Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Stunde, ist für die Arbeiten nach Behera abge- 
geben worden. 
Auch im Sudan schreiten die Arbeiten zur 
wirtschaftlichen Erschließung des Landes ange- 
messen fort. Besondere Aufmerksamkeit wird auch 
hier der Möglichkeit künstlicher Bewässerung des 
Landes gewidmet. Während der zunächst in 
Aussicht genommene Staudamm im Weißen Nil 
nahe seiner Mündung in den Blauen Nil vor 
allem die Aufgabe haben wird, Agypten vor den 
Gefahren einer besonders starken Flut zu schützen, 
soll durch einen aus dem Rahadfluß abzuleitenden 
Kanal ein Gebiet von etwa 140 000 Feddan 
zwischen den Flüssen Rahad und Dinder bewässert 
werden. Auch für die Bewässerung der Provinz 
Dongola werden Pläne erwogen. In der 
„Gezireh“ ist das ganze, in dem dortigen Be- 
wässerungsplan inbegriffene Gebiet bereits ver- 
messen und registriert, was an Kosten nur etwa 
1 Piaster auf den Feddan erfordert hat. Die 
dortige landwirtschaftliche Versuchsstation hat mit 
dem Anbau von Baumwolle, Weizen und anderen 
Feldfrüchten ausgezeichnete Erfolge erzielt, und 
die Eingeborenen nehmen die ihnen gelehrten 
zweckmäßigen Anbaumethoden willig an. Eine 
Abordnung der Britischen Baumwollvereinigung 
hat über die Sudanbaumwolle sehr günstig be- 
richtet sowie wertvolle Vorschläge gemacht. Des- 
gleichen haben die Herren Schmidt und Schanz, 
von der oben erwähnten Vereinigung der Baum- 
wolle spinnenden und verarbeitenden Unternehmer, 
Berichte veröffentlicht. Sowohl Menge wie Güte 
der auf bewässerten Flächen gezogenen Baum- 
wolle haben sich seit dem letzten Jahr merklich ge- 
hoben. Zwei neue Entsamungsanstalten wurden 
errichtet. 
In den entfernteren Gebieten schreitet die 
Aufnahme und Vermessung des Landes stetig fort. 
Während des Jahres 1912 sind 680 000 Feddan 
genau vermessen worden. 1598 km Wege wurden 
angelegt und 106 Brunnen erbohrt. 
Soviel aus dem Bericht. Man wird nicht 
verkennen können, daß auch im Berichtsjahr 
wieder ein großes Stück Kulturarbeit in ziel- 
bewußter, kraftvoller Weise geleistet worden ist. 
[Auszug aus dem Beißbuch: Erypt. Nr. 1 (1913) 
Reporis by. His Majesty's Agent and Consul-Geneml 
on the Finances, Administration and Condition of 
Egi and the Sudan in 1912.) 
Britisch - Ostakrika. 
Das Kaiserlich deutsche Konsulat in Mombasa 
berichtet, wie folgt: 
Die Gleisspitze der Magadibahn hat Ende 
Mai d. Is. ihren Endpunkt an dem gleichnamigen 
See erreicht. 
  
Nach dem Vertrage, den die Gesellschaft mit 
der Baufirma Pauling & Co. im September 1911 
geschlossen hatte, sollte die Eisenbahn bis Mitte 
März 1913, das ist in einem und einem halben 
Jahre, fertiggestellt werden. Unvorhergesehene 
Ereignisse, wie der Eisenbahnerstreik in England, 
die langsame Beförderung des Baumaterials von 
Mombasa zur Arbeitsstelle und weitere Verzöge- 
rungen durch Arbeitermangel haben die über- 
schreitung der vertragsmäßigen Zeit um zwei 
Monate verursacht. 
Die Eisenbahn durchschneidet ein nahezu wasser- 
loses, von nomadisierenden Massai bewohntes Land, 
das nur nach der Regenzeit sich mit Vegetation 
bedeckt. Die Hauptschwierigkeit, die bei der Bau- 
ausführung zu überwinden war, bestand in der 
Zuführung von Wasser, wofür eine Röhrenleitung 
in einer Länge von mehr als 50 engl. Meilen 
gelegt wurde. Die zu überwältigenden Terrain= 
unterschiede waren nicht sehr erheblich, doch machte 
die Gesteinsart des Bodens, der großenteils aus 
Basalt besteht, allenthalben Sprengungen erfor- 
derlich. Obwohl der Schienenstrang in seiner 
ganzen Ausdehnung (91½ engl. Meilen) durch 
Wildreservat führt, war entgegen den Befürch- 
tungen, die sich an den Bau der Ugandabahn in 
der Gegend des Tsave-Flusses knüpften, kein 
Verlust von Menschenleben durch reißende Tiere 
zu beklagen. Das Klima in jenem Gebiet ist — 
wie das Hochland von Britisch-Ostafrika — im 
allgemeinen günstig und auch für den Europäer 
längere Zeit hindurch erträglich. 
Einzelheiten über den Fortgang der Arbeiten 
nebst einer die Höhenlage der Bahn kennzeichnenden 
Skizze finden sich in der zu Nr. 598 des East 
African Standard vom 28. Juni 1913. 
Die Kosten des Gesamtunternehmens sind auf 
der letzten Generalversammlung der Magadi-Soda- 
Gesellschaft (für die Eisenbahnbauten Magadi— 
Junction Magadi Lake und die Verbindungslinie 
zwischen Pier und der Ugandabahn auf der Insel 
Mombasa sowie für den Pier) auf 640 000 .. 
beziffert worden. Bis Mitte 1914 sollen auch 
der Pierbau und die Reinigungsanlagen für das 
Produkt des Sees vollendet und dann sogleich 
mit dem Export der Soda begonnen werden. Die 
Gesellschaft hofft jährlich mindestens 160 000 Tons 
Soda auf den Markt zu bringen. 
Auf etwa 200 Millionen Tons wird der In- 
halt des Magadi-Sees an Kristall geschätzt, der 
etwa zu gleichen Teilen aus Natriumkarbonat und 
Natriumbikarbonat besteht. Dazu kommt, daß sich 
der Vorrat wahrscheinlich durch unterirdischen 
Zufluß, dessen Wasser an der Oberfläche des Sees 
verdunstet, stets wieder erneuern soll, so daß der 
Reichtum an Soda unerschöpflich erscheint. Die 
Eingeborenen sollen jahrelang ihren Bedarf an
	        
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