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wird man unschwer einsehen, daß der Höchstbetrag,
dessen Investierung für eine Bewässerungsanlage in
jedem der angeführten Fälle wirtschaftlich zulässig er-
scheint, sehr verschieden zu bemessen sein wird.
Die relativ chböhste Kapitalsanlage läßt sich recht-
fertigen für die Einrichtung von ganz kleinen Bewässe-
Farmen mit reinem Weidebetriebe
in trockenen Gegenden. Solche
ihrem natürlichen Zustande sehr wenig
folge der großen Unsicherheit der. Weideverhältnisse
die normale Bestockungsmöglichkeit außerordentlich
niedrig ist. Kleine Anlagen zur Sammlung und Ver-
teilung des Oberflächenwassers haben oft zur Folge,
daß die Bestockungsmöglichkeit der Farm verdoppelt oder
verdreifacht wird oder daß eine ganz wertlose Farm
in ein wertvolles Besitztum umgewandelt wird.
real, welches man unter Bewässerung
bringt, oder die Ouantität des in Dämmen aufge-
speicherten Wassers, oder die Wassermenge, welche man
durch Bohren erzielt, mag an sich sehr gering sein.
Trotzdem kann durch sie der Wert der ganzen Farm
ungeheuer erhöht werden. In solchen Fälln ist es
unmöglich, allgemeine Regeln über die Höhe der wirt-
schaftlich zu rechtfertigenden Kapitalsanlage für Be-
wässerungszwecke festzulegen. Die Kosten der Anlage
per Morgen bewässerten Landes oder per Volumen-
einheit erschlossenen oder gesammelten Wassers sind
kein Gesichtspunkt für die Beurteilung der wirtschaft-
lichen Zweckmäßigkeit einer solchen Anlage; letztere
kann vielmehr nur beurteilt werden durch Schätzung
der Wertsteigerung, die die ganze Farm durch sie erfährt.
ch will hier besonders von solchen Anlagen
sprechen. beii denen die Bewässerung eingerichtet wird,
um bedeutende ackerwirtschaftliche Erträge aus ohne
Bewässerung unbrauchbaren Farmen zu erzielen oder
um überhaupt intensive Farmwirtschaft zu erm glichen.
die aber gänzlich von der Bewässerung abhängt
Solche Anlagen werden geschaffen zwecks Anbau von
Winterfutter oder anderen Feldfrüchten, um die Haltung
böher gezüchteten Viehes oder eine bedeutend größere
Bestockung zu ermöglichen, oder zwecks Schaffung künst-
licher Dauerweiden oder von Luzernefeldern oder für
den Anbau von Brodfrüchten. oder endlich, um die
Produktion von hochwertigen Erzeugnissen, wie Tabak,
Wein, Obst, Gemüse und dergl. zu ermöglichen. In
allen diesen Fällen müssen den in den Bewässerungs-
anlagen steckenden Kapitalien entsprechende Rein-
erträge durch den Farmbetrieb gegenüberstehen, sonst
geht das Unternehmen dem sicheren wirtschaftlichen
Ruin entgegen.
Ein Farmer, der beabsichtigt, eine Bewässerungs-
anlage zu errichten, muß sich klar darüber sein, daß
er das nötige Kapital bereitzustellen hat: a) für die
Anlagen, die nötig sind zum Anstauen, Zusammen-
leiten usw. sowie zum Heben, Zuleiten und Verteilen
des Wassers; b) für die Herrichtung des Landes zur
Bewässerung, d. b. Einebnen des Landes, Einteilung
der Fläche, Herstellung von Beeten und Herstellung
der Wasserverteilungsanlagen auf dem! Acker selbst;
e) als Betriebstapital bis zur ersten
Diese Kapitalien sind, soweit sie die- Regierung
dargeliehen hat. mit 3¾ v. H., und iseweit es sich um
private Geldgeber handelt, mit 6 u ver-
zinsen. Die Zinsen, welche aahbben der Banzeit und
der Zeit von der Vollendung der Anlage bis zur
ersten Ernte erwachsen, müssen dem Kapital zuge-
rechnet werden. Sobald die Anlage anfängt Gewinn
zu bringen, entstehen auch gewisse laufende Ausgaben,
nämlich Zinsen und Rückzahlungsauoten, die je nach
den getroffenen Abmachungen eine längere oder kürzere
Zahl von Jahren hindurch zu bezahlen sind. Man
soll nicht glauben, daß Amortisation oder Kapital-
Tilgungsquoten nur berechnet zu werden brauchen,
wenn die Anlage gemäß den Bestimmungen des Frri-
gation-Gesetzes mit Hilfe von Regierungsdarlehen ge-
schaffen worden ist. Vielmehr müssen sie vom allge-
meinen geschäftlichen Standpunkte aus in allen Fällen
in ,diechnung gezogen werden, ganz gleich aus welcher
le das Anlagekapital stammt.
ußer den angegebenen dauernden Ausgaben
müssen noch andere laufende Beträge bereit gestellt
werden, um die Instandhaltung der Anlage und
ihre Betriebskosten zu decken, die nicht nur durch die
Beschaffung und Verteilung des Wassers, sondern auch
durch den landwirtschaftlichen Betrieb auf den be-
wässerten Flächen erwachsen. Bei Bewässerungs-
anlagen, welche mittels Pumpen betrieben werden,
sind diese elches mitteh besonders hoch, bedeutend
höher als die erst erwähnten laufenden Ausgaben.
Hier kann leicht der Fall eintreten, daß die Durch-
schnittseinnahmen aus dem Bewässerungsbetriebe nicht
genügen, um die Verzinsungs-, Rückzahlungs= und
Betriebsausgaben zu decken, in welchem Falle das
ganze Projekt unwirtschaftlich ist.
eenn unkultiviertes Land, von dem anzunehmen
ist, daß eine LBewässerungsanlage eingerichtet werden
kann, zu hohem Preise aungekauft wird, dann kompli-
ziert sich die arie erechnung noch bedeutend.
Es herrscht heutzutage unzweifelhaft die Neigung vor,
unkultiviertes Land viel zu hoch zu bezahlen, wenn
wirklich oder angeblich, aber jedenfalls unerwiesener-
maßen die Bewässerungsmöglichkeit vorliegt. Man
berücksichtigt nicht, daß häufig nur bei Aufwendung
von sehr bedeutenden Kapitalien eine Bewässerung und
landwirtschaftliche Benutzung ermöglicht werden kann.
Es ist schwer, solche Bewässerungsprojekte richtig
u beurteilen, und eine gute Urteilskraft und große
refahrung seitens des Unternehmers ist dafür er-
forderlich.
Im allgemeinen ist die richtige Basis, von welcher
man bei der Beurteilung eines solchen Projektes aus-
zugehen hat, der landwirtschaftliche Nutzungswert und
die Bewertung des durchschnittlichen Rohertrages,
welchen man per Vorder erzielen kann. Die dies-
bezüglichen Kalkulationen dürfen nicht auf die gerade
bestehende vorübergehende Marktlage basiert werden,
ondern die Möglichkeit des Nachlassens der Preise ist
n weitgehendem Maße zu berücksichtigen, ebenso wie das
Vorkommen von trockenen Jahren und anderen Zu-
fälligkeiten, denen der Ackerbau unterworsen ist.
allen Dingen darf man nicht mit den Erträgen von
Liebhaberartikeln rechnen, wie Straußenfedern, Kala-
baschpfeifen und derartigen Sachen, welche nicht die
stetige Nachfrage besitzen, wie Stapelartikel für Er-
nährungs= oder Bekleidungszwecke. Voranschläge,
welche auf die Produktion von Hammel-, Rind-,
Schweinefleisch. Schinken, Wolle, Mohair, Getreide usw.
basiert sind, sind viel zuverlässiger als solche, die mit
der Produktion von Straußenfedern, Kalabaschpfeifen
usw. rechnen. Das haben schon viele zu spät zum
eigenen Schaden erkann
Die Entscheidung zrt Frage, innerhalb wie vieler
ahre das für eine Bewässerungsanlage aufgewendete
Veiren getilgt werden kann, hängt von verschiedenen
Faktoren ab. Hat man aber 3. B. diesen Zeitraum
auf 15 Jahre festgelegt, so muß die Einnahmeschätzung
auf Grund der durchschnittlichen Marktlage, die während
dieser Zeit zu erwarten ist, festgelegt werden, und da
solche Vorausschätzungen häufig sehr unsicher sind, be-
sonders bei Artikeln, auf deren Preisbildung die Mode
Einfluß hat, ist ein bedeutender Sicherheitskoeffizient
abzuziehen.