Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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wässerung bis zum Ernten, Dreschen und Verarbeiten 
und dem Opfer an die Gottheit. Wir seben mit Er- 
staunen, mit welchen primitiven Hilfsmitteln der 
chinesische Bauer noch heute arbeitet, erkennen aber 
gern an, wie er von kleinster Fliche große Erträge 
zu gewinnen versteht, und wie er z. B. die Wasser- 
beschaffang und Bewässerung in oft recht sinnreicher 
Weise durchgeführt hat. Datß der Verfasser gerade 
ierzu noch neun weitere Bilder aus anderen Werken 
nebst kurzer Beschreibung beigefügt hat, ist sehr 
dankenswert. Des weiteren ist die Seidenraupenzucht 
und Seidengewinnung zur Darstellung gelangt; dieser 
Abschnitt hat bei den Bestrebungen, die ucht der 
Seidenraupe in deutschen Kolonken' (Samoa) einzu- 
bürgern, für uns auch eine gewisse praktische Be- 
deutung. 
Um dem großen Verdienste voll gerecht werden 
zu können, welches sich O. Franke um die Förderung 
der Kenntnis von der Kultur-, Kunst- und Religions- 
geschichte Chinas mit seinem Werke erworben hat, 
müßte diese Besprechung von einem näheren Fach- 
Venosen des Verfassers geschrieben sein. Aber auch 
ür den Landwirt. den b und für 
jeden, der aus wirtschaftlichen oder ideellen Gründen 
an der Geschichte und Entwicklung Chinas Anteil 
nimmt, ist das Buch interessant und lehrrei 
Leipzig. Prof. Dr. Golf. 
Wilde, M., Miss.-Inspektor: Sehwarz und Weis. 
Bilder von einer Reise durch das Arbeitsgebiet der 
Berliner Mäsion i in Südafrika. Mit 101 Abbildungen 
und 6 Karten. Berlin 1913. Buchhandlung der 
Berliner rangelicchen Missionsgesellschaft. Preis 
vom Sommer 1910 bis Sommer 
1911 in dem Gebiet des jetzt vereinigten Südafrika 
gereist, um iin Auftrage der Berliner Missionsgesell- 
schaft deren südafrikanische Stationen zu visitieren. 
Er schildert im ersten Teil den Charakter des Landes 
und die allgemeinen Verbältnisse, insbesondere die 
Lage der Eingeborenen, für die in allen vier Provinzen 
der Union Lokationen auf dem Lande ausgeschnitten 
sind, wo sie unter ihren Häuptlingen leben. Die 
Gesamtgröge aller Lokationen betrügt fast 70000 
Quadratkilomcter, etwa den achtzehnten Teil der vier 
Provinzen, während an Scelenzahl die schwarze Be- 
Vvölkerung der weißen wie 3⅝ zu 1 gegenüberstcht. 
Noch bestcht ein ausgebildetes Recht und einc aus- 
gebildete Sitte unter den Stammeseingeborenen, noch 
üben die Häuptlinge die Disziplin, aber Recht und 
Sitte sind eng verbunden mit der heidnischen 
Religion. Je mehr sich durch die Arbeit der Ein- 
berne in den Stüdten und in den Minen die alten 
erhältnisse ündern, desto mehr ist zu bekürchten, 
daß der Eingeborene jeden Halt verliert und selbss. 
zu einer Gefahr wird, wenn seinem Innenleben 
nicht im Christentum ein neuer religiöser Inhalt 
eben wird. Hier setzte die Arbeit der Mission cio. 
r war die Brüdergemeine, die im Jahre 1737 den 
ersten Missionur, Georg Schmidt, nach Südafrika ent- 
sandte. Es folgte die Londoner Mission, die in 
ührer ausgeprögten Eigenart bedeutsam in dic Koloni- 
sation eingriff, und deren Visitator Dr. Philipp durch 
seine Agitation die Aufhebung der Sklaverei, die Bei- 
legung 4e# Rechts zum Grunderwerb an die kaplän- 
dischen Eingeborenen und dadurch den ersten gro 
Burentrek veranlaßte. Die Pariser Mission wirkt 
im Basutoland-Protektorat, vo außer ihr und den 
britischen Beamten kein Weißer Land erwerben oder 
seinen Wohnsitz haben darf; sie hat dort eine selb- 
Der Verfesser ist v’ 
  
ständige Kirche sowie Schulen usw. geschaffen. Die 
amerikanische Mission besitzt in Natal eine 
Terbildungsanstalt und Industrieschule. Allen 
voran in der Ausbildung gehobenen Schulwesens 
stcht die schottische Mission, vornehmlich im 
östlichen Kapland, aber auch in Natal und Transvaal. 
Von kontinentalen Missionen sind noch zu nennen 
die rheinischs unter den Bastards und Hottentotten 
im Kapland, die schwedische Kirchenmission 
und die norwegischen Missionen in Natal, die 
Hermannsburger Mission, dort und in Transvaal 
und die Berliner Mission mwit 56 Haupt- und 
297 Autenstationen in allen vier Provinzen, endlich 
die Schweizer Mission in Transvaal. 
Die britisch- amerikanischen Missionen 
zühlen fast 175000 Gemeindeglieder, die kontinentalen 
über 215000, wovon fast 175000 auf die deutschen 
Missionen entfallen. Kontinentale Missions-Volks- 
schulen gibt es 759 mit über Schülern, 
britisch-amerikanische 691 mir etwas weniger Schülern. 
Im höheren Schulwesen stehen die britisch-amerika- 
nischen Missionen vornn. 
Unterrichtssprache ist englisch oder holländisch, 
nur in den Anfangsstadien cine Eingeborenensprache. 
In allen vier Provinzen wirken ferner kirchliche 
Inlandmissionen, und zwar sowohl Burenmissio- 
nare wie die wesleyanische Mission und die 
Tirche von England. Sie sind bestrebt, die 
Farbigen nicht nur zu Cbristen zu machen, aondern sie 
auch zum burischen oder englischen Denken zu er- 
zichen. Verfasser schätzt die Anzahl ihrer farbigen 
Gemcindeglicder auf fast eine Million. 
ie römisch-katholische Mission arbeitet 
intensiver nur in Natal, wo an der prachtvoll 
ausgestatteten Missionsanlage 16 Peeebe z33 borüqer. 
Garunter vicIe Deutsche wirken. Die sogenannten 
äthiopischen Kirchen sind aus farbigen Christen 
hervorgegangen, die sich von ihren Missionskirchen, 
im Anfang namentlich der weslexyanischen, lossagten, 
um eine eigene. nur von Schwarzen geleitete Kirche 
zu gründen. Sie wauren zeitweise fast nur Sammel- 
becken für faule, von ihren Kirchen ausgeschlossene 
Christen. Mit ihnen verband sich der Gedanke 
„Afrika fürdie Schwarzenz. Seitdem diese Bestrebungen 
durch eine eigene Organisation, die African Political 
Organisation, vertreten verden, beschrünken sie sich 
mehr unk rein kirchliche Tütigkeit. Verfasser erkennt. 
an, daß auch Mißgriffe weißer Missionare diese Früh- 
geburten verschuldeten. Es gebören diesen Kirchen 
jetzt eine ganze Anzahl tüchtiger und achtungswerter 
Minner an. Die evangelischen ionen, die nicht 
in der Lage sind, ihren eigenen Kirchen farbige 
Gemeinden bEnzuscbsiehem streben sämtlich die Bildung 
seclbständiger Eingeborenenkirchen an, und auch die 
Berliner Mission hat bereits Sebritte g etan, um in 
Anlehnung an die preußische Gememnde und Synodal- 
ordnung solche Kirchen zu bilden. Auch ein kirch- 
licher Zusammenschlut zwischen den (iemeinden ver- 
schiedener Mlissionen ist in Natal und Kafferland wie 
auch in Kapland angebahnt, und schon heute ist die 
und damit der Abschluß der eigentlichen Missions-- 
arbeit in absehbare Zukunft gerückt. 
in erheblicher Teil des Buches ist natürlich der 
Arbeit der Berliner Mission gewidmet, wol 
auch die besonderen Arbeitszweige auf literarischem, 
Aärztlichem, landwirtschaftlichem Gebiete, die Frauen- 
arbeit usw. Berücksichtigung finden. Zum Schlusse 
wird die Rassenfrage, das großge Problem des 
20. Jahrhunderts, behandelt, deren Lösung der Ver- 
fasser auf dem Boden des Christentums findet. 
 
	        
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