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wurden, und 15 Träger für Verpflegungslasten
(Reis, der von Dume hingeschafft war) hinzu.
Die Strecke Baturi— Betare wurde in fünf
Tagen zurückgelegt, was für die Bajo-Träger, die
üch vorzüglich hielten, eine hohe Leistung war,
da die Gewöässer stark angeschwollen waren und
es tagsüber oft in Strömen regnete. Wir kamen
keinen Tag vor 5 Uhr ins Lager.
In Betare trafen wir mit Leutnant Nau-
mann wieder zusammen. Nachdem zwei Ochsen
angekauft waren, kamen wir am 23. September
in Mbulei, dicht an der alten Grenze an.
Dort waren bereits 50 Träger bereitgestellt, die
Schwachen von unseren Trägern wurden ausge-
wechselt und aller entbehrliche Troß zurückgelassen.
Nachmittags brachen wir von Mbulei auf, über-
schriteen die bisherige Schutzgebietsgrenze und
marschierten nach Kunde. Der Jauro Kunde
war uns bis beinahe nach Mbulei mit allen
seinen Head-Leuten und seinen Leuten entgegen-
gekommen, der Weg war breit ausgeschlagen und
eine mehr als ausreichende Verpflegung lag bereit.
Männer, Weiber und Kinder begrüßten uns mit
lautem Jubel. Zahlreiche Häuptlinge aus der
Umgebung hatten sich eingefunden.
Schon vorher hatten wir festgestellt, daß der
kürzeste für uns passierbare Weg über Babua
ging. An den französischen Posten in Babua
war rechtzeitig Mitteilung geschickt, die ihn aber
nicht mehr traf, da die Besatzung bereits abge-
dogen war. Ein direkter Weg Kunde—Babua
hat vor Jahren bestanden, ist aber von den Ein-
geborenen aufgegeben und völlig unpassierbar.
s alte Kunde hat von seiner früheren Be-
deutung viel verloren, seitdem die Franzosen die
Station nach Babua verlegt haben. Streitig-
leiten über die Erbfolge scheinen den Verfall noch
beschleunigt zu haben. Ein großer Teil der Be-
vollerung war schon vor zwei Jahren unter den
Jauro Mbulei und Audu, um sich der fran-
Wsischen Steuereintreibung zu entziehen, ins
deutsche Gebiet abgewandert. Es ist nicht aus-
geschlosen, daß Kunde jetzt nochmals zu neuer
lüte gelangt. Eine Regelung der vorgebrachten
hen konnte naturgemäß nicht erfolgen, da das
Geblet bis zum 1. Oktober als fremdlöndisches
respelliert wurde. Es wurde kein Ausweis aus-
bestellt und keine Anordnung getroffen.
Am 25. wurde der Weitermarsch nach Babua
angetreten. UÜberall waren die Wege gereinigt
* auch die kleinsten Dörfer brachten Berpflegung,
5 daß niemals Mangel war. Der Häuptling
Mabua kam uns mit großem Gefolge entgegen,
berreichte die Schlüssel der Station, wie er sagte,
Besehl des französischen Administrateurs und
es uns die verlassene Statlon als Unterkunft
an. Auch hier waren zahlreiche Häuptlinge von
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auswärts gekommen, verlangten Ausweise und
brachten Hühner, Eier und Fufu als Geschenk.
Am 26. früh traten wir, nachdem die Station
der Obbut des Häuptlings überlassen war, den
Marsch über Lokoti— Samba— Bossum nach
Buala an. berall brachte uns die Bevölkerung
das größte Vertrauen entgegen.
Am 1. Oktober vormittags trafen wir auf
dem Posten Buala ein. Der franzöfische Posten-
führer orientierte uns eingehend und marschierte,
nachdem alle Übergabeformalitäten erfüllt waren,
am 3. Oktober früh nach Bozum ab. Aus der
weiteren Umgebung kamen zahlreiche Häuptlinge-
In und um Buala war es mit der Verpflegung ziem-
lich knapp, so daß ich an baldigen Abmarsch denken
mußte. Der übernommene Bereich des Postens
Buala reicht bis drei Tage östlich vom Posten.
Der Posten Zotua, der zu Babua gehört hatte
und von diesem mit 10 farbigen Soldaten besetzt
gewesen war, war gleichzeitig mit Babua geräumt
worden. Die Eingeborenen sagten aus, die Fran-
zosen hätten sie bei ihrem Abmarsch belehrt, daß
sie vom 1. Oktober ab Deutsche seien.
Den Rückmarsch beschloß ich in südwestlicher
Richtung, den geräumten Posten Zotua östlich
lassend, durch den alten Babua-Bezirk über Gaza
und Baturi zu machen. Ich erreichte Baturi
am 15. und Dume am 12. Oktober.
Das Land im Stromgebiet des Uham bei
Buala macht den Eindruck eines Berglandes.
Die Ortschaften sind nicht sehr zahlreich. Der
Bau der Häusfer entspricht der im Baja-Gebiet
allgemein üblichen Bauweise aus Lehm und Gras,
nur sind sie niedriger. Die Ortschaften werden
durch zerstreut liegende Gehöfte gebildet. Der
Häuptling heißt Jauro. Der Anbau besteht
zumeist aus Kassada, Koru# ist selten. Die Be-
wohner tragen einen aus Rinden angefertigten
Lendenschurz. Bekleidung mit Zeug ist selten.
Die Weiber tragen vielfach als Schmuck einen
lleinen Stein in der Nase. Die Bevölkerung
macht einen zurückhaltenden, fast verängstigten
und keineswegs kriegerischen Eindruck. Sie spricht
einen den Bertua-Leuten fast unverständlichen
Baja-Dialekt. Es find schlanke, nicht allzu kräftige
Gestalten. Sie ähneln sehr den Mbums. Auch
das Land trägt den Charakter der Mbum-Land-
schaften. Waffen, Speere usw. waren fast nirgends
zu sehen. Der Einfluß der Franzosen endete im
Norden an der Baja-Grenze. Die Errichtung
von Posten im Mbum-Gebiet soll geplant ge-
wesen sein.
Einen ganz anderen Eindruck macht das Land
im Stromgebiet des Nana. Es ist ein zer-
klüftetes Hügelland, das im Süden in eine mit
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