Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Im allgemeinen ist es am besten, die Ertrags- 
berechnungen auf das ungefähre Durchschnitts-Ergeb- 
nis einiger Stapelprodukte zu basieren, welche keinen 
zu hohen Wert, aber einen gleichmäßigen Preis haben. 
Kein Geldgeber sollte ein Darlehen für die Aus- 
führung eines Bewässerungsprojektes bis zur vollen 
Höhe des Schätzungswertes der Anlage geben, auch 
da nicht, wo er in vorsichtiger Weise festgestellt ist. 
Besonders groß muß aber die Sicherheit sein, wenn 
ein langfristiges Dorleben gewünscht wird und die 
Kalkulation des Projektes auf Grund der heutigen 
Martipreise behemacht worden 
t sich nun die wicht htige Frage, wie lange 
die Glckrcheanpene für Bewässerungsdarlehen be- 
messen werden soll. 
Noch vor wuinigen Jahren verlangte jeder Farmer, 
der einen Antrag auf Gewährung eines Darlehens 
für Bewässerungszwecke stellte, eine 40 jährige Rück- 
zahlungsfrist. Das war, auch vom Standpunkte des 
Darlehennehmers, eine kurzsichtige Finanzvolieis Nur 
große Bewässerungswerke dürfen Darlehen erhalten, 
deren Rückzahlung sich auf eine Periode von über 
20 Jahren erstreckt, und nur wenn sie in dauerhaftester 
Weise hergestellt sind, darf man bis zu 30 Jahren gehen. 
Bewässerungsanlagen einzelner Farmer sollten 
fast ausnahmslos in weniger als 20 Jahren ihre 
Darlehen getilgt haben. Die Rückzahlungsfrist ist zu 
bemessen nach der zu erwartenden Lebensdauer der 
Bewässerungsanlage als unabhängige einzelne Anlage, 
und dabei ist von vornherein zu überlegen, ob es 
nicht nötig werden wird, die geschaffene Anlage durch 
bessere und umfassendere Projekte nach einiger Zeit 
zu ersetzen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es richtig 
ist, für die Rückzahlung einer Anleihe für eine mit 
Pumpen gespeiste Anlage 10 Jahre festzusetzen und 
5 Jahre für ein Darlehen zur Herstellung kleiner 
Sckalremr auf Far# 
Es gibt aber noch andere Gesichtspunkte, welche 
es erwünscht erscheinen lassen, die Rückzahlung in so 
kurzer Zeit als irgend möglich durchzuführen. Süd- 
afrika befindet sich, was das Bewässerungswesen an- 
belangt, in der Hauptsache noch im Anfangsstadium. 
Gewöhnlich werden die Bewässerungsanlagen zunächst 
primitiv und so billig wie imöglich hergestellt, damit 
man sein Land mit wenig Kosten möglichst bald 
unter Bewässerung setzen kann. Die reichen Erfolge 
lassen in kurzer Zeit den Wunsch nach einer dauer- 
hafteren Anlage lebendig werden, da die Farmer 
meist schnell herausfinden, daß ihre billigen Bewässe- 
rungswerke, auf welche sie mit Recht stolz waren, viel 
unnötiges Geld für Erhaltungs= und Wiederherstellungs- 
arbeiten erfordern. Man darf nicht vergessen, daß es 
gerechtfertigt ist, ein Kapital von 10 000 bis 15 000 8 
anzulegen, wenn man dadurch jährlich 100 28 uens 
tungs und Wiederherstellungskosten ersparen kann. 
Es ist auffallend, wwie gleichgültig heutzutage noch 
viele Farmer gegen die Tatsache sind, daß ihre Be- 
wässerungsanlagen so viel Geld und urbet für Er- 
haltungszwecke erfordern. Sie betrachten das um- 
ständliche und genaue Projekt, wie es der Ingenieur 
ausarbeitet, als zu kostspielig und unnötig. und sind 
stolz auf ihre billigen und primitiven zlaenn die sie 
für das einzig Richtige halten. Fällt ihr Damm, 
welcher mit einem unmöglichen Querschnitt angelegt 
ist, zusammen, oder stürzen die zu steilen Ränder eines 
Bewässerungsgrabens, welcher durch weiches Erdreich 
führt, ein, oder kommen andere Unglücksfälle infolge 
unsachverständiger Anlage vor, so wird das auf alle 
möclichen Ursachen zurückgeführt, nur nicht auf die 
richtige. Die Anlagen werden repariert und in einem 
annähernd gebrauchsfähigen Zustande erhalten ohne 
  
Rücksicht auf die Größe der Ausgaben. In der Tat 
wissen nur wenige Farmer, wieviel Geld sie für der- 
artige Zwecke wirklich auswenden. ach und na 
kommt aber die Zeit, wo der Farmer sieht, daß es zu 
riskant ist, die bewässerten Flächen der Möglichkeit 
des Zusammenbruches der Bewässerungsanlage auszu- 
setzen. Dann beginnt der unvermeidliche Neubau. Die 
Anlagen werden meistens in viel soliderer Art und 
Weise erneuert, da die Farmer zur Zeit des Neubaus 
schon in besserer Vermögenslage sich befinden, als es 
bei #ulagelk der ersten primitiven Bewässerungsanlage 
der 
Aber walh der Wunsch, größere Flächen zu be- 
wässern, oder die eigenen Bewässerungswerke mit 
denen der Nachbarn zu vereinigen, macht es häufig 
nötig, die ursprüngliche Anlage vollständig zu beseitigen. 
Das ist der häufigste Grund für die kurze Lebens- 
dauer der e ewässerungsanlagen 
Ehe aber die Zeit herankommt, wo die Bewässe- 
rungswerle niedergelegt werden müssen, sollte das für 
ihre Herstellung aufgewendete Kapital möglichst voll 
etilgt sein. Deswegen liegt es im Interesse der 
garer selbst, wenn sie dazu angehalten werden, das 
für Bewässerungsanlagen in, An#ruch genommene 
v schnell wie möglich abzuza 
i gewöhnlichen kleinen uuenieor sollte man 
die Zelt für die Rückzahlung der dazu verwendeten 
Darlehen oder die Abschreibung der eigenen Aufwen- 
dungen auf höchstens 10 Jahre bemessen. Ein späterer 
Termin hat natürlich zur Folge, daß ein Farmer, 
welcter einsieht, daß ein Niederlegen der alten Werke 
wirtschaftlich richtig ist, nicht in der Lage ist, die 
nötigen Maßnahmen durchzuführen, da ja ein Teil des 
für die alte Anlage aufgewendeten Geldes noch nicht 
abgeschrieben ist. Er sieht sich dann eventuell außer- 
stande, ein neues, größeres und besseres Proiekt zu 
finanzieren, dessen Ausführung für ihn eine dringende 
Notwendigkeit geworden ist. Ich kann nur Allen, 
welche für Bewässerungszwecke Darlehen nehmen, den 
dringenden Rat geben, diese so schnell wie möglich 
zurückzuzahlen. Es gibt keine Bewässerungsanlage, 
welche endgültig ist. Immer wieder stellt sich heraus, 
daß Anderungen, Verbesserungen. Vergrößerungen oder 
gänzliche Beseitigung der alten Anlagen notwendig 
wird, um einem besseren Projekt Platz zu machen. 
ger muß darauf hinarbeiten, daß die Kosten der 
alten Anlage en getilgt sind, ehe es Zeit wird 
für die Ausführung eines neuen Projektes. 
Ich bin übergengt. daß ernstliche Krisen eintreten 
werden, wenn bei den Farmern des südafrikanischen 
Bundes nicht gesündere Finanzierungsmethoden Ein- 
gang finden. Die Verschuldung des Grundbesitzes im 
Bundesgebiet ist außerordentlich gestiegen, und es ist 
traurig aber wahr, daß häufig für die Hypotheken 
nicht genügend Sicherheit durch ausgeführte Melio- 
rationen auf den beliehenen Farmen geschaffen worden 
ist. Oft ist es überraschend, in welchem Mißverhält- 
nisse die Verschuldung einer Farm zu ihrem richtigen 
Taxwerte steht. 
Wenn man Bewässerungsprojekte mit Vorsicht und 
richtigen Geschäftsprinzipien in Angriff nimmt, dann 
ist für die Zukunft nichts zu befürchten. Aber unüber- 
legte Bewässerungsanlagen, große Darlehen für un- 
wirtschaftliche Jwecke, die Anlage übertriebener Preise 
für Grund und Boden, bringen die Gefahr mit sich, 
daß ein für das ganze Land verhängnisvoller Fall 
der Grund= und Bodenpreise eintritt. Die Preise, 
welche augenblicklich im ganzen Bundesgebiet bezahlt 
werden, sind lächerlich und gefährlich hoch, und in 
ihnen liegt eine große Gefahr für das Land. Wer 
eine Farm kaufen will, bezahle sie ihrem wahren
	        
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