jerima
Issa und Sarikin Saggi entkamen."“
Diese erste Darstellung vom Tode Noltes
war, wie sich bald herausstellte, irrtümlich. Der
Vorgang hatte sich vielmehr in der Weise abge-
spielt, daß der Lamido dem Oberleutnant Nolte
im Augenblick, als dieser den Issa verhaftete,
einen verborgen gehaltenen Dolch ins Herz
stieß. Nolte kommandierte noch „Feuer“ und
fiel. Gleichzeitig begann das Schießen und hieraus