Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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E —4 Nichtamtlicher Teil I 
    
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
beutsch-Ostafrika. 
die wirtschastlichen Aussichten am sillimandjaro. 
Aus einem Bericht des Bezirksamts Moschi. 
denda der Bahnbau sich mit schnellen Schritten 
en Bezirke nähert und voraussichtlich einen 
Kilimm von Ansiedlungslustigen bringt, die der alten 
vermandjarosage glauben und hier ein Paradies 
uten, so ist es an der Zeit, die Aussichten 
zu „Bezirts Moschi einmal zusammenhängend 
rho etrachten. Die Übertreibungen der Johnston, 
henamson, Peters usw. sind zwar durch die fol- 
für - Reisenden, insbesondere Volkens, Schritt 
suneerfrit berich. und reduziert worden, aber 
uͤmer no 
bung der wirtschaftlichen Aussichten des Bezirks 
hnnnd. Gewiß ist, abgesehen von einigen wüsten- 
au ichen Tuffplateaus, der Boden fast überall 
er abielfach vorzüglich, weil er sowohl dort, wo 
von us Urgestein besteht (Gueis in Pare, Granit 
0o1 Umbulu bis ins Masai-Reservat hinein: 
dulsiale), als in den — weit überwiegenden — 
anischen Gebieten tiefgründig verwittert ist. 
6r n deshalb nicht nur geeignet, eine aus- 
fat cete Viehweide zu tragen, sondern stellt 
gebe beral, wo eine Bewässerungsmöglichkeit ge- 
so#n ist, erstklassiges Kulturland dar. Ein 
ein bendes Beispiel ist die Oase Engaruka, wo 
zdom Grabenrand herabstürzender Bach einen 
rige von üppigster Fruchtbarkeit in eine trau- 
umehlstaubige Dornöde hineingezaubert hat. 
verhär Mißstand des Bezirks ist das Miß- 
aus ltnis zwischen den riesigen Flächen 
nachezeichneten Bodens und den spärlichen 
Tllichen Feuchtigkeitsquellen. 
und iese sind dreifacher Art: die Regenfälle 
lun e ie danach zurückbleibenden Wasseransamm- 
säne n, die Seen, die Wasserläufe. Die Regen- 
letulewelche im ganzen Bezirke, abgesehen von 
onmn Störungen durch die größten Wolken- 
Keiten er (Kilimandjaro, Meru usw.), in zwei Ge- 
lim derfolgen, genügen in regelrechten Jahren, 
se Üblichen Negergewächse, dazu auch die 
au mwolle, zur Reife zu bringen; sie zeitigen 
nicht ene gute Weide, aber sie genügen schon 
urhalte iese Weide das Jahr hindurch frisch zu 
in Afru- So macht auch hier, wie fast überall 
wecsel a, das Vieh alljährlich ein bis zwei ab- 
nde Fett= und Magerzeiten durch. 
macht sich eine gefährliche Über- 
  
Stellenweise hinterlassen die Regenfälle Teiche 
und Tümpel, welche bei nicht zu starker Inan= 
spruchnahme bis zur nächsten Regenzeit ausreichen. 
Die Seen sind fast durchweg so salzhaltig, 
daß sie für Bewässerungszwecke gar nicht, als 
Viehtränke nur dort in Betracht kommen können, 
wo zugleich frisches Wasser vorhanden ist. 
Hydrographisch endlich zerfällt der Bezirk in 
zwei Teile, einerseits in das zum Pangani ent- 
wässernde Gebiet südöstlich des Kilimandjaro— 
Meru-Grabens, anderseits in das westlich davon 
gelegene abflußlose Gebiet. 
Jenes Gebiet — etwa 8000 akm — ist für 
afrikanische Verhältnisse nicht nur reich bewässert, 
sondern die Wassermenge wird auch durch ein 
fast ideal zu nennendes Flußsystem zweckmäßig 
verteilt. Zu bemerken ist, daß diese günstigen 
hydrographischen Verhältnisse von der Erhaltung 
der Urwälder des Kilimandjaro und Meru ab- 
hängig sind. 
Die Wasseradern, welche zu diesem Pangani- 
System zusammenlaufen, werden nun von den 
auf den Bergen sitzenden Eingeborenen durch zahl- 
reiche Bewässerungsgräben über die Felder ge- 
führt, so daß infolge des Verdunstens und Ver- 
sickerns in der trockenen Zeit nur die stärksten 
Adern bis an den Fuß des Berges gelangen. 
Da aber gerade hier sich zahlreiche europäische 
Betriebe angesiedelt haben, welche bei ihrer 
großzügigeren Anlage ungleich mehr Wasser 
brauchen, als die zahllosen Kleinbetriebe der Ein- 
geborenen, so waren Reibungen zwischen den 
oben sitzenden Wadschagga und den unten sitzenden 
Europäern an der Tagesordnung. Es ist indes 
gelungen, überall schriftliche Verträge zwischen 
den Interessenten zu vereinbaren, welche bis zum 
Inkrafttreten einer Wassergesetzgebung die Wasser- 
nutzung (teils nach einem Tages-, teils nach 
einem Stundenturnus) zur allseitigen Zufriedenheit 
regelten. 
Die größeren Adern (Burka, Nduruma, Kiku- 
letwa, Sanya, Kikafu, Wern-Weru, Garanga, 
Rau, Himo) führen das ganze Jahr hindurch 
einen reichlichen Wasserüberschuß und können noch 
zur Bewässerung weiter Landstriche ausgenutzt 
werden. Es dürfte sich empfehlen, die Brauchbarkeit 
der großen Pangani— Daryama-Ebene für den 
Baumwollbau für europäische Großbetriebe durch 
eine Versuchsstation festzustellen. Eine ausgedehnte
	        
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