Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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verteilt werden wird, bei Inanspruchnahme durch 
Farmwirtschaften gestalten werden, läßt sich noch 
nicht übersehen. Es handelt sich dort um Ge- 
biete in einer Höhenlage von 950 bis 1800 m, 
in denen nur zum Teil Flußläufe vorhanden sind. 
Gesundheitlich am günstigsten scheinen mir 
von den bisher besfiedelten Gebieten die hoch- 
gelegenen Steppengebiete im Westen und Norden 
des Meruberges zu sein. In dem nordwestlich 
gelegenen Engare Nanyuki kommt allerdings 
Malaria während bzw. nach der Regenzeit vor, 
dagegen find die übrigen Farmgebiete wie Aruscha 
selbst vollkommen frei von Malaria. Die der 
Viehzucht dienenden Steppengebiete sind erheblich 
trockener als die oben erwähnten Pflanzungs- 
gebiete. Soweit nicht durch ungeschickte Anlage 
stehender Gewässer die Einschleppung der Malaria 
begünstigt wird, dürfte eine solche Gefahr hier 
überhaupt nicht begründet sein. Auch ist das 
tockenere Klima bei der größeren Höhenlage an 
sich dem Europäer zuträglicher als das feuchtere 
Klima der Waldzone. Ich gloube, daß man in 
diesen Gebieten uneingeschränkt die dauernde 
Befiedlungsfähigkeit für Weiße durch Generationen 
hindurch annehmen kann. Ich habe weder durch 
eigene Anschauungen noch durch die eingehenden 
Unterhaltungen, die ich nahezu mit sämtlichen 
Farmern deutscher und fremder Nationalität ge- 
führt habe, irgendwelche Gründe erkennen können, 
die dagegen sprechen würden; insbesondere hat 
mir jeder der Buren, von denen eine Reihe be- 
reits seit 8 Jahren dort wohnt, auf meine Frage 
nach dem Klima dasselbe gesagt: Es sei vollständig 
gesund und beffer als das der Transvaalkolonie, 
indem es im Sommer weniger heiß und im Winter 
weniger kalt sei. 
B. Wirtschaftlich. 
a. Die Frage der Kleinsiedlungen. 
Auch in denjenigen Gebieten, in welchen einer 
dauernden Befledlung gesundheitliche Bedenken 
nicht entgegenstehen, ist nach meiner Auffassung 
die Frage nach der Möglichkeit von Kleinsied- 
lungen in dem Sinne, daß der Anfiedler selbst 
mit Familie oder sonstiger weißer Hilfe ohne 
farbige Arbeiter das Land bebaut, durchweg zu 
verneinen. Ich will dahingestellt sein lossen, ob 
der Anfiedler in dem tropischen Höhenklima das- 
jenige Maß von körperlicher Arbeit, das für die 
eigene Bearbeitung der Scholle notwendig ist, auf 
die Dauer würde leisten können. Selbst wenn 
dies der Fall wäre, würde doch ein wirtschaft- 
liches Fortkommen solcher Kleinfiedler nicht ge- 
währleistet sein. Zunächst besteht die große 
Schwierigkeit des Absatzes seiner so gewonnenen 
Produkte. In der Kolonie wird mur ein 
geringer Absatz und nur an den mit der Bahn 
  
  
leicht erreichbaren Orten stattfinden können. Bei 
vielen Produkten tritt zudem leicht eine Kon- 
kurrenz der billiger arbeitenden Eingeborenen ein. 
Ich darf auf die Verhältnisse in Wilhelmstal 
verweisen, wo der Herr Staatssekretär ebenso wie 
ich den Eindruck gewonnen hatten, daß keiner der 
dortigen Ansiedler bei Beschränkung auf eigenen 
landwirtschaftlichen Betrieb auf einen grünen Zweig 
würde kommen können. Die Wilhelmstaler An- 
stedler haben sich dabei durchweg der Hilfe jar- 
biger Arbeiter bedient und trotzdem keine Ersolge 
gehabt, soweit sie ausschließlich der Erzeugung 
landwirtschaftlicher Produkte sich gewidmet haben. 
Aber auch abgesehen von der Frage des Ab- 
satzes liegen die Verhältnisse hier so, daß kein 
ackerbautreibender Anfiedler ohne ausreichende 
farbige Hilfe auf die Dauer bestehen kann. S0 
ist z. B. die Vogelplage an allen von mir be- 
sichtigten Plätzen im Bezirk Moschi derart, daß 
für das Verjagen der Vögel von einem Hekiar 
Weizen, wenn überhaupt eine Ernte herauskommen 
sollte, durchschnittlich sechs Eingeborene ohne Unter- 
brechung vom Morgen bis zum Abend tätig sein 
mußten. Das Fernhalten der Wildschweine er- 
fordert nächtliche Bewachung der Felder. Weiter 
richten Paviane, Stachelschweine und andere Tiere 
derartige Schäden in fast allen Kulturen an, daß 
der Weiße, der nach heimischer Art lediglich seinen 
UAcker bestellen und keine Bewachung einrichten 
würde, so gut wie nichts ernten würde. Es in 
mir wiederholt von Farmern, die infolge Mangels 
an farbigem Personal keine genügende Felder- 
bewachung hatten einrichten können, erklärt wor- 
den, daß sie z. B. von Weizenfeldern gar keine 
Ernten bekommen hatten, da der Weizen vol- 
ständig von Bögeln verzehrt war. “ 
Luch die Versuche mit den Deutsch-Russen 
in Leudorf haben hinsichtlich der Kleinfiedlung 
zu einem vollständigen Mißerfolg geführt. Die 
dort verbliebenen Familien finden ihren Unter- 
halt als Handwerker, Frachtfahrer und dgl. und 
haben nebenbei etwas Ackerbau und Biehzucht. 
Die Auffassung, daß eine Kleinsiedlung in dem 
oben umschriebenen Sinne dort nicht möglich it. 
wird auch von Hauptmann Leue geteill., üuch 
sonst habe ich unter den Anfiedlern keinen eir#“ 
zigen getroffen, der einer solchen Art der Besied- 
lung mit Ackerbauern das Wort geredet härr- 
Es wäre erwünscht, wenm die Fruge der Anseung 
heimischer lleiner Ackerbauer ohne Kapitol, de 
in der deutschen Presse ab und zu noch erören 
wird, für die hier in Rede stehenden Gebiere 
endgaltig als erledigt betrachtet würde. Leute 
die doraufhtn etwa aus Deutschland her 
kommen würden, in dem Glauben, nach heimischen 
Muster eine kleine Acherwirtschaft errichten # 
tönmen, würden m.C. scheitern müssen. Etas gans
	        
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