Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Der Cissaboner Rohdüomarkt im Oktober 1911.-) 
Während des Monats Oktober hat sich der 
Preis für S. Thomé-Kakao in Lissabon auf 
4000 Reis gehalten. Der Markt ist fest, obgleich 
das Geschäft wenig belebt ist. 
Im Odktober 1911 (und 1910) betrug die 
Zufuhr 29 647 (53 820), die Ausfuhr 21 676 
(56 825) und der Vorrat am 31. Oktober 50 472 
(126 549) Sack. 
Die Nachrichten, daß die Ernte sehr gering 
ausfallen wird, scheinen sich zu bestätigen, denn 
die Zufuhren, die schon im Oktober geringer waren 
als im Vorjahr, sollen auch im November hinter 
denen des Vorjahrs zurückbleiben. 
Nach zuverlässigen Nachrichten sollen die por- 
tugiesischen Pflanzer sich bemühen, mit den brasi- 
lianischen Kakaopflanzern ein Abkommen zu treffen, 
um die Kakaopreise zu halten. Zu diesem Zwecke 
ist der Handelssachverständige des portugiesischen 
Konsulats in Paris nach Bahia gereist, um sich 
mit den dortigen Pflanzern zu besprechen, die er 
bereits für seine Ideen gewonnen haben soll. 
Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon 
vom 8. November 1911.) 
Tabakhbau in Britisch-Südafrika. 
Das Kaiserliche Konsulat in Johannesburg 
berichtet: 
Innerhalb Südafrikas wird Tabak in folgenden 
Gegenden angebaut: in Teilen der Kap-Provinz 
(vornehmlich in den Bezirken Oudtshoorn und 
Swellendam), in Natal, Südrhodesien (namentlich 
in der Umgegend von Bulawayo und Salisbury), 
im Tiefland (low veld) des nördlichen Transvaal 
und endlich und hauptsächlich im Machaliesberg- 
Distrikt, der Umgegend Rustenburgs im westlichen 
Transvaal. 
Der Bezirk Rustenburg hatte dieses Jahr eine 
Ernte von etwa 7 Millionen (englischen) Pfund 
Tabak. Ein Drittel davon eignet sich für Zi- 
garetten, der Rest für Pfeifentabak. Zigarren- 
tabak wird bis jetzt nur in geringen Mengen ge- 
zogen, die Qualität des Bodens würde indessen 
auch das Anpflanzen guten Zigarrentabaks gestatten. 
Neuerdings hat man Versuche mit der Trocken- 
kultur („dry karming") von Tabak gemacht, die 
günstig ausgefallen sind. 
Der amerikanische Tabaktrust ist am Vertrieb 
des südafrikanischen Tabaks stark beteiligt. Er 
hat dieses Jahr über ein Drittel der Ernte des 
Rustenburger Bezirks aufgekauft. Infolge seiner 
Kapitalmacht hat er auf die Gestaltung der Preise 
weitgehenden Einfluß. 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 21, S. 816. 
  
Die Tabakausfuhr aus Südafrika ist ver- 
hältnismäßig gering. Bei weitem der größte Teil 
des hier gezogenen Tabaks wird im Lande ver- 
braucht. Im Interesse der Absatzchancen des 
amerikanischen Tabaks hält der amerikanische Trust 
das südafrikanische Konkurrenzprodukt naturgemäß 
nach Möglichkeit vom Weltmarkt fern. 
Einer der ersten Rustenburger Tabakinter- 
essenten, ein Deutscher, hat unlängst darauf 
aufmerksam gemacht, daß das dortige Gewächs 
sich vortrefflich für deutschen Konsum eignen 
würde. Eine Gewöhnung des deutschen Publikums 
an südafrikanischen Tabak werde den Vorteil mit 
sich bringen, den deutschen Raucher auf das ähn- 
liche Gewächs vorzubereiten, das über kurz oder 
lang aus Deutsch-Südwestafrika und anderen 
deutschen Kolonien nach Deutschland zur Ausfuhr 
kommen werde. 
Die wirtschaftliche Lage in ñgypten. 
Das Kaiserliche Konsulat in Alexandrien 
berichtet: Die geschäftliche Lage in Alexandrien 
ist zur Zeit (Ende Oktober 1911) ungünstig. Die 
unsicheren politischen Verhältnisse zwingen die 
hiesigen Banken, die Gewährung von Kredit mög- 
lichst einzuschränken. Insbesondere werden den 
Händlern, die Baumwolle von den Pflanzern 
kaufen und sie an die Exporteure verkaufen, fast 
gar keine Vorschüsse mehr gegeben. Diese Händler 
sind daher auf die Exporteure angewiesen, die 
aber nicht genügend Geld zur Verfügung stellen 
können. Infolgedessen können die Pflanzer ihre 
Baumwolle nicht so leicht wie sonst verkaufen und 
haben geringere Einnahmen. Auch die Händler, 
die sich mit dem Umsatz der eingeführten Waren 
befassen, erhalten von den Banken nur gegen ganz 
sichere Garantien Kredit und sind weniger kauf- 
kräftig. » 
Die Zahlungsverhältnisse haben sich verschlech- 
tert und die Importeure können ihre Forderungen 
nur langsam und mit Schwierigkeiten einziehen. 
Außerdem herrscht Ungewißheit über den Ausfall 
der Baumwollernte, der für die Geschäftslage 
in Agypten ausschlaggebend ist. Schon jetzt steht 
fest, daß die Ernte, die sich um drei Wochen ver- 
spätet hat, nur 6 bis 6¼ Millionen Kantar 
(1 Kantar = 44,928 kg), also 1 bis 1½ Millionen 
weniger als im Jahre 1910 ergeben, und daß 
die Qualität geringer sein wird. Die Baumwoll-= 
preise haben eine fallende Tendenz, zumal da die 
amerikanische Ernte gut ausgefallen ist. Es dürfte 
daher erheblich weniger Geld ins Land kommen, 
als im Vorjahr. Die Zahlungseinstellung der 
„Bank of Egypt“ und die mißliche Lage einiger 
kleinerer Banken haben eine Unsicherheit hervor-
	        
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