Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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7. Bei einer Produktion von 200 Tons trockener 
JFaser pro Jahr ist maschinelle Bereitung zu empfehlen. 
8. Anpflanzungen von weniger als 400 bouws 
sind nicht genügend rentabel, falls Sisal Hauptkultur 
ist. Als Nebenkultur kann eine Pflanzung von 200 bouvws 
noch lohnend sein. 
9. Bei einer Anpflanzung von 500 boums sind die 
normalen Ausgaben für Erneuerung, Anpflanzung, 
Unterhaltung, Gebäude, Inventar, Verwaltung und 
verschiedene sonstige Unkosten etwa 75 Fl. für 1 bou#' 
und u H. Zinsen des Betriebskapitals in veran- 
schlagtem Betrage von 250 000 Fl. Eine normale Aus- 
gabe für Aberntung, Verkaufs= und Transportkosten, 
Frachten, Fabrikpersonal, Abschreibungen auf Maschinen 
wird auf 75 Fl. pro Ton trockene Faser geschätzt. 
10. Bei einem Verkaufswert von 225 Fl. pro Ton 
trockene Faser franko Javahafen beträgt der Gewinn 
bei einer Produktion von nicht mehr als 500 kg pro 
bou# 5v. H. des Betriebskapitals. Bei einer Pro- 
duktion von 1 Ton Faser pro bouw steigt der Gewinn 
bis auf 20 v. H. des Betriebskapitals. 
Manilahauf (abaca). 1. Auf Ländereien, welche 
einen billigen Transport des Rohmaterials nicht zu- 
lassen, wird eine Kultur nur dann lohnend sein, wenn 
auf den Feldern billige Handbereitung oder ebensolche 
maschinelle Bereitung angewandt werden können. 
2. Die Kultur ist nicht lohnend auf Ländereien, 
wo die Produktion unter 700 kg pro bouy sinkt. 
3. Manilahanf fordert auf Java einen humus- 
reichen Boden, welcher nicht höher als 500 m über 
dem Meeresspiegel gelegen ist. Unter günstigen Um- 
ständen steigt dann die Produktion bis auf 2½ Tons 
trockene Faser pro bonw. s» 
4. Kombinationen mit anderen Kulturen auf der- 
selben Pflanzung sind zu empfehlen. Weniger em- 
pfehlenswert ist Durcheinanderpflanzen mit anderen 
6. Wie bei Sisalhanf. 
7. Anpflanzungen von weniger als 250 bouwms 
sind nicht genügend rentabel, falls Manilahanf Haupt- 
kultur ist. Als Nebenkultur kann Manilahanf noch bei 
einer Anpflanzung von 50 bouws lohnend sein. Die 
normalen Ausgaben pro bour stellen sich bei einer 
Pflanzung von 500 boums, wie folgt: 
Zinsen eines Kapitals von 250 000 Fl.; dazu An- 
pflanzung, Verwaltungskosten, Unterhalt der Anlagen 
und Gebäude, verschiedene sonstige Unkosten, Steuern, 
Abnutzung Maschinerien, Drainage, Inventar, 
Aussicht usw. zusammen 75 Fl. 
8. Die Kosten für Aberntung, Bereitung, Trans- 
port, Fracht, Kommissions= und Verkaufsgebühren be- 
tragen 175 Fl. pro Ton durchschnittlich. Der Wert 
pro Ton in Holland stellt sich auf 285 Fl. und läßt 
also einen Nettogewinn von 110 Fl., d. i. bei einer 
Minimalproduktion von 700 kg pro bouw also etwa 
5 v. H., bei einer Produktion von 1400 kg etwa 
20 v. H. des Betriebskapitals. 
Hibiseus canabinus. Die gemachten Versuche 
mit dieser Kultur lassen es nicht zu, sich über Ren- 
tabilität ein Urteil zu bilden. Es ist jedoch mit Rück- 
sicht auf die gute Beurteilung des. Javaprodukts in 
Europa zu erwarten, daß größere Versuche folgen werden. 
Ananasfaser. Die von den Eingeborenen be- 
reitete Faser ist für verschiedene Zwecke verwendbar. 
Obwohl die Nachfrage nach diesem Produkt noch sehr 
unregelmäßig, ist eine Besserung in Bälde zu erwarten. 
Nach dem Urteil von Sachverständigen besitzt die hiesige 
  
Faser sehr gute Eigenschaften und verdient deshalb 
das Interesse der europäischen Industrie. Ein Urteil 
über die Rentabilität der Kultur kann noch nicht ge- 
geben werden, da erst festgestellt werden muß, welche 
Resultate man bei Anpflanzungen auf verschiedenen 
Ländereien im Ostindischen Archipel und welches Re- 
ultat man mit den Proben der Entfaserungsmaschinen 
bekommen hat. 
Für kleine Unternehmungen wurden folgende Ren- 
tabilitätsziffern gefunden: Ananasblätter, von Ein- 
geborenen in Sumatra gekauft, kosten 20 Cent für 
100 kg und liefern ein Produkt von 20 Cent pro 1 kg 
trockene Faser. Der Verkaufspreis in Europa beträgt 
30 bis 35 Cent. 
Kapok ist für die Eingeborenen eine gut lohnende 
Nebenkultur. Es muß jedoch streng darauf geachtet 
werden, daß nur reife Frucht zur Verarbeitung gelangt, 
da anders die Qualität minderwertig ist. Als Haupt- 
kultur in europäischen Händen kann ein Anbau auch 
lohnend sein, doch ist der Gewinn nur sehr gering. 
Z1 empfehlen ist, Kapok mit anderen Kulturen, wie 
#affee, Kakao usw., zusammen zu pflanzen. Auch Vieh- 
#ht in Verbindung mit Kapok ist zu empfehlen. Der 
erbrauch von Kapok ist ständig im Zunehmen be- 
griffen und eine Überproduktion vor der Hand nicht 
zu befürchten. 
Die Ausfuhr von Kapok aus anderen tropischen 
Ländern ist noch von geringer Bedeutung. Jedoch ist 
in Zukunft mit Konkurrenz zu rechnen. Mit Rüctsicht 
hierauf ist zu empfehlen, alles in die Wege zu leiten, 
um die Qualität des Javakapoks auf der gegenwärtigen 
Höhe zu halten. 
Baumwolle. Im Interesse der Baumwollkultur 
ist zu empfehlen, die inländische Bevölkerung zu ihrer 
Pflege anzuhalten. Ei nlage von Saatbeeten von 
seiten der holländischen Regierung würde der Bevölke- 
rung sehr zu statten kommen. 
Die Aussichten für die inländische Kultur (Palem- 
bang) sind günstig, wenn europäisches Kapital sich mit 
Handel und Ankauf von Baumwolle in ausgedehnterem 
Maße beteiligt und Reinigungsmaschinen an Ort und 
Stelle einführt. Auch ein gut organisiertes Landbau- 
Kreditsystem würde die Eingeborenen zu intensiverem 
Anbau anspornen. 
Die Aussichten der Nebenkulturen sind nicht un- 
günstig, doch sind noch viele Hindernisse und Unzuträg- 
lichkeiten mit den inländischen Arbeitern zu überwinden. 
Rentabilitätsziffern können mangels Materials 
nicht gegeben werden. 
Ramie. Auch hierüber lassen sich keine Rentabili- 
guerrde mitteilen. Ein weiteres, großzügiges 
  
angehen auf diese Kultur in Niederländisch-Indien 
durch Europäer ist bisher noch nicht erfolgt. Die Faser 
besitzt nach dem Ausspruch der Sachverständigen nicht 
die nötige Elastizität, um für Spiunzwecke in Betracht 
zu kommen, und kann daher nur für spezielle Zwecke 
Verwendung finden. Außerdem sind bis jetzt noch 
keine den Anforderungen wirklich entsprechenden Ma- 
schinen bekannt. 
Vooeroen kommt nur als Eingeborenenindustrie 
in Frage. Es muß darauf gesehen werden, daß stets 
gutes Rohmaterial bei der Mattenfabrikation ver- 
wandt wird. 
Kokosfaser (Coir). Reutabilitätsergebnisse können 
nicht gegeben werden, da bis heute die Bereitung der 
Faser auf maschinellem Wege für Zwecke der Ausfuhr 
nach Europa nicht stattgefunden hat. Nach den ge- 
haltenen Besprechungen läßt sich erwarten, daß eine
	        
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