W 55 20
frage nach bestimmten Industrie-Erzeugnissen;
Herausgabe kolonial-technischer Schriften.
2. Anregung und Förderung privater technischer
Unternehmungen in den Kolonien.
3. Ausführung von technischen Pionierarbeiten,
die dem Privatkapital nicht zugemutet werden
können, wie Vorarbeiten für Kulturen und
Erntebereitung, wasserwirtschaftliche Vorarbei=
ten, Ausstellung von Maschinen und Geräten
in den Kolonien und anderseits Einführung
neuer Maschinen-Industriezweige, z. B. für
1 die tropische Landwirtschaft in Deutschland.
Heranziehung tüchtiger Techniker zur Arbeit
in den Kolonien.
Wirtschaftliche Fragen in Neuguinea.
ub Einem Vortrag des Gouverneurs Dr. Hahl
er wirtschaftliche Fragen in Neuguinea vor der
Wlonial-Technischen Kommission des Kolonial=
irtschaftlichen Komitees entnehmen wir folgende
nzelheiten:
. Infolge der geographischen Lage, der hohen
rachtraten, mit welchen Zufuhr und Absatz zu
rechnen haben, der spärlichen Zahl und tiefen
lturstufe der eingeborenen Bevölkerung ist die
-4 ewinnung brauchbarer Werte in Neuguinea nur
un beschränktem Maße möglich. Immerhin sind,
ie die Handelsstatistik zeigt, die bis jetzt erzielten
5 solge recht erfreulich. Der Gesamthandel ist
*ê 5,8 Millionen Mark im Jahre 1904 auf
*m Millionen Mark im Jahre 1909 gestiegen,
unn welchen 6,3 Millionen Mark auf die Einfuhr
amd 8,3 Millionen Mark auf die Ausfuhr ent-
*ss Die Ausnutzung der vorhandenen natür-
ichen Erzeugnisse hat glücklich begonnen. Die
flanzungen weisen große Fortschritte und Erfolge
auf; sie umfaßten im Jahre 1909 bereits ein
2#cemtareal von 144 914 ha, von welchen
* 756 ha unter Kultur waren. Neuguinea
ummt somit, was Plantagenkultur anbelangt,
nter unseren Kolonien die zweite Stelle ein.
wi Durch vier Dampfsägewerke werden Harthölzer,
me Maniltoa grandiflora, Afzelia bijuga, Ter-
inalia catapa, und verschiedene Eukalyptus-
unten für den Bauholzbedarf im Lande selbst
erarbeitet.
Ab Seit dem Jahre 1905 bzw. 1908 wird der
bbau der auf den Inseln Nauru und Angaur
kesundenen Phosphate betrieben. Die Gruben
dern bereits reiche Ausbeute. Die vollen Er-
siahsziffern werden 1911 bzw. 1912 voraus-
ihrch erreicht sein. Die Zahl der europäischen
evölkerung hat durch den Bedarf der Werke an
grelonar. eine reiche Mehrung erfahren. Die Ab-
Fien bilden eine gute Einnahmequelle für den
ð us. Sie sind für 1911 mit 112 000 M
eranschlagt.
Der Etat des Schutzgebietes betrug 1904
1 344 600 mit einem Reichszuschuß von
1 075 900 , für 1910 belaufen sich die ent-
sprechenden Ziffern auf 2 301 865 ./ und
922 612 m. Die im letzten Jahre für die Aus-
breitung der Organisation und für Leistungen
auf kulturellem Gebiete erforderliche Mehrausgabe
von 1 Million Mark gegen 1904 bringt die
Kolonie selbst auf. Die im Schutzgebiete fest-
gelegten Werte dürfen mit 32 Millionen Mark
angenommen werden.
Zur Schaffung neuer wirtschaftlicher Werte im
Schutzgebiet diente u. a. auch die groß angelegte
Kautschuk= und Guttapercha-Expedition, welche
den Zweck hatte, das Vorkommen von kautschuk= und
guttaperchahaltigen Pflanzen und die Mittel und
Wege eines lohnenden Abbaues festzustellen. Um
die erzielten Erfolge der Expedition wirtschaftlich
dauernd sicherzustellen, ist vorgeschlagen, das Unter-
nehmen in Anlehnung andie öffentliche Verwaltungs-
behörde fortzusetzen. Sachkundige Malaien müßten
an die Spitze kleinerer Trupps gestellt werden,
die sich einmal aus einigen angelernten mela-
nesischen Arbeitern, dann jeweilig aus den Dorf-
schaften rekrutieren, denen die Gewinnung von
Gutta zur Pflicht gemacht wird. Die Einführung
der Guttaproduktion in Neuguinea hat bereits
Veranlassung gegeben, eine Eingeborenen-Kopf-
steuer zu erheben, so daß die Steuererhebung die
Eingeborenen veranlaßt, sich der Guttaproduktion
unmittelbar zuzuwenden.
Die Errichtung von zwei Guttapercha= und
Kautschuklstationen für zunächst drei Jahre würde
jährlich etwa 12 500 —& erfordern, und unter
Zugrundelegung einer Gutta= und Kautschuk-
gewinnung von 4000 kg würde sich bei billiger
Notierung eine Einnahme von 8000 J¼ erzielen
lassen. Das Komitee wird den Eingeborenen
einen gewissen Garantiepreis bieten, unter den
zum Zwecke des Anreizes der Gewinnung des
Produktes nicht heruntergegangen werden darf.
Sobald andere Interessenten den Aufkauf über-
nehmen und genügend hohe Preise bezahlen, tritt
das Komitee von dem Aufkauf zurück.
Es ist in der Tat bereits von Unternehmungen
in der Gegend von Morobe im Papuagebiet
beabsichtigt, an die Ausbente der Guttabestände
heranzugehen. Auch von kapitalkräftigen Kreisen
wird zur Zeit bei der günstigen Notierung der
Gutta daran gedacht, in Verbindung mit den
Eingeborenen, aber auch unabhängig von diesen,
sich der Aufbereitung der Wildgutta zuzuwenden.
Dieses erfreuliche Resultat würde für Neuguinea
eine ungeahnte und außerordentlich wertvolle Er-
werbsquelle bieten und der Aufsschließung des
Landes Vorschub leisten.