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wohl von den Leuten zugesteckt wurden. Hier in
Kuntunge hatten wir auch einige Stunden leichten
Regen, den einzigen auf der ganzen Reise. Die
Leute waren überaus freundlich, und es erboten
sich auch gleich Führer, die mit uns zum „nächsten“
Dorf gehen wollten. Sie bedeuteten uns zwar,
daß es dahin sehr weit sein solle, und man
zweimal schlafen müßte; wir gaben aber nichts
darauf und hofften abends wieder ein Dorf zu
erreichen. Nicht sehr weit vom Dorfe entfernt
begann der Wald, und unser Weg zog sich über
einen Höhenrücken hin, allmählich ansteigend.
Um 10 Uhr erreichten wir 2100 m, und die
Temperatur betrug 19 Grad Celsius; das Schwitzen
hatte für uns aufgehört. Es war kein klarer
Tag und zeitweilig etwas Nebel. Wenn hier
auch Bäume von so riesigen Dimensionen wie
auf 600 m nicht mehr vorkommen, so war es
doch immer noch ein prächtiger Hochwald, durch
den wir marschierten, und namentlich hohe Nadel-
hölzer waren ziemlich häufig. Merkwürdig war
auch, daß hier soviele mit Stacheln bewehrte
Gewächse vorkamen. Wir bedauerten lebhaft,
daß kein Botaniker bei uns war; ein solcher hätte
sicher reiche Ausbeute an interessanten Sachen
machen können. Auch in bezug auf Tier= und
Vogelwelt wäre da wohl manches zu entdecken
gewesen; allein wollten wir einmal auf einen
unbekannten Vogelruf hin näher zusehen, dann
drängten unsere Führer sofort zum Weitergehen.
Mit der Jagd ist auf Expeditionen, die sich nicht
eigens zu diesem Zwecke aufhalten wollen, über-
haupt wenig los, wir konnten kaum einige Vögel
für den Kochtopf erbeuten. Unser Weg ging
ziemlich gerade und stetig bergan, die Marsch-
richtung war Nordwest. Ohne einmal gerastet
zu haben, marschierten wir bis abends ½5 Uhr
durch, wo wir eine Höhe von 2700 m erreicht
hatten. Wir machten nun im Wald Lager und
kochten ab. Die Temperatur war 18 Grad Celsius
und für uns und unsere Begleiter reichlich kalt.
Die Eingeborenen waren kaum noch vom Feuer
weg zu bekommen. Sie bauten auch ihre Schutz-
hütte ungenügend und waren trotz allen Zu-
redens nicht zu bewegen, sich reichlich Brennholz
zu sammeln, obschon es in Menge in nächster
Nähe herumlag. Wir sagten ihnen, daß sie das
in der Nacht büßen müßten, und so kam es auch.
Um 9 Uhr war das Thermometer schon auf
15 Grad Celsius gefallen, und früh um 6 Uhr
zeigte es 11 Grad Celsius. Die Leute froren
ganz erbärmlich und uns ging es nicht besser,
obschon wir alles dreifach angezogen, die leichte
Tropenkleidung war hier vollkommen unzureichend.
Unsere Hoffnung war, daß es am anderen Tage
wieder abwärts — wie wir annahmen, auf der
Markhamseite — gehen würde. Wir ließen als
Extrazugabe für die Leute morgens Erbswurst-
suppe kochen, und das brachte sie bald auf die
Beine. Es ging zunächst auch etwa 100 m
bergab, und nach anderthalb Stunden kamen wir
auch aus dem Wald heraus. Wir befanden uns
auf einer sehr schönen Bergwiese, welche sich lang
in einem Tal hinzog. Hier waren fast alle
europäischen Wiesenblumen zu sehen, für uns ein
wunderbarer Anblick. Die beiderseitigen Hänge
waren mit Zypressen und verschiedenen Fichten-
und Tannenarten bestanden. Nur die über die
ganze Grasfläche hin zerstreut stehenden eigen-
tümlichen Baumfarne mit dicken Stämmen und
verhältnismäßig kurzen Blättern erinnerten daran,
daß man sich noch in den Tropen befand. Dabei
war bei hellem Sonnenschein eine angenehme
Temperatur von 20,5 Grad Celsius. Gegen
11 Uhr kamen wir dann in einen abgebrannten
Wald, der sich über einige Tausend Hektar er-
strecken mochte. Soviel wir aus unseren Be-
gleitern herausbringen konnten, werden die Wälder
von den Eingeborenen zu Jagdzwecken angezündet.
Es muß also dort oben bedeutende Trockenperioden
geben. Um 4 Uhr machten wir in einem Gras-
tale auf 2720 m zum zweiten Male Lager, ohne
das ersehnte Dorf erreicht zu haben. Ein frisches
Wasser und in der Nähe befindliches Gehölz be-
stimmten uns dazu. Diesmal waren unsere Jungen
vorsorglicher; sie bauten sich eine gute Grashütte
und schleppten so viel Holz herbei, daß sogar
am anderen Tage noch welches übrig geblieben
war. Die Temperaturverhältnisse waren nahezu
die gleichen wie in der vorhergehenden Nacht:
früh 6 Uhr 10 Grad Celsius. Am anderen Tage
trafen wir gegen 9 Uhr auf ein schönes, klares
Flüßchen, das ziemlich reichlich Wasser führte
(etwa 2 chm pro Sekunde), und wir dachten
schon, vielleicht einen Nebenfluß des Markham
vor uns zu haben. Allein statt nach Westen floß
er nach Nordost, und unsere Begleiter belehrten
uns bald, daß das der Bulong sei. Nach einigen
Stunden wurde uns auch die ganze Situation
klar. Vor uns hatten wir genau im Westen
einen 4000 m hohen Gebirgszug, auf welchem
offenbar der Bulong entspringt. Hinter diesem
Höhenzug wurden noch andere, höhere Kuppen
sichtbar, und namentlich eine charakteristische,
mächtige Kuppe stieg in nicht allzu großer Ferne
empor, der wir zu Ehren Seiner Königlichen
Hoheit des Prinzregenten von Bayern den Namen
„Luitpoldberg" gaben. Es war dies der einzige
Punkt, den wir benannt haben. Bis 4000 m
steht noch üppiger Wald, die höheren Züge und
Kuppen aber sind mit Gras bestanden, dazwischen
sind nackte Felswände ziemlich zahlreich sichtbar.
Der Luitpoldberg ist reichlich 5000 m hoch; wir
hatten uns allmählich eine ziemliche Fertigkeit im