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und vergiftet, Wurfmessern, Gras= und Fellschilden.
Als Kriegsschmuck werden ein Bündel Hahnen-
federn im Haar getragen. Männer und Weiber
üben Beschneidung.
Über Granitplatten stiegen wir nach Para
Poro hinan und erreichten zwischen Geröll und
Felsen das — entsprechend dem Raummangel —
in einzelnen Gehöften zerstreut liegende Dorf.
Bei den Hütten, den üblichen Rundhütten, hatten
die Leute ihre wertvollsten Feldfrüchte: Mais,
Erdnuß, Flachs, Kürbis, Baumwolle, einige
Blattgemüse, während ihre Farmen, Kassada und
Durra dem Fremden unsichtbar, in den Schluchten
lagen. Die Erde wird durch Steinwälle vor
dem Abspülen geschützt und war oft erst vom
Tale heraufgebracht. Der Zugang zu den Hütten
war, soweit überhaupt noch erforderlich, durch
Steinwälle geschützt. Alles in allem hatte man
den Eindruck, daß die Bevölkerung stets sowohl
zur Verteidigung wie zur Flucht in ihre Höhlen
bereit sei. Darum befand sich auch nichts Wert-
volles in den Hütten.
Im Laufe des Tages meldete sich noch eine
Reihe von Kare-Häuptlingen westlich der Straße.
Lediglich der von Janga verzichtete trotz Auf-
forderung. Der Grund scheint mir nicht ganz
unklar. Nach den zahlreichen, bei ihm erhandelten
Schmuckgegenständen muß er über eine Menge
Kupfer verfügen, dessen Verlust er fürchtet. Aber
auch aus Osten kamen einzelne Häuptlinge, aller-
dings nur solche, die unmittelbar nördlich des
Uam wohnen. Mit Flaggen, Münztafeln, Aus-
weisen zogen sie von dannen. Ob sie nun wirk-
lich als regierungsfreundlich zu betrachten sind,
wird sich in Zukunft zeigen, wenn irgendwelche
Anforderungen an sie gestellt werden. Immerhin
war interessant, daß sich auch einzelne darunter
befanden, die sich den Franzosen noch nicht ge-
stellt hatten.
Am nächsten Tage zogen wir durch einen
schmalen Gebirgspaß nach Tari zu dem Häupt-
ling Maede, der unsere Hilfe erbeten hatte.
Gegen 10 Uhr vormittags kamen wir an. Die
Bevölkerung, über 200 Männer und Weiber,
empfing uns auf ihrem mit ausnehmend großen
Granitplatten gekrönten Berge und zeigte die
Freude über unser Kommen durch Gesang und
Tanz.
Wir begaben uns sogleich auf den höchsten
Punkt. Der Berg Tari bildet den Abschluß des
Gebirges nach Norden, das sich in nordwestlicher
Richtung weiter erstreckt. Bis zum Nana breitet
sich eine Ebene aus, aus welcher einzelne Berge
wie Lia, Bukun, Ssenge als Inselberge steil
herausragen. Letzterer lag nur 3 km in öst-
licher Richtung entfernt und hat ungefähr 400 m
rel. Höhe. In der Ebene zwischen Ssenge und
Tari liegen die beiderseitigen Farmen, in denen
der Überfall stattgefunden hatte. Ssenge besteht
aus zwei Kuppen, die durch einen Sattel ver-
bunden sind. Kaum waren wir auf der Höhe,
als drüben an 50 Mann auf den Steinen er-
schienen, die uns unter Schwenken ihrer Speere
freundlichst zuriefen, wir sollten nur kommen.
Einen Boten, den ich zu ihnen sandte, um ihnen
Vernunft zu predigen, verjagten sie mit Pfeilen.
Dieser hatte gesehen, daß sie Weiber und Kinder
nach Osten abschoben und Wasser und Lebens-
mittel in die Höhlen brachten. Es mußte daher
zur Züchtigung der Leute geschritten werden.
Um 1 Uhr nachmittags marschierte der farbige
Feldwebel Boima mit 10 Mann ab, um ästlich
des Berges Aufstellung zu nehmen, um 2 Uhr
Leutnant Naumann mit 10 Mann nach dem
Südhange, ich mit 10 Mann nach dem Nord-
hange des Berges; 5 Mann blieben bei dem
Gepäck. Um 3 Uhr wurde allgemein der Berg
erklommen. Besonders am steilen Nordhange
war dies recht schwierig, da durch Kamine und
Höhlen geklettert werden mußte, die so eng waren,
daß die Mannschaft ihre Patronentaschen ablegen
mußte. Einige Pfeile kamen, ohne Schaden an-
zurichten, herab, jedoch vom Gegner war nichts
zu sehen.
Gegen 5 Uhr war alles auf dem Berge,
jedoch der Gegner war spurlos verschwunden,
bis endlich beim näheren Absuchen aus einer
Höhle auf einen Soldaten geschossen wurde.
Leutnant Naumann, der in der Nähe war,
ließ sie umstellen, wobei er einen Pfeilschuß
in den rechten Zeigesinger und einen Streif-
schuß in den rechten Unterarm erhielt, beides
Wunden, die nach 3 Tagen geheilt waren. Die
Höhlen, die sich unter einem Granitkegel von
100 am befanden und vier Ausgänge zeigten,
wurden nun umstellt. Wir hatten einen guten
Fang getan, denn aus dem Innern tönte die
Stimme des Häuptlings, der uns zurief, wir
sollten nur gehen, denn die Franzosen--hätten
ihn hier schon dreimal vergeblich belagert; dem
uns begleitenden Häuptling Maede rief er zu,
er würde ihn, weil er uns geführt habe, tot-
schlagen.
Da es mittlerweile Nacht geworden war,
zogen wir das Gepäck nach. Am nächsten Tage
erhielten die Soldaten Fellschilde, und es wurde
nun von allen Seiten, nachdem der Gegner, der
dauernd aus dem Dunkel mit Pfeilen schoß, durch
Brand vertrieben war, langsam in das Labyrinth
von Höhlen und Spalten eingedrungen. Der
Gegner ergab sich trotz vieler Aufforderungen
nicht. Jede derselben beantwortete er unter
Hohnlachen mit einem Pfeil= und Steinregen-
Es gelang uns wenigstens, zwei Kinder unversehrt