Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Ubernohme der Station Carnot in deutsche 
Verwaltung.“) 
Nach einer telegraphischen Meldung des Gou- 
verneurs von Kamerun ist entsprechend dem 
Berner Abkommen am 1. April die Station 
Carnot am oberen Ssanga und mit ihr das 
Land zwischen diesem Flusse und dem oberen 
Uham von den französischen Behörden an die 
deutsche Verwaltung übergeben worden. 
  
Von den Grenzgerpebitionen in Neu-Ramerun. 
Ein Zusammenstoß mit den Ssanga-Ssanga. 
Die Abteilung der Neu-Kameruner Grenz- 
expeditionen, die von Wesso am Ssanga aus 
in westlicher Richtung nach dem Dschua zu ar- 
beitet, ist bei den dort sitzenden Eingeborenen- 
stämmen der Ssanga-Ssanga auf ernsthafte 
Schwierigkeiten gestoßen. Die zur Unterstützung 
der Expedition von Ngarabinsam herbeigerufene 
11. Kompagnie der Schutztruppe fand bei den 
Dörfern Kakabeune und Dzalong hartnäckigen 
Widerstand, wobei ein Soldat fiel und mehrere 
andere verwundet wurden. 
Die Ssanga-Ssanga find als kriegerischer. 
Stamm bekannt. Ihre Unterwerfung ist von den 
Franzosen nicht durchgeführt worden. In den 
Jahren 1908 bis 1911 haben mehrere Expeditionen 
ohne endgültigen Erfolg gegen sie gefochten. Im 
Frühjahr 1911 sind sie sogar angriffsweise gegen 
die französischen Truppen vorgegangen und haben 
einen französischen Posten belagert. Das Dorf 
Kakabeune, bei dem unsere Schutztruppe Wider- 
stand fand, ist der Mittelpunkt des Ssanga- 
Ssangastammes. 
* 
Arztlicher Bericht über den bisherigen 
Verlauf der Logone — Pama-Grenz- 
expedition. 
Vom Expeditionsarzt Dr. Houy. 
Gore, den 1. Januar 1913. 
Am 12. Oktober 1912 verließ der erste Teil 
der Logone—Pama-Grenzexpedition unter Führung 
von Hauptmann Bartsch mit den Teilnehmern 
Oberleutnant Tiller, Leutnant Ebert, Unter- 
zahlmeister Wedderkopf und Dr. Houy mit etwa 
400 Trägern Garua. Sämtliche Träger wurden 
vorher einer Impfung unterzogen, die in der 
krößten Mehrzahl der Fälle von Erfolg begleitet 
ar. 
Während des etwa 30 tägigen, in zwei Kolonnen 
ausgeführten Marsches von Garua durch das 
— 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.= 1913, Nr. 7. S. 312. 
  
neuerworbene Land über Kaitia nach Gore ließ 
der Gesundheitszustand der Europäer, abgesehen 
von kleinen Indispositionen, nichts zu wünschen 
übrig. Einige Herren hatten mehrmals leichte 
Temperatursteigungen zu verzeichnen, doch waren 
die Ursachen hierfür nicht mit Bestimmtheit nach- 
zuweisen. Malariaanfälle konnten dank der von 
allen Teilnehmern regelmäßig durchgeführten 
Chininprophylaxe bisher vermieden werden. Die 
Prophylaxe besteht in der Einnahme von 1 Gramm 
Chinin jeden vierten Tag. Der Rat des Stabs- 
arztes Dr. Beutler in Garua, den Termin der 
Chinineinnahme auf jeden 4., 8., 12., 16., 20. 
usw. eines Monats zu legen, erwies sich für das 
Gedächtnis als äußerst zweckmäßig. 
Der allgemeine Gesundheitszustand der Sol- 
daten und Träger war während der Reise eben- 
falls befriedigend. Von Erkrankungen waren in 
erster Linie Darmkrankheiten zu verzeichnen, ferner 
zahlreiche Fieberanfälle und eine große Anzahl 
von Verletzungen aller Art. Ein Soldat, bei dem 
sich Verfolgungsideen bemerkbar machten, mußte 
wegen Gemeingefährlichkeit nach Garua zurück- 
gebracht werden. 
Der zweite Teil der Grenzexpedition, geführt 
von Vizefeldwebel Schröder, marschierte auf dem 
gleichen Wege nach Gore, wo er am 9. Dezember 
eintraf. Zwei Träger waren aus unbekannten 
Gründen gestorben. Von der aus etwa 645 Trä- 
gern bestehenden Karawane wurden 346 Mann 
mit Rücksicht auf die schwer zu beschaffende Ver- 
pflegung sofort wieder in die Heimat entlassen, 
der Rest von 300 Mann wurde alsbald geimpft. 
Die Lymphe, die Stabsarzt Dr. Beutler zur Ver- 
fügung gestellt hatte und die seinen Angaben ge- 
mäß in einer Kiste mit feuchtem Sand transpor- 
tiert wurde, erwies sich lange Zeit haltbar und 
wirksam. Es ist in Aussicht genommen, nach Be- 
schaffung eines Kalbes die weitere Erhaltung der 
Lymphe zu ermöglichen. 
In Gore selbst wurde ein allen Anforderungen 
der Hygiene entsprechendes Lager errichtet. Hier- 
bei legte man bei der Wahl des Terrains beson- 
deren Wert auf eine hohe, freie Lage und eine 
möglichst weite Entfernung von den Ufern des 
Pende, die aber mit Rücksicht auf die Arbeiten 
der Expedition nicht viel mehr als 1 km betragen 
durste. Weiterhin wurde sofort eine Säuberung 
des Lagers von allem Buschwerk vorgenommen, 
und das Gras in der näheren Umgebung ge- 
brannt. Infolge dieser Maßnahmen war die 
Plage durch Moskitos gering und die am Flusse 
und in der Umgegend vorhandenen Glossinen 
wurden niemals im Lager oder seiner allernächsten 
Umgebung gesichtet. Die Trinkwasserverhältnisse 
ließen sich derart regeln, daß sämtliche Soldaten 
und Träger ihr Wasser einem unterhalb des La- 
8.
	        
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