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in den Galeriewäldern, weil sie Ausläufer der
westafrikanischen Waldzone sind, finden sich Ver-
treter der westlichen Faung. Von großen Säu-
gern, deren Häusigkeit nach Osten zunimmt, sind
zu erwähnen die Giraffe, Leier= und Pferde-
antilope, Gazellen, Hundeaffen u. a., alle Cha-
rakterformen des Ostens. Daneben kommen noch
Nashörner, Zebras, Elenantilopen, Büffel und
Hartebeeste vor. In den Galeriewäldern leben
Elefanten und Menschenaffen, die nach einer fran-
zösischen Quelle bis Gore den Logone herab-
gehen. Eine Reihe westafrikanischer Waldvögel
vervollständigt die Tierwelt der Galeriewälder.
Die Zuflüsse des Logone und dieser selbst be-
herbergen zahlreiche Fische, doch ziehen sich diese
bei fallendem Wasser in die Hauptströme zurück.
Siluroiden und der interessante Protopterus
annectens find nicht selten.
Von Epvertebraten dürften wohl nur die pa-
thogenen Formen interessieren und besonders die
Tatsache, daß Glossinen in dem durchzogenen Ge-
biet gänzlich zu fehlen scheinen. Franzöfischer-
seits wird behauptet, daß erst in der Umgebung
von Gore beide Fliegen dieser Art vorkommen.
Die Bewohner des Landes sind Sudan-Neger
und bilden unter dem Namen Lakka ein großes
Volk, dessen Verbreitungsgrenzen schon bekannt
sind. Im Vollbesitze ihrer Selbständigkeit wohnen
sie in Dorfgemeinden zusammen, an deren Spitze
ein Dorsschulze steht. In mehrere Stämme ge-
spalten, tragen sie verschiedene Namen, und auch
die Sprache ist nicht einheitlich. In ihren Sied-
lungsformen, in Sitten und Gebräuchen aber
zeigen sie eine weitgehende Ubereinstimmung.
Die Männer find mittelgroße, kräftige und
gesunde Gestalten und ihre Züge zeigen die un-
verfälschten Merkmale des Negers. Bekleidet
gehen sie nur mit einem auf das Gesäß herab-
hängenden Ziegenfell, die Frauen schmückt ein
einfacher mit Grasbüscheln verzlerter Gürtel. Die
Bewaffnung besteht aus Speer, Schild und Wurf-
messer, Bogen und Pfeile find ihnen unbekannt.
Die aus einzelnen Gehöften bestehenden
Dörfer find reinlich und sauber gehalten. Die
Siedlungsform ist überall die aus Matten erbaute
Kegeldachhütte.
Unter den Wirtschaftsformen steht der Ackerbau
obenan, in zweiter Linie kommen Jagd und
Fischfang. Hirse, Erdnuß und eine Reihe anderer
Knollengewächse nehmen neben allerhand Suppen-
pflanzen, Tabak, Hanf, Kürbissen u. a., die erste
Stelle ein. Die Felder find wohlgepflegt, und
eine Art von Düngung kennt der Lalla, indem
er die Asche verbrannter Gräser auf die Felder
streut. Noch zu erwähnen ist der Anban von
Baumwolle, der zur Zeit vernachlässigt, in Ge-
meinschaft von Erdnüssen nicht ohne Bedeutung
für die Zukunft des Landes sein dürfte.
Von Haustieren hält der Lakka Pferde, Ziegen
und Hühner, doch sind erstere selten. Ziegen und
Hühner werden in Ställen gehalten. Rinder gibt
es nicht.
Die Auslbung von Jagd und Fischerei richter
sich in ihrem Umfange nach dem Reichtum der
einzelnen Gebiete an Tieren. Der Jagd, die
man mit großen Netzen auf jegliches Getier be-
treibt, liegt man zu allen Jahreszeiten ob, wäh-
rend die Fischerei in den kleineren Gewössern
nur zur Zeit des höchsten Wasserstandes oder
des fallenden Wassers lohnend ist. Fischdämme,
Fischreusen, Fischzäune und Fischgiste find im
Gebrauch, Angelhaken fehlen gänzlich.
Unter den Handwerken verdient die Töpfer-
kunst, ein Beruf der Frauen, zuerst genannt zu
werden. Gefällige Formen, bemalt und graphi-
tiert, wissen sie geschickt zu bilden. Nicht weniger
entwickelt ist das Flechthandwerk, das den
Männern obliegt. Fast sämtliche Bestandteile
einer Hütte, alle Speicher und Ställe sind aus
Grasmatten erbaut, deren Solidität und Halt-
barkeit bei weitem die künstlerische Ausführung
übertrifft. Die Schmiedekunst, die nicht in jeder
Dorfgemeinde betrieben wird, ist das Handwerk
einzelner geschickter Männer, die hauptsächlich
Waffen und Ackergeräte herstellen. Merkwürdig
ist es, daß der Lalka, der aus dem Bast einer
viel angebauten Pflanze ausgezeichnete Fisch= und
Wildnetze anzufertigen weiß, es nicht verfteht,
irgendwelche Stoffe zu weben. Salz, wohl das
beliebteste Genuhmittel, gewinnen die Frauen aus
der Asche einer Kulturpflanze.
Außer den gewöhnlichen Landesprodukten
genießt man noch getrocknete Fische und Raupen,
die beide als große Delikatesse geschätzt werden.
Handel und Verkehr im Lande sind bei der Feind-
seligkeit der Stämme untereinander wenig ent-
wickelt. Angeblich erhandeln die südlichen Stämme
bas Eisen aus den nördlichen Gegenden gegen
Tabak und Salz, während sie das zum Berzieren
der Töpfe notwendige Graphit ganz aus den
Süden, dem „Elbo--Gebirge“, beziehen.
Die hygienischen Verhälmisse des Landes find
nach den bisherigen Beobachtungen als gümstig
zu bezeichnen. Wenn auch keine brauchbare
von klimatischen Beobachtungen vorüegt, konn
man doch annehmen, daß das Klima nicht un,
gesund ist. Einen großen Vorzug bedeutet das
Fehlen der Glosstnen. Daß an den Fluhlluen
des Logone und Pende, also erst an der Grenze-
die GOlossina palpalis vorkommt, muß nach den
französischen Mitteilungen all richtig angenommen
werden, denn aus diejem Grunde soll erst kurzlich
die Stution Gore· verlegt worden sein. Ge