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Träger der Erpedition wurde dadurch ermöglicht,
daß der Führer von Baturi, Oberleutnant Hart-
mann, an mehreren Stellen des Weges Proviant
schaffen ließ, und daß durch Jagd auf Büffel,
Wasserböcke, Pallaböcke und kleine Antilopen viel
Fleisch beschafft wurde.
Eine eingehende Untersuchung der Bevölke-
rung von Gasa ergab einen Schlafkranken. In
Dongolo wurden zwei Schlafkranke gefunden,
die auch von der Bevölkerung als krank be-
zeichnet wurden. An diesem Ort wurde zum
ersten Male seit dem Betreten des Graslandes
eine Palpalis gefangen.
In Bakissa zeigten die Eingeborenen bereits
Schwerkranke, in Diembe, welches von Carnot
nur noch etwa anderthalb Stunden entfernt ist,
wurden bereits 19 Kranke vorgeführt.
Die Expedition traf am 15. Februar in Carnot
ein, nachdem ich mit Stabsarzt Dr. Roesener
zusammen am Nachmittag des vorhergehenden
Tages den französischen Herren auf der Station
einen Besuch gemacht hatte. Der Administrateur
von Carnot, Herr Pinelli, nebst seinem Assistenten
Herrn Bourdil und der französische Stabsarzt
Dr. Muraz, der durch den Herrn General-
gouverneur in Brazzaville mir zu meiner Infor-
mation entgegengesandt war, traten uns auf das
freundlichste entgegen und taten ihr möglichstes,
um unsere Aufgabe im Gebiet von Carnot zu
erleichtern.
In der Zeit vom 15. bis zum 23. wurde
Carnot sowie die nähere Umgebung nördlich
und südlich von Carnot auf dem linken Mambere-
Ufer von Roesener, Muraz und mir auf
Schlafkrankheit untersucht.
Die Verseuchung des Gebietes ist sehr groß.
Nach den Aufzeichnungen der franzöfischen Ver-
waltung und nach den namentlichen Angaben
der Häuptlinge uns gegenüber find bereits viele
Hunderte gestorben. Der Rest besteht aus Leuten,
die in einem hohen Prozentsatz bereits von der
Trypanosomiasis befallen sind. Ob nennenswerte
Teile der Bevölkerung noch frei von den Para-
siten sind, werden die weiteren Untersuchungen
ergeben.
Da der Unterzeichnete infolge der Etats-
vorbereitungen bereits am 10. April wieder in
Buea eintreffen wollte, mußten sich die Arbeiten
im wesentlichen darauf beschränken, einen Einblick
in die Verbreitung der Seuche zu erhalten.
Genaue Sicherstellungen aller Erkrankten war
nicht möglich. Bei den vorläufigen Feststellungen
wurden in 22 verschiedenen Dörfern auf dem Wege
asa —Carnot— Kumbe—Bakoko —Bania
—Nola 80 schwere Schlafkranke gefunden; es
wurden in diesen Dörfern 2998 Einwohner unter-
sucht und bei 1306 von ihnen Drüsenschwellungen
nachgewiesen. Nach den Zählungen der Verwal-
tung betrug die Einwohnerzahl in 11 dieser Dörfer
im Jahre 1908 zusammen 4825, im Jahre 1912
3275 Köpfe.
Der Sanitätsfeldwebel Polke versuchte in
dieser Zeit in Carnot an den Ufern des Mam-
bere und benachbarter Bachläufe Glossinen zu
fangen. Hierbei kam auch Clevescher Fliegenleim
zur Anwendung. Trotzdem den Eingeborenen,
die mit dem Fliegenfangen beauftragt waren,
hohe Belohnungen ausgestellt waren, gelang es
nicht, eine einzige Fliege zu fangen.
Am 22. kamen wir nach Kumbe, wo sich
ein verlassener französischer Posten und eine
Niederlage der Compagnie Forestière mit einer
Anzahl gut erhaltener Gebäude befinden. Die
Compagnie Forestière hat ihre Tätigkeit infolge
der Schlafkrankheit hier fast völlig eingestellt und
nur einen schwarzen Angestellten zurückgelassen.
Von dort aus wurde Baboko am Mambere
erreicht, das etwa 16 km von Kumbe entfernt
ist. Von Baboko aus wurde die Weiterreise in
eisernen Leichtern mit flachen Boden (Baleinières)
und Kanus fortgesetzt.
Am 24. Februar wurde Likaja erreicht, von
wo die Lasten nach Bania getragen wurden,
um die unterhalb von Likaja gelegenen Strom-
schnellen zu umgehen. Am 25. Februar waren
wir in Nola. Auf der Reise nach Nola wurden
zwischen Carnot und Kumbe auf dem Land-
wege nirgends Glossinen gefangen, trotzdem stets
eine große Anzahl von Eingeborenen unter Zu-
sicherung von Belohnungen tätig war. Zwischen
Carnot und Baboko wurden vereinzelte Fliegen
in den Leichtern und Kanus beobachtet. Von
Baboko bis Nola waren die Fliegen etwas
häufiger.
In Nola langten zugleich mit der Expedition
der Bezirksleiter von Jukaduma, Oberleutnant
v. der Marwitz, und der Regierungsarzt
Dr. Berké an. Mit beiden Herren wurden die
sanitären und hygienischen Verhältnisse des Be-
zirks Jukaduma besprochen. Nolu liegt an der
Vereinigungsstelle zwischen Mambere und Kadei,
also an einer für den Verkehr günstigen Stelle.
Der französische Posten ist auf der Spitze an-
gelegt, die von Mambere und Kadei gebildet
wird, eine Lage, die geradezu als ungesund be-
zeichnet werden muß. Sowohl am linken wie
am rechten Sanga-Ufer, ferner am rechten Kadei-
User und in dem Zwischenflußgebiet befinden sich
Höhenzüge, die für die Anlage der Station
geeignet find. In Nola wurden einige Fliegen
auf dem Gelände des Postens beobachtet.
Mit dem Direktor Robinot von der Com-
pagnie Forestière hatte ich eine eingehende Be-
sprechung, in deren Verlauf mir versichert wurde,