G 997 20
Die Verwendung der drahtlosen Telegraphie de
den Neukameruner Grenzexpebitionen.
Vorläufiger Bericht des Astronomen H. Rauschelbach
in Duala.
Im folgenden gebe ich eine UÜbersicht über die
Erfolge mit der drahtlosen Telegraphie, soweit
mir das Material darüber bis jetzt vorliegt.
1. Die Erfolge mit der Mondahbschua---
Grenzexpedition.
Herr Hauptmann Abel hat mir über die in
den Monaten Januar und Februar aufgenommenen
Zeitsignale kurz berichtet. Das Material genügt
jedoch nicht zu einer kritischen Verwertung. Der
Vollständigkeit halber sind in der untenstehenden
Tabelle einige Zahlen aus diesen Monaten mit
aufgeführt.
Dem Kaiserlichen Postamte in Duala hat Herr
Hauptmann Abel über die Monate März, April,
Mai eine ausführlichere Aufstellung über die
Signale zukommen lassen, die von der Station
des Technikers Müller in diesen Monaten auf-
genommen worden sind.
Das Ergebnis muß als überaus gut bezeichnet
werden.
Von besonderem Interesse dürfte
Tabelle sein:
folgende
Jan. Febr. März 2 Mai
32 32
Im Monat
habe ich Signale ge-
gçdeben .-
22 44 57
Davonsind nicht abgehört--— 26 18 9
a) da Station nicht auf-
gebau — — 18 16 3
b) hce Nahgewitter. — — 8 2 6
Es sind abgehört worden — — 31 11 23
ugd zwarist ausgenommen
a) sehr gut oder gut 4 6 21 10 9
b) genügend . 1— 8 1 1
5 hangeihon- — 1 6 3 10
nichts — — 1 0 3
oder in Prozenten l
a) sehr gut oder gut — — 68 72 339
b) genügend — — 10 7 4
) mangelhaft. —] — 19 21 44
Onichts . —— 3 18
2. Die Erfolge mit der Logone — Pama-
Expedition.
Herr Hauptmann Bartsch hat mir telegraphisch
über Mongoumba, Herr Hauptmann a. D.
v. Ramsay brieflich von Singa mitgeteilt, daß
die Expedition die Zeitsignale an der Pama-
quelle vom 6. bis 18. Mai gut hat aufnehmen
können.
3. Die Erfolge mit der Funkenstation
in Brazzaville
Herr Leutnant Malgat, der Leiter der fran-
zösischen Station in Brazzaville, hat zwecks
Bestimmung des Längenunterschiedes Duala—
Brazzaville vom 18. Juni bis 5. Juli acht Duala-
Zeitsignale ausgenommen. Im Mittel ergab sich
als Zeitunterschied:
Brazzaville—Duala = 22 v 158,0 — 08,2
-— 533’ 45“ —3“.
Unter der Voraussetzung, daß der für die Länge
von Brazzaville gegebene Wert 15° 16“ 15“ östl.
Greenwich richtig ist, würde sich für die Länge der
Beobachtungsstation Duala ergeben: 9° 42°30“
östl. Greenwich, während meine Annahme auf
Grund vorläufiger Berechnungen 9° 41°30“ ist.“)
Brazzaville hat meine Abend= und Morgen-
signale gehört. Da es jedoch vor Mitte Juni
um dieselbe Zeit selbst Signale gab, so war es
nicht in der Lage, meine Zeichen aufzunehmen.
Herr Leutnant Malgat hat mir noch eine
neue Reihe in Aussicht gestellt.
4. Die Erfolge mit der Funkenstation
in Pointe-Noire.
Die Versuche mit Pointe-Noire hatten den
Zweck, ebenfalls den Längenunterschied Duala—
Brazzaville zu bestimmen, indem die von Pointe-
Noire gegebenen Zeichen in Brazzaville und Duala
gleichzeitig aufgenommen werden sollten. Vom
30. Juli bis zum 6. August ist es endlich ge-
lungen, mit der 600 m-Welle an sechs Abenden
die Vergleichssignale aufzunehmen. Ich habe mein
Beobachtungsmaterial nach Brazzaville gesandt,
wie es verabredet war. Sobald das Beobachtungs-
material von Brazzaville selbst hier eintrifft, kann
ich das Resultat ableiten.
Bemerkungen zu dem Berichte des Herrn
Hauptmann Bartsch
von der Aufnahme der Signale an der Pama-
quelle, veröstenrüicht im Stscher- Kolonialblatt“
„Nr. 16, S. 711f.
*) Es dü ürfte ½#v richtiger sein, die bisherige Be-
stimmung von Dua ls die schärfere anzusehen und
hiernach die Länge 4½% Brazzaville zu verbessern.
sei jedoch erwähnt, daß eine neue scharfe Längen-
bestimmung von Duala durch das Kabel Emden—Duala
im Werke ist. Hierdurch werden die drahtlosen Längen-
bestimmungen der Grenzexpeditionen erst ihren vollen
Wert erhalten; außerdem wird voraussichtlich für die
Kartographie eines großen Teiles von Westafrika eine
sehr wichtige Neuorientierung im Gradnetz geliefert
werden. Durch die von dem Astronomen Rauschelbach
und dem Leutnant Frhrn. v. Prankh (bisher bei der
Monda—schua-Grenzexpedition) ausgeführte Kabel-
übertragung werden sich folgende relative Längen ab-
leiten lassen: Emden, Tenerife, Monrovia, Lome, Duala,
Pointe-Noire, Brazzaville und sämtliche von den Grenz-
expeditionen mit drahtlosen Stationen besetzten Punkte.