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von Karibib bis Okahandja und von Osonn
bis Windhuk, so daß nur noch eine Lücke von
7 km zu schließen war.
Die Neubaustrecke war auf 38 km mit
dem Gleise belegt.
Die gesundheitlichen Verhältnisse waren
dauernd gut. Ende Juni waren etwa 235 weiße
Handarbeiter ohne die Soldaten, 3400 Transkei-
kaffern und 1625 Eingeborene beschäftigt.
Die Staatsbahn Swakopmund —Windhuh
im Rechnungssahr 1910
(1. April 1910 bis 31. März 1911).
Auf der Strecke Swakop d—Jakalswat
Karibib der Staatsbahn Swakopmund—Windhuk
wurde der Betrieb für den öffentlichen Durch-
gangsverkehr am 1. April 1910 eingestellt und
der Verkehr der Strecke Swakopmund—Usakos—
Karibib der Otavibahn zugeleitet. Gleichzeitig
wurde die Otavibahn verstaatlicht und ihr Betrieb
an die bisherige Besitzerin der Bahn, die Otavi-
Minen= und Eisenbahn-Gesellschaft, verpachtet.
Mit dem gleichen Zeitpunkte wurde der Umbau
der 188 km langen Staatsbahnstrecke Karibib—
Windhuk in Kapspur begonnen, wobei der öffent-
liche Verkehr in vollem Umfange aufrecht erhalten
werden mußte. Im Anschluß an die Staatsbahn
Karibib—Windhuk wurde gleichzeitig der Neubau
der Strecke Windhuk — Kub, des Nordabschnittes
der Linie Windhuk — Keetmanshoop, in Kapspur
begonnen. Infolge dieser Umstände ist das
Rechnungsjahr 1910 für den Betrieb und Ver-
kehr der Bahn Karibib—Windhuk als ein in
mancher Beziehung außergewöhnliches zu be-
trachten, so daß beim Vergleich der Ziffern dieses
Jahres mit denen des Vorjahres eine gewisse
Vorsicht zu beobachten ist. Der Bahnbetrieb hatte
auf den Streckenumbau und auf die Durchführung
der Baufrachten der anschließenden Neubaustrecke
Windhuk — Kub vielfache Rücksichten zu nehmen.
Infolge der zahlreichen Baufrachten erfuhr der
Güterverkehr eine erhebliche Steigerung. Die
Tonnenzahl der Baugüter betrug 76 v. H. der
beförderten Güter, und die Einnahme aus dem
Bauverkehr belief sich auf 610 283 M. — 38 v. H.
der Gesamteinnahme. Infolge des starken Bau-
gutverkehrs gestaltete sich auch hier wie bei der
Lüderitzbucht= und der Usambara-Bahn das wirt-
schaftliche Ergebnis im Berichtsjahre außerordent-
lich günstig. Die gesamte Roheinnahme stellte
sich auf 1 601 572 J, das sind 719 995%
oder 81,6 v. H. mehr als im Vorjahre, die
Betriebsausgabe auf 1 117 348 x, das sind
345 478 oder 44,7 v. H. mehr als im Vor-
jahre. Die Betriebsziffer ermäßigte sich dem-
entsprechend von 87,5 auf 69,8 v. H. und der
Betriebsüberschuß stieg auf 484 224 gegen
109 707 im Vorjahre, also mehr 374 517 ¼.
In künftigen Jahren, wenn die Baufrachten zurück-
gehen oder ganz aufhören, wird auf eine erheb-
liche Abnahme des Betriebsüberschusses zu rechnen
sein. Von dem Betriebsüberschuß von 484224
fließen 230 000 I dem Schutzgebietsfiskus, der
Rest mit 254 224./¾ dem Baufonds für den
Umbau der Strecke Karibib — Windhuk zu. Die
Betriebsergebnisse im einzelnen sind aus der
nachstehenden Zusammenstellung zu ersehen.
Für den öffentlichen Verkehr, der in keiner
Weise beeinträchtigt werden sollte, blieb auf der
Umbaustrecke Karibib —Windhuk der Fahrplan des
Vorjahres zunächst bestehen. Bald erforderte je-
doch die Rücksicht auf das Vorstrecken des neuen
Oberbaues Fahrplanänderungen, um den damit
beauftragten Eisenbahnbaukompagnien die Möglich-
keit zur ungehinderten Arbeit zu geben. Solche
Anderungen fanden statt am 1. Juni und
23. August 1910 und 9. Januar 1911 und be-
zogen sich auf die Verlegung der Abfahrts= und
Ankunftszeit unter Beibehaltung der gesamten
Fahrtdauer. Kreuzungs= und Maschinenwechsel-
station blieb Waldau; an drei Wochentagen mußte
außerdem die Abfahrtszeit von Karibib zur Frei-
haltung der Strecke vorübergehend so spät gelegt
werden, daß die gemischten Züge nur bis Oka-
handja liefen, während ein zweiter Zug von hier
bis Windhuk verkehrte. Aus Zweckmäßigkeits-
gründen wurde der bisher Dienstags verkehrende
Eilzug Windhuk— Karibib auf Mittwoch verlegt,
an welchem Tage der Gegenzug Karibib—Windhuk
fährt. Erwähnt mag werden, daß im Anschluß
hieran von der Otavibahn ein Nachtzug alle drei
Wochen von Karibib über Usakos nach Swakop-
mund eingelegt wurde, so daß diese Verbindung
es ermöglicht, ohne Übernachtung in einer Fahrt
von Windhuk nach Swakopmund zu gelangen,
um den Europadampfer zu erreichen. Die im
Vorjahre wegen der Verringerung des Verkehrs
eingeführte Sonntagsruhe konnte jetzt im Fahr-
dienste nicht mehr aufrecht erhalten werden; es
wurde auch Sonntags in beiden Richtungen ein
Eilzug eingelegt. An den übrigen Wochentagen ver-
kehrte fahrplanmäßig ein gemischter Zug, der aber
wegen des gestiegenen Verkehrs im allgemeinen
mit ein oder zwei Vor= und Nachzügen fuhr und
auch größtenteils Mittwochs und Sonntags außer
dem Eilzug verkehren mußte.
Die Beförderung erstreckte sich neben dem
Personen= und Viehverkehr auf dieselben Güter-
gattungen wie in den Vorjahren (Kaufmannsgüter,
Proviant, Baumaterialien, Bedarfsgegenstände für
Gewerbe und Farmwirtschaft und deren Erzeug-
nisse, auch Preßgras und Brennholz).