Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

W 247 20 
II. Aufsicht über die chinesischen Arbeiter. 
§ 3. Die Aufsicht über die chinesischen Arbeiter wird durch einen vom Gouvernement 
hierzu besonders bestimmten Kommissar ausgeübt, welcher der örtlichen Verwaltungsbehörde unterstellt 
ist und deren Anweisungen Folge zu leisten hat. 
§ 4. Der Kommissar hat in regelmäßigen Zwischenräumen, und zwar mindestens einmal 
alle zwei Monate, die einzelnen Betriebe, in denen chinesische Arbeiter beschäftigt sind, zu besuchen 
und ist berechtigt, die Abstellung vorgefundener Mängel zu verlangen. Die Arbeitgeber sind ver- 
pflichtet, ihm jederzeit den Zutritt zu allen Räumlichkeiten zu gestatten, in denen chinesische Arbeiter 
beschäftigt oder untergebracht sind. 
§ 5. In gesundheitspolizeilicher Hinsicht unterstehen bie chinesischen Arbeiter überdies der 
Aufsicht des Regierungsarztes oder seines Stellvertreters. Mindestens einmal alle drei Monate hat 
der Regierungsarzt die Betriebe, in denen chinesische Arbeiter beschäftigt werden, zu besichtigen. 
Erachtet der Regierungsarzt die Abstellung von Mängeln erforderlich, so trifft er die ihm 
geeignet erscheinenden Anordnungen. 
§ 6. Der Arbeitgeber ist berechtigt, gegen die Anordnungen des Regierungsarztes oder 
des Kommissars die Entscheidung der örtlichen Verwaltungsbehörde anzurufen. 
§ 7. Die sämtlichen Arbeiter werden vom Kommissar unter fortlaufenden Nummern in 
ein Register eingetragen. 
Der Eintrag hat zu enthalten: 
1. Name, Alter, Geburtsort und distrikt des Arbeiters, 
2. Name und Wohnsitz des Arbeitgebers, oder bei größeren Betrieben des verantwort- 
lichen Verwalters. 
Ferner ist in dem Register zu vermerken: 
a) ein Wechsel des Arbeitsherrn, 
b) etwaige Bestrafungen des Arbeiters, 
c) Ableben des Arbeiters unter Angabe von Ort und Zeit sowie der Todesursache. 
III. Rechte und Pflichten der Arbeitgeber und Arbeiter. 
§ 8. Die Arbeitgeber sind, unbeschadet etwaiger, in den abgeschlossenen Arbeitsverträgen 
enthaltener weitergehender Verpflichtungen und Beschränkungen den Arbeitern gegenüber zu den in 
den §§ 9 bis 14 näher festgesetzten Mindestleistungen verbunden. 
Mit Zustimmung der örtlichen Verwaltungsbehörde kann jedoch bezüglich solcher Arbeiter, 
welche nach Ablauf des ersten Arbeitsvertrags mit demselben oder einem anderen Arbeitgeber einen 
neuen Arbeitsvertrag schließen, das Vertragsverhältnis abweichend von den Vorschriften in den 
§§ 11 bis 12 geregelt werden. 
Die Arbeitgeber unterliegen den in den §§ 15 bis 18 zur Aufrechterhaltung der Ordnung 
vorgesehenen Bestimmungen. Entsprechendes gilt für die Arbeiter. 
§ 9. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Arbeitern geeignete Wohnung zu gewähren, 
ihnen im Krankheitsfalle unentgeltlich die nötige ärztliche Behandlung und Pflege angedeihen zu 
lassen sowie ihnen die verordneten Arzneien und Verbandstoffe zu verschaffen. 
§ 10. Die chinesischen Arbeiter sind in festen, vor Wind und Wetter geschützten Holzhäusern 
unterzubringen, die das Hindurchströmen der freien Luft gewährleisten. Alle Vierteljahre sind die 
Jnnenwände und Decken mit Kalkmilch einmal zu streichen, die Böden und Schlafstellen wöchentlich 
einmal aufzuwaschen. 
Die Chinesenwohnungen müssen mit den zum Trinken, Baden, Waschen und Kochen nötigen 
Einrichtungen versehen sein. Auch muß sich bei jedem Chinesenhause eine mindestens 2 m tiefe, 
gedeckte Latrine auf der dem Winde abgewendeten Seite befinden. Bei geneigtem Boden muß sie 
unterhalb der Wohnhäuser angelegt sein. 
Für jeden Arbeiter ist unentgeltlich eine Schlafstelle, bestehend in einem Bett oder einer 
Pritsche, zu liefern. Auch ist ihm auf seine Kosten ein Moskitonetz zu beschaffen. 
& 11. Die Beköstigung hat für den Tag und Kopf zu bestehen aus: 
750 ;g Reis, 
120 g getrocknetem Fleisch oder Fisch, oder 
150 g rohem Fisch oder Fleisch, oder 
165 g gesalzenem Fisch oder Fleisch, 
35 g Speisefett.
	        
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