Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

G 658 20 
mungen zur Kaiserlichen Verordnung vom 21. November 1902 (Kol. Bl. 1902 S. 571), wo wegen 
unülbersichtlichen Geländes eine besondere Kleintriangulation mit Basismessung zu umständlich und 
kostspielig würde, durch Messung eines Umringpolygons, dessen Winkel mittels eines Theodoliten und 
dessen Seiten durch doppelte, gemittelte Längenmessung zu bestimmen sind. Jede Vermessung ist an 
ältere, bei dem Grundstücke selbst oder in seiner unmittelbaren Nähe gemachte Vermessungen, ins- 
besondere an ein etwa vorhandenes Polygonnetz anzuschließen. Die in Betracht kommenden Ver- 
messungsunterlagen werden auf Anfordern von der zuständigen Verwaltungsbehörde zur Verfügung 
gestellt. Wo das Polygonnetz nicht an ein älteres Netz angeschlossen werden kann, ist es in sich ab- 
zuschließen. Als Polygonpunkte können Grenzmale benutzt werden. 
Einzelne nach der Geländebildung geeignet liegende Punkte des Polygons sind zur Ermög- 
lichung eines Anschlusses an spätere Vermessungen unterirdisch durch Flaschenhälse und oberirdisch 
durch Zementsteine mit eingemeißeltem Kreuz oder eingelassenem Bolzen besonders sorgfältig zu ver- 
marken. Diese Punkte sind gemäß Abs. 3 der „Grundsätze“ in bezug auf in der Natur vorhandene 
markante Punkte, welche voraussichtlich unverändert bleiben und immer wieder gefunden werden 
können, einzumessen. 
2. Die Vermarkung der Grenzpunkte hat unterirdisch durch Glasscherben und oberirdisch 
durch Zementsteine so zu erfolgen, daß von einem zum andern Grenzpunkte gesichtet werden kann. 
Die eigentlichen Grenzlinien müssen im Urwald ausgeschlagen werden. 
3. Werden die Grenzen durch natürliche Merkmale wie Wasserläufe, Gebirgskämme usw. 
dargestellt, so müssen die Grenzen zwischen den polygonometrisch bestimmten Endpunkten entweder 
durch Polygon= oder durch Kompaßmeßbandzug genau aufgenommen werden. Die einzelnen Strecken 
des koordinatorisch zu rechnenden Kompaßmeßbandzuges sollen möglichst 20 m, jedenfalls nicht mehr 
als 20 m Länge haben. 
4. Die topographische Aufnahme beschränkt sich auf die Einmessung der Wege und Gewässer 
und der etwa vorhandenen wirtschaftlichen Anlagen, Häuser usw. mittels Tachymeter= oder Kompaß- 
meßbandzugverfahrens sowie auf skizzenhaftes Eintragen der Geländebildung. 
5. Bei kleinen Grundstücken, deren Aufnahme durch koordinatorisches Linienmeßverfahren 
erfolgen kann, ist eine skizzenhafte Darstellung der Lage des Grundstücks zu seiner natürlichen Um- 
gebung und zu den benachbarten Besitzstücken beizufügen, falls kein Anschluß an eine frühere Ver- 
messung stattfindet. 
6. Die Originale der in Blei zu führenden Feldbücher, Winkelregister, Routenaufnahmen, 
Vermessungshandrisse usw. sind dem Vermessungsbureau beim Gouvernement mit den Karten einzu- 
reichen. Sie werden nach Prüfung ihrer Übereinstimmung mit den Angaben des Vermessungs- 
protokolls und der Karten zurückgesandt. 
Eine genaue Beschreibung der Grenzen, des angewandten Vermessungsverfahrens mit Angabe 
der Zeit der Ausführung der Vermessung, der benutzten Instrumente und der erreichten Genauigkeit, 
der Koordinaten der Polygon= und Grenzpunkte, der Längen der Grenzlinien und der Größen der 
Brechungswinkel der geraden Grenzlinien, der Flächeninhalte, der Eigentümer und Grenznachbaren 
ist in doppelter Ausfertigung einzureichen (Vermessungsprotokoll). 
Ein Exemplar wird, nachdem die Übereinstimmung mit den übrigen Vermessungsschriften 
geprüft und bescheinigt worden ist, zurückgeschickt, das zweite Exemplar bleibt beim Vermessungs- 
bureau des Gouvernements. 
7. Die örtliche Nachprüfung der Vermessungsarbeiten erfolgt durch den Vorstand des Ver- 
messungsbureaus oder im Auftrage des Gouvernements durch einen Gouvernementslandmesser. 
  
B8. Berechnungsarbeiten. 
1. Die Orientierung des nach rechtwinkligen Koordinaten zu rechnenden Polygons erfolgt, 
sofern nicht eine genaue Azimutbestimmung gemacht wird, nach magnetisch Nord. Wenn die koordi- 
natorische Rechnung nicht an ältere Messungen angeschlossen wird, ist als Koordinatennullpunkt einer 
der besonders sorgfältig vermarkten Punkte des Umringpolygons zu wählen. 
2. Die Flächeninhaltsberechnung hat doppelt, einmal nach rechtwinkligen Koordinaten oder 
unter Benutzung der Originalmessungszahlen sowie einmal zur Kontrolle der Rechnung und Kartie- 
rung auf graphischem Wege zu erfolgen. Der aus ersterer Berechnung ermittelte Flächeninhalt ist 
einzuhalten. 
3. Die Unterlagen, welche zur Ermittelung des Flächeninhalts führen, sind dem Ver- 
messungsbureau beim Gouvernement ebenfalls zur Prüfung vorzulegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.