Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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momentan ist die Kongobahn bei weitem nicht imstande, 
dem Angebote der Fract, zu entsprechen, und es bleiben 
Tausende von Tonnen Waren in Matadi, oft sogar im 
Freien herumliegend, von der Beförderung ausgeschlossen. 
Die Erscheinung vieler neuer Firmen hat am 
Stanleypool eine rege Bautätigkeit entwickelt; Grund- 
stücke sind um das Zehnfache im Werte gestiegen und 
am Pool heute kaum mehr zu haben. Der noch an- 
dauernden Bautätigkeit Rechnung tragend, ist ein Unter- 
nehmen zur Errichtung einer Zementfabrik an der 
Kongobahn im Werden. Man hofft in zwei Jahren 
mit dem Betrieb der Fabrik beginnen zu können. 
Der Entwicklung vorausgeeilt ist die Flußschiffahrt 
auf dem oberen g- und bei dieser ist es die Com- 
pagnie „Citas“, welche als erste erfolgreich mit den 
Staatsdampfern in Konkurrenz treten konnte. Bei dem 
  
netz von 12 000 km ist jedoch auch 
Flußschiffahrts-Unternehmung Raum geboten, trotzdem 
nicht zu verkennen ist, daß die „Citas“, die heute am 
Stanleypool sieben Dampfer im Betrieb und zwei 
Dampfer im Bau hat, außer Barkassen und Leichtern, 
anscheinend bemüht ist, ausschließlich ihrerseits das 
Bedürfnis in der Flußschiffahrt befriedigen zu können. 
Zur besseren Vertretung und Förderung der uerr, 
essen der Kaufmannschaft hat man im verflossenen Jahre 
noch jeder anderen 
  
  
  
in Kinshasa eine Handelskammer gegründet, die es sich 
jetzt angelegen sein läßt, dem Gouvernement geeignete 
Vorschläge für alle der Entwicklung der Kolonie 
dienenden Einrichtungen und Bestimmungen zu machen. 
Die Handelskammer hat die Genehmigung der Re- 
ierung gefunden, und man kann erwarten, daß der 
influß der Handelskammer dazu beitragen wird, den 
letzten versteckten und passiven Widerstand der Organe 
am Konßo gegen die Durchführung der versprochenen 
und geplanten Reformen zu brechen. 
Der deutsche Import, der bis heute nur mit 8 v. H. 
an dem Gesamtimport beteiligt ist, wird in dem nächsten 
Jahre einen weit größeren Anteil erringen können. 
u 
* 
Seitens des Herrn Staatssekretärs des Reichspost- 
amtes ist uns am 21. Januar die Mitteilung geworden. 
daß die unmittelbare deutsche Kabelverbindu · 
Togo und Kamerun durch Legung des neuen Kabels 
Monrovia—Lome—Duala jetzt hergestellt worden sei. 
Die Inbetriebnahme hat am 19. Januar 1918 statt- 
efunden. Die Fertigstellung dieses Kabels ist um 
o mehr zu begrüßen, als die Kabelverbindung nach 
Kamerun über Bonny in den letzten Jahren häufig 
gestört war. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
* Kus Mvasaland. 
Der Baumwollbau in den Shire-Hoch- 
ländern hat in dem Berichtsjahre mit sehr un- 
günstigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen ge- 
habt, da während der Reifezeit fast ausschließlich 
bedeckter Himmel vorherrschte. Daher waren die 
Aussichten für eine hochwertige Ernte von vorn- 
herein gering. Die Baumwolle, welche ausge- 
führt wurde, belief sich auf 3392 Ballen im Ge- 
wicht von 400 Pfund gegenüber 4342 Ballen 
Lint-Baumwolle im Vorjahre, und das Areal 
unter europäischer Kultur auf 23 332 Acres gegen- 
über 12 752 Acres im Jahre 1910/11. Die 
Mißernte und der Mangel an Arbeitern entmutigten 
die europäischen Pflanzer, ihr Baumwollareal 
weiter auszudehnen. Daher ist das bebaute Ge- 
biet jetzt nur 24 155 Acres groß, was eine Zu- 
nahme von nur 823 Acres bedeutet. Da die 
Ernte in Agypten und Amerika sehr gut gewesen 
war, wurden keine hohen Preise für Nyasaland 
Upland gezahlt. Die besten Ballen hatten einen 
ständigen Preis von 7,25 bis 8,50 d das Pfund. 
Die zweite Qualität verkauste sich zu den Preisen 
der amerikanischen Middling Baumwolle zu un- 
gefähr 5 bis 6½ d das Pfund. Die Auswahl 
der Saat bedarf auf allen Farmen der größten 
Aufmerksamkeit, da sie die einzige Möglichkeit ist, 
die Qualität der Baumwolle zu verbessern. Der 
niedrige Preis für Middling American zeigt die 
Notwendigkeit, Sorgfalt auf die Saatauswahl zu 
verwenden, da solche niedrigen Preise den Baum- 
  
wollanbau in Nyasaland keineswegs ermutigen. 
Bei der Saatauswahl sollte versucht werden, nach 
Möglichkeit Baumwolle zu erhalten mit einem 
Stapel von 13/16 Zoll und darüber, da kürzere 
Stapel als 1 oder 1½ Zoll einen Unterschied 
von ½ bis zu 1d für das Pfund ausmachen. 
Bei dem Zusammenpressen der Baumwolle in 
Ballen ist zu beachten, daß sich am besten Ballen 
im Gewicht von 400 Pfund verkaufen, da sowohl 
der Markt als auch die Fabriken auf diese Größen 
eingerichtet sind. 
Der Baumwollbau gewinnt immer mehr an 
Interesse bei den Eingeborenen, und die Er- 
gebnisse für das Jahr zeigen eine befriedigende 
Vergrößerung von 270t Saatbaumwolle oder 
408 Ballen Lint-Baumwolle zu je 400 Pfund- 
Die folgenden Zahlen zeigen den Forschritt 
an Lint-Baumwolle seit dem Jahre 1908/09: 
1908/09: 196, 1909/10: 332, 1910/11: 1046, 
1911/12: 1454 Ballen zu 400 lbs. 
Es ist wiederholt dargelegt worden, daß, wenn 
die Ernte sorgfältig gradiert wird, der Eingeborene 
ebenso gute Baumwolle bauen kann wie der 
Europäer. Deshalb sind noch weitere Verord- 
nungen erlassen worden, und man hofft, daß mi 
der vergrößerten Aufsicht und der Verteilung von 
ausgewählter Saat die Klagen nach und nach 
aufhören werden. Einen störenden Einfluß hat 
es ausgelbt, daß im vergangenen Jahre auch die 
schlechteren Erzeugnisse der Eingeborenen von den 
Händlern begierig gekauft wurden, während diese
	        
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