Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Einigung hierüber erzielt, nachdem eine solche 
bezüglich aller grundsätzlichen Fragen bei der 
Beratung der südwestafrikanischen Verhältnisse 
schon zustande gekommen war. 
Die Beratung des weiteren Ausbaues der in 
den Grundlinien festgestellten Organisation des 
Kreditwesens in den Kolonien wurde der schon 
erwähnten Subkommission übertragen, die sich 
durch Heranziehung von einigen weiteren Mit- 
gliedern, womöglich auch von Südwestafrikanern, 
ergänzen soll. 
Der ganze Verlauf dieser ersten Tagung der 
Ständigen wirtschaftlichen Kommission der Kolonial- 
verwaltung dürfte bei allen Teilnehmern den Ein- 
druck erweckt haben, daß diese Institution von 
großem Nutzen für unsere Kolonialwirtschaft zu 
werden verspricht. 
Deutsch-hkolonlaler Baumwollbau. 
Bei der in Berlin stattgehabten Tagung der 
Internationalen Spinner= und eber- 
vereinigung berichtete Schanz-Chemnitz als 
Stellvertreter des Vorsitzenden der Baumwollbau- 
Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitees über die letzten Ergebnisse auf dem 
Gebiet des deutsch-kolonialen Baumwollbaues, wie 
folgt: 
In Togo ist das Gouvernement bestrebt, den 
Baumwollbau der Eingeborenen neu zu organisieren. 
Deutsche Landwirte sind nach Togo entsandt worden, 
die sich speziell dieser Aufgabe widmen sollen. Außer- 
dem ist der Baumwollsachverständige des Komitees 
während der ganzen Kultur= und Ernteperiode 1911/12 
in der Kolonie tätig. Die letzten Nachrichten lassen 
auf eine Vermehrung der Quantität und auf eine 
Verbesserung der Qualität schlieWen. 
Kamerun. Das Baumwollversuchswesen ist nun- 
mehr von der Regierung eingeleitet und auch Private 
interessieren sich für den Baumwollbau. Das Gouverne= 
ment hat im Juli Baumwollverordnungen hinsichtlich 
der Einfuhr von Baumwollsaat und hinsichtlich des 
Auftretens von Schädlingen erlassen. 
In Deutsch-Ostafrika läßt die große Nachfrage 
nach Saat auf eine erhebliche Vermehrung des An- 
baues schließen. Während in der vorjährigen Pflanzzeit 
etwa 3000 Zentner zur Verteilung an Eingeborene 
und bedürftige Kleinsiedler abgegeben wurden, liegen 
in diesem Jahre bereits Saatforderungen für den 
gleichen Zweck in Höhe von 6000 bis 8000 Zentner 
vor, welche eine vom Komitee zu leistende Ausgabe 
von 80 000 bis 100 000 Mark repräsentieren würden. 
Bedauerlich ist, daß auch in diesem Jahre, nament- 
lich bei Kilossa und Morogoro, die Kräuselkrankheit 
wiederum ausgetreten ist. Hoffentlich gelingt die Nieder- 
kämpfung der Krankheit. » 
Von Interesse sind ferner die Ergebnisse und Aus- 
sichten des Baumwollbaues im Süden und Westen des 
iktoriasees. Dem Bezirksamt Muansa ist es durch 
freie Saat, Prämien, Preisgarantie und Ausstellung 
und Betrieb einer Entkörnungsanlage gelungen, die 
Produktion im Baumwolljahr 1910/11 gegenüber dem 
  
  
Vorjahre wiederum zu verdoppeln. Etwa 400 Vallen 
Upland und Abassi à 500 Pfund werden in diesem 
Jahre zur Ausfuhr gelangen. Die Anbaufläche der 
Eingeborenen wird im Jahre 1911/12 1100 Hektar, 
die Anbaufläche der europäischen Pflanzungen ein- 
schließlich der Mission der Weißen Bäter 1000 Heklar 
betragen. Die Entkörnungsanlage in Muansa reicht 
nichtmehraus, die angebrachte Baumwolle aufzubereiten. 
Eine erhebliche Vergrößerung der Anlage muß dem- 
nächst erfolgen. 
Im Bukobabezirk haben Erhebungen hinsichtlich 
der Aussichten des Baumwollbaues statthefunden. Es 
sind größere Flächen im Nordwesten, besonders am 
Unterlauf des Kagera und in den Tälern von Karagwe, 
vorhanden. Die klimatischen und Bodenverhältnisse 
dieser Ländereien, die politischen Verhältnisse hinsichtlich 
des Einflusses der Häuptlinge auf eine auch hier 
intelligente Bevölkerung sind den Verhältnissen in 
Britisch-Uganda sehr ähnulich. Die von der Residentur 
eingeleitete Organisation zur Einführung der Baumwoll- 
Eingeborenenkultur und die vorgesehene Crrichtung einer 
Entkörnungsanlage in Bukoba lassen auch in diesem 
Bezirk mit der Zeit günstige Ergebnisse erwarten. 
Wichtig ist, daß in Bukoba wie in Britisch-Uganda 
gute Straßen und günstig gelegene Verladestationen 
am See vorhanden sind. 
Auch in Ruanda, namentlich zwischen den Flüssen 
Nyawarongo und Kagera, bestehen Aussichten für den 
Baumwollbau. 
Anzuerkennen sind die überraschenden Fortschritte 
des Baumwollbaues in Britisch-Uganda, die der 
von dem Gonuverneur Sir Hesketh Bell geschaffenen 
umfangreichen Organisation der Baumwollwanderlehrer 
zu danken sind. 
Es steht also zu erwarten, daß auch die englischen 
und deutschen Gebiete am Viktoriasee dazu beitragen 
werden, die koloniale Baumwollproduktion zu mehren. 
  
  
  
Deutsche Kolonlalgesellschaft für Südwestafrika.) 
Der Reingewinn beläuft sich auf 1 309 939 vc, 
während er im Vorjahre 1 679 619.“ betrug. Das 
geminderte Erträgnis ist im wesentlichen darauf zurück- 
zuführen, daß die Einnahmen aus Landverkauf um 
mehr als eine halbe Million zurückgegangen sind, wäh- 
rend die Einnahmen aus Bergrechten nur eine ver- 
hältnismäßig geringe Steigerung aufweisen. Die Haupt- 
einnahmequelle werden in Zukunft unsere Bergrechte 
zu bilden haben, da, wie auch schon die diesjährige 
Bilanz ergibt, die Einnahmen aus Landverkäufen durch 
Grundstenern und Unkosten annähernd aufgezehrt 
werden und unsere Einnahme aus der Beteiligung an 
der Deutschen Diamantgeselshaft den Erwartungen, 
die auf einer allgemeinen UÜberschätzung des Diamanten- 
reichtums des Sperrgebiets beruhten, nicht entsprochen 
Die 
  
hat und auch in Zukunft nicht entsprechen wird. 
Grundsteuer hat tatsächlich die vorauszusehende Wirkung 
einer Enteignung ohne Entschädigung gehabt. Dieser 
Tatsache Rechnung tragend, haben wir unseren gesamten 
Gruwbesitz mit geringen Ausnahmen, deren wichtigste 
die Farmen Spitzkoppfe und Kanus und das in den 
Gemeinden Swakopmund und Lüderitzbucht gelegene 
Land, soweit es in absehbarer Zeit für die Bebauung 
in Betracht kommen könnte, an den Fiskus abgetreten. 
Alle unsere Bemühungen, eine Ermäßigung der Grund- 
steuer zu erreichen, blieben erfolglos. 
  
*) Aus dem Bericht über das sechsundzwanzigste 
Geschäftsjahr (1. April 1910 bis 31. März 1911).
	        
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