Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Faserstoffen den Preis unseres ostafrikanischen Produktes 
so weit sinken lassen könnte, daß der Anbau nicht mehr 
rentabel sein dürfte, verneinen diese Anschauung durch- 
aus. Der Bedarf an Tauwerk jeder Art, insbesondere 
Schiffstauen, und jener von Bindegarnen und Bind- 
jäden vermehrt sich andauernd. Gerade unsere Sisal- 
faser ist sehr geeignet, jetzt, wo die Konkurrenz-Hänfe 
und Fasern den Bedarf nicht mehr decken können, sich 
hier auf dem Markte gut einzuschieben. Insbesondere 
nimmt die Nachfrage nach Bindegarnen für Getreide- 
mähmaschinen in immer steigendem Maße zu. Lr. Bruck 
betonte am Schlusse seines Referates die Notwendigkeit. 
daß die Pflanzungsgesellschaften vor allem auf eine gute 
Dunalität der Faser Wert legen sollten. 
  
Die Frage des Reisbaues in den Kolonien. 
Sodann wurde u. a. auch die Frage des Reis- 
baues in den Kolonien behandelt. Auf Anregung 
des Referenten, Direktor Dr. Hindorf. wurde im 
Hinblick auf die Hedeutung einer Reisversorgung unserer 
Kolonien durch Vermehrung der Produltion — in 
Deutsch-Ostafrika allein wird jährlich indischer Reis im 
Werte von über 2½ Millionen eingeführt — be- 
cchlossen, die folgenden Leitsätze anzunehmen: 
  
Der Reisbau ist in unseren Kolonien überall dort, 
wo er guten Erfolg verspricht, möglichst zu fördern, 
und zwar zur Verbesserung der Ernährungsverhältmisse 
in den Kolonien selbst, zur Verringerung der Reis 
einfuhr in die Kolonien, zur Ermöglichung einer späteren 
lohnenden Reisausfuhr, und ferner wegen der Vorteile. 
die ein ausgedehnter Reisbau in landwirtschaftlich- 
technischer Beziehung und für die Ausbildung der Ein- 
geborenen zu tüchtigen Ackerbauern verspricht. 
Zunächst sind die Gonvernements von Denutsch- 
Ostafrika, Kamerun, Togo und Neu-Guinea zu bitten, 
umfangreichere Erhebungen als bisher über den Reis- 
bau anstellen zu lassen, und zwar über die Größe, die 
Anbauflächen, über Anbauverfahren, Reissorten, Er- 
träge usw., ferner über die Möglichkeit der weiteren 
Ausdehnung des Reisbaues, unter Berücksichtigung des 
Baumwollbaues und ces Anbaues anderer Lebensmittel 
sowie der Arbeiter . 
Das Komitee Patheree sich bereit, seine Mitwirkung 
an den Bestrebungen einer Vermehrung des Reisbaues 
zunächst durch Beschaffung von Saat und Lieferung von 
Reisschälmaschinen zu besonders günstigen Zahlungs- 
bedingungen zur Verfügung zu stellen. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Wirtschaftliche Verhältuisse in den Gegenden des 
Dorrosees (Beigisch-Kongo). 
Nach den Gegenden des Mobrosees gibt es 
zur Zeit noch keine Eisenbahnverbindung, so daß 
sich der gesamte Transport der Waren durch 
Träger vollzieht, was den Verkehr sehr kostspielig 
und umständlich macht. Kilwa, im Süden des 
Moßrosees, ist vom Katangagebiete wirtschaftlich 
abhängig, während Pweto, der wichtigste Handels- 
platz des Landes, seine Waren über Matadi— 
Stanleyville bezieht, was allerdings zur Zeit noch 
4 bis 5 Monate für Sendungen aus Antwerpen 
in Anspruch nimmt. 
Kautschuk ist vor allem in den Landstrichen 
des Sees reichlich vorhanden. Der Handel liegt 
wesentlich in den Händen der Araber, die die 
einheimischen Produkte gegen europäische Waren 
austauschen. Europäer handeln vor allem Kaut- 
schuk gegen große Perlen ein. Belgier trifft man 
sast gar nicht in diesen Gebieten. Lebensmittel 
und Ausrüstungsgegenstände, die in Pweto und 
Kilwa zu haben sind, sind sehr teuer. Der Handel 
mit den Eingeborenen, der sich nach Einführung 
des Geldes wesentlich besser entwickelt, vollzieht 
sich hauptsächlich in Stoffen und Perlen, gewöhn= 
hu Kakianzügen, Filzhüten, Gürteln und 
Die von europäischen Gesellschaften errichteten 
Faktoreien können nur in den größeren Handels- 
  
zentren bestehen, während im Innern des Landes 
schwarze Angestellte verwendet werden müssen. 
(Nach Journal du Congo.) 
Die Graphltlager in Oadagaskar.) 
Seit 1909 sind an verschiedenen Stellen der 
Hochplateaus und in einigen Gegenden der West- 
und Ostküste von Madagaskar zahlreiche Graphit- 
lager entdeckt worden, so bei Tananariva, 
Mandjakandriana, Vatomandry, Andevourante, 
Batafo, Antsirabe, Ambositra, Fianarantsoa, beim 
Fort Carnot und Ambalavao im Süden. Die 
Abbaufläche zieht sich fast über die ganze Länge 
der Insel hin vom Ambregebirge bis nahe an 
das Fort Dauphin heran. Der Graphit findet 
sich in dem Glimmer der Gneisschichten. In un- 
mittelbarer Nähe der Graphitlager und ihnen 
parallel folgend zeigt sich eine starke Lage von 
weißem Quarz, der das Gneislager durchsetzt hat. 
Dieser Quarz steht in direkter Beziehung zu dem 
Graphitvorkommen; überall, wo Quarz gefunden 
wird, zeigt sich auch der Graphit, und wo der 
Quarz fehlt, wird auch der Graphit vermißt. 
Der Graphit ist leicht von dem Gneis durch 
Wasserabwaschung zu trennen. Sein Gehalt an 
Kohlenstof betrögt 80 v. H. und nach guter Aus- 
) Vgl. „D. Kol. Bl.= 1912, S. 874.
	        
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