Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

W 722 20 
Zu den Aufgaben, die sich die Regierung 
gestellt hat, gehört auch die Förderung der 
Fischerei. Es soll versucht werden, die Flüsse 
und Seen mit europäischen Fischarten zu besetzen 
und den Fischfang systematisch zu betreiben. Zu 
diesem Zwecke sollen zunächst auf dem Mörosee 
einige kleine Fischdampfer in Betrieb genommen, 
und der Fischfang soll mit Schleppnetzen betrieben 
werden. Anlagen zum Räuchern und sonstigen 
Konservieren der Fische sollen geschaffen werden. 
Bergwerksmaschinen werden meistens durch 
Vermittlung der Brüsseler Bureaus der Gesell- 
schaften bestellt. Eilige Sachen werden von 
Bulawayo oder Johannesburg bezogen; die 
„Union Minière du Haut-Katanga“ findet es 
vorteilhaft, in Johannesburg einen eigenen Ein- 
käufer zu halten. In Elisabethville selbst werden 
zurzeit nur solche Bergwerksartikel vorrätig ge- 
halten, die namentlich von den Schürfern gebraucht 
werden, wie Picken, Schaufeln, Schüsseln zum 
Waschen der Mineralien, Stricke, Bohrstähle, 
Hämmer ufsw. 
Für die Ausrüstung der Schürf= und Handels- 
karawanen kommen außerdem in Betracht: Zelte, 
Feldbettstellen, leichte Kochgeschirre, Decken, 
Hängematten sowie Palankine mit Sonnen- 
segel, die von vier Eingeborenen an einer Stange 
getragen werden. Ein wichtiger, ja geradezu 
unentbehrlicher Ausrüstungsgegenstand ist das 
Moskitonetz, das natürlich auch in Elisabeth= 
ville selbst zum Schutze gegen Tsetsefliegen, Mos- 
kitos usw. äußerst nötig ist. 
Bei dieser Gelegenheit mögen noch die 
Trägerlasten besprochen werden. Wie schon 
erwähnt, ist der Träger gegenwärtig für viele 
Richtungen das einzige Transportmittel und wird 
es noch lange bleiben. Eine Trägerlast ist aber 
keine feststehende Größe, sondern richtet sich nach 
verschiedenen Umständen, namentlich nach der 
zurückzulegenden Entfernung und der dazu zur 
Verfügung stehenden Zeit. Während der Neger 
auf einem kurzen und langsamen Marsch ganz 
gut 30 bis 35 kg tragen kann, wird man auf 
langen und raschen Märschen 25 kg als Höchst- 
gewicht ansehen, ja sogar darunter herabgehen 
müssen. Deutsche Exporteure mögen sich dieses 
vor Augen halten und sich die Mühe nicht ver- 
drießen lassen, den Packungsvorschriften genau 
nachzukommen, wenn Trägerlasten gewünscht 
werden. Um nur ein Beispiel zu nennen, so ist 
eine gewöhnliche Kiste Wein von 12 Flaschen als 
Trägerlast zu leicht, während zwei solcher Kisten 
viel zu schwer sind. Für die dortigen Gegenden 
werden daher gewöhnlich Kisten mit einem Inhalt 
von 15 bis 16 Flaschen verlangt. Der Käufer 
wird viel lieber für die von ihm gewünschte 
  
Verpackung etwas extra bezahlen, als das Um- 
packen am Ende der Bahn vornehmen, wo e 
ihm meist an Packmaterial fehlt. 
Der Handel mit Bier und Wein unterliegt 
keinen gesetzlichen Beschränkungen und der Verkan 
an Eingeborene ist gestattet. Dagegen ist den 
Hotels und Schenken das Verkaufen anderer 
alkoholischer Getränke, wie Whisky, Kognak, Li- 
köre usw. verboten. Dieses Verbot findet aller- 
dings wenig Beachtung; die Behörden dulden 
den Verkauf stillschweigend, solange keine groben 
Ausschreitungen vorkommen. Wahrscheinlich wird 
das Gesetz in Bälde abgeändert werden. Deutsches 
Bier wird noch ziemlich viel getrunken, doch 
haben die südafrikanischen Brauereien dem Markte 
schon ihre Aufmerksamkeit zugewandt, und es wird 
der deutschen Brauindustrie schwer werden, das 
Feld zu behaupten. 
In dem Urwald, der Elisabethville umgibt, 
wird ein sehr schönes hartes Holz gewonnen, 
das dem Teakholz (Tectona Grandis) ähnlich ist, 
doch sind die Stämme bedeutend kleiner als die 
der Tectona von Ost= und Hinterindien. Das 
Holz hat unter anderem die gute Eigenschaft, den 
Termiten zu widerstehen, die in Katanga eine 
arge Landplage sind. An eine Ausfuhr ist gegen- 
wärtig bei den hohen Frachtraten nicht zu denken, 
doch wird das Holz schon zu Baumaterial und 
zu einfachen Möbeln verarbeitet. Hier sollte sich 
die Möglichkeit für den Absatz von Holzbearbeitungs- 
maschinen bieten. 
In Elisabethville gibt es eine Reihe von 
Handelshäusern. Ein Verzeichnis der Im- 
und Exporthäuser liegt während der nächsten 
drei Wochen im Reichsamt des Innern im 
Bureau der „Nachrichten für Handel und 
Industrie", Berlin W8, Wilhelmstraße 74, 
im Zimmer 154, zur Einsichtnahme aus. 
Eine Abschrift desselben kann inländischen 
Interessenten übersandt werden. Anträge 
sind an das Reichsamt des Innern zu 
richten. 
Dle wlrtschaftlichen Verhältnisse der nordwestrhode- 
sischen Ortschaft Brohen Plll (Britisch-Süd#afrika). 
Einem Reiseberichte des Handelssachverständigen 
beim Kaiserlichen Konsulat in Johannesburg wird 
folgendes entnommen: 
Broken Hill verdankt seine Entstehung der in 
der Nähe gelegenen „Broken Hill Mine“, einer 
Grube, deren Erz ein Gemisch von Zink und Blei 
darstellt. Die Grube hat die großen auf sie ge- 
setzten Hoffnungen völlig enttäuscht, da es nicht 
gelingen wollte, das Erz an Ort und Stelle in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.