695
wässerung bis zum Ernten, Dreschen und Verarbeiten
und dem Opfer an die Gottheit. Wir seben mit Er-
staunen, mit welchen primitiven Hilfsmitteln der
chinesische Bauer noch heute arbeitet, erkennen aber
gern an, wie er von kleinster Fliche große Erträge
zu gewinnen versteht, und wie er z. B. die Wasser-
beschaffang und Bewässerung in oft recht sinnreicher
Weise durchgeführt hat. Datß der Verfasser gerade
ierzu noch neun weitere Bilder aus anderen Werken
nebst kurzer Beschreibung beigefügt hat, ist sehr
dankenswert. Des weiteren ist die Seidenraupenzucht
und Seidengewinnung zur Darstellung gelangt; dieser
Abschnitt hat bei den Bestrebungen, die ucht der
Seidenraupe in deutschen Kolonken' (Samoa) einzu-
bürgern, für uns auch eine gewisse praktische Be-
deutung.
Um dem großen Verdienste voll gerecht werden
zu können, welches sich O. Franke um die Förderung
der Kenntnis von der Kultur-, Kunst- und Religions-
geschichte Chinas mit seinem Werke erworben hat,
müßte diese Besprechung von einem näheren Fach-
Venosen des Verfassers geschrieben sein. Aber auch
ür den Landwirt. den b und für
jeden, der aus wirtschaftlichen oder ideellen Gründen
an der Geschichte und Entwicklung Chinas Anteil
nimmt, ist das Buch interessant und lehrrei
Leipzig. Prof. Dr. Golf.
Wilde, M., Miss.-Inspektor: Sehwarz und Weis.
Bilder von einer Reise durch das Arbeitsgebiet der
Berliner Mäsion i in Südafrika. Mit 101 Abbildungen
und 6 Karten. Berlin 1913. Buchhandlung der
Berliner rangelicchen Missionsgesellschaft. Preis
vom Sommer 1910 bis Sommer
1911 in dem Gebiet des jetzt vereinigten Südafrika
gereist, um iin Auftrage der Berliner Missionsgesell-
schaft deren südafrikanische Stationen zu visitieren.
Er schildert im ersten Teil den Charakter des Landes
und die allgemeinen Verbältnisse, insbesondere die
Lage der Eingeborenen, für die in allen vier Provinzen
der Union Lokationen auf dem Lande ausgeschnitten
sind, wo sie unter ihren Häuptlingen leben. Die
Gesamtgröge aller Lokationen betrügt fast 70000
Quadratkilomcter, etwa den achtzehnten Teil der vier
Provinzen, während an Scelenzahl die schwarze Be-
Vvölkerung der weißen wie 3⅝ zu 1 gegenüberstcht.
Noch bestcht ein ausgebildetes Recht und einc aus-
gebildete Sitte unter den Stammeseingeborenen, noch
üben die Häuptlinge die Disziplin, aber Recht und
Sitte sind eng verbunden mit der heidnischen
Religion. Je mehr sich durch die Arbeit der Ein-
berne in den Stüdten und in den Minen die alten
erhältnisse ündern, desto mehr ist zu bekürchten,
daß der Eingeborene jeden Halt verliert und selbss.
zu einer Gefahr wird, wenn seinem Innenleben
nicht im Christentum ein neuer religiöser Inhalt
eben wird. Hier setzte die Arbeit der Mission cio.
r war die Brüdergemeine, die im Jahre 1737 den
ersten Missionur, Georg Schmidt, nach Südafrika ent-
sandte. Es folgte die Londoner Mission, die in
ührer ausgeprögten Eigenart bedeutsam in dic Koloni-
sation eingriff, und deren Visitator Dr. Philipp durch
seine Agitation die Aufhebung der Sklaverei, die Bei-
legung 4e# Rechts zum Grunderwerb an die kaplän-
dischen Eingeborenen und dadurch den ersten gro
Burentrek veranlaßte. Die Pariser Mission wirkt
im Basutoland-Protektorat, vo außer ihr und den
britischen Beamten kein Weißer Land erwerben oder
seinen Wohnsitz haben darf; sie hat dort eine selb-
Der Verfesser ist v’
ständige Kirche sowie Schulen usw. geschaffen. Die
amerikanische Mission besitzt in Natal eine
Terbildungsanstalt und Industrieschule. Allen
voran in der Ausbildung gehobenen Schulwesens
stcht die schottische Mission, vornehmlich im
östlichen Kapland, aber auch in Natal und Transvaal.
Von kontinentalen Missionen sind noch zu nennen
die rheinischs unter den Bastards und Hottentotten
im Kapland, die schwedische Kirchenmission
und die norwegischen Missionen in Natal, die
Hermannsburger Mission, dort und in Transvaal
und die Berliner Mission mwit 56 Haupt- und
297 Autenstationen in allen vier Provinzen, endlich
die Schweizer Mission in Transvaal.
Die britisch- amerikanischen Missionen
zühlen fast 175000 Gemeindeglieder, die kontinentalen
über 215000, wovon fast 175000 auf die deutschen
Missionen entfallen. Kontinentale Missions-Volks-
schulen gibt es 759 mit über Schülern,
britisch-amerikanische 691 mir etwas weniger Schülern.
Im höheren Schulwesen stehen die britisch-amerika-
nischen Missionen vornn.
Unterrichtssprache ist englisch oder holländisch,
nur in den Anfangsstadien cine Eingeborenensprache.
In allen vier Provinzen wirken ferner kirchliche
Inlandmissionen, und zwar sowohl Burenmissio-
nare wie die wesleyanische Mission und die
Tirche von England. Sie sind bestrebt, die
Farbigen nicht nur zu Cbristen zu machen, aondern sie
auch zum burischen oder englischen Denken zu er-
zichen. Verfasser schätzt die Anzahl ihrer farbigen
Gemcindeglicder auf fast eine Million.
ie römisch-katholische Mission arbeitet
intensiver nur in Natal, wo an der prachtvoll
ausgestatteten Missionsanlage 16 Peeebe z33 borüqer.
Garunter vicIe Deutsche wirken. Die sogenannten
äthiopischen Kirchen sind aus farbigen Christen
hervorgegangen, die sich von ihren Missionskirchen,
im Anfang namentlich der weslexyanischen, lossagten,
um eine eigene. nur von Schwarzen geleitete Kirche
zu gründen. Sie wauren zeitweise fast nur Sammel-
becken für faule, von ihren Kirchen ausgeschlossene
Christen. Mit ihnen verband sich der Gedanke
„Afrika fürdie Schwarzenz. Seitdem diese Bestrebungen
durch eine eigene Organisation, die African Political
Organisation, vertreten verden, beschrünken sie sich
mehr unk rein kirchliche Tütigkeit. Verfasser erkennt.
an, daß auch Mißgriffe weißer Missionare diese Früh-
geburten verschuldeten. Es gebören diesen Kirchen
jetzt eine ganze Anzahl tüchtiger und achtungswerter
Minner an. Die evangelischen ionen, die nicht
in der Lage sind, ihren eigenen Kirchen farbige
Gemeinden bEnzuscbsiehem streben sämtlich die Bildung
seclbständiger Eingeborenenkirchen an, und auch die
Berliner Mission hat bereits Sebritte g etan, um in
Anlehnung an die preußische Gememnde und Synodal-
ordnung solche Kirchen zu bilden. Auch ein kirch-
licher Zusammenschlut zwischen den (iemeinden ver-
schiedener Mlissionen ist in Natal und Kafferland wie
auch in Kapland angebahnt, und schon heute ist die
und damit der Abschluß der eigentlichen Missions--
arbeit in absehbare Zukunft gerückt.
in erheblicher Teil des Buches ist natürlich der
Arbeit der Berliner Mission gewidmet, wol
auch die besonderen Arbeitszweige auf literarischem,
Aärztlichem, landwirtschaftlichem Gebiete, die Frauen-
arbeit usw. Berücksichtigung finden. Zum Schlusse
wird die Rassenfrage, das großge Problem des
20. Jahrhunderts, behandelt, deren Lösung der Ver-
fasser auf dem Boden des Christentums findet.