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Usumbura.
Stabsarzt Dr. Penschke schreibt aus Usum-
bura: Der Bezirk Urundi ist, abgesehen von ein-
zelnen eingewanderten Händlern, von den Warundi
und Watussi bewohnt. In den Bergen sind fast
durchweg die Watussi rein geblieben, wogegen sie
sich in der Ebene mit den Warundi (Wahntu)
vermischt haben. Über die Säuglingsernährung
bei den Watussi kann ich nicht berichten, da ich
infolge der Schlafkrankheitsbekämpfung keine Zeit
habe, das Bergland ärztlich zu bereisen.
Ülber die Ernährung der Säuglinge bei den
Warundi (Wahntu) ist mir folgendes bekannt:
Die Säuglinge armer Eltern erhalten bis zum
neunten oder zehnten Monat im allgemeinen nur
Muttermilch. Besitzt der Vater Rinder, so erhält
das Kind von Anfang an, auch wenn die Mutter
noch reichlich Milch hat, daneben frische, rohe Kuh-
milch. Die Mutterbrust erhält das Kind bis etwa
zum achtzehnten Monat. Dann bekommt es Mehl-
breie, Bananenbreie, Süßkartoffeln, Fleisch, Kuh-
milch (süße und saure), kurz alles, was die Er-
wachsenen essen. Selbst Negerbier wird ihnen
jetzt schon gegeben. Niemals jedoch bekommt ein
Kind Ziegenmilch; Ziegenmilch wird ebenso wenig
wie Ziegenfleisch von den Warundi genossen.
Neben der Muttermilch fängt das Kind an, sämt-
liche Nahrungsmittel der Erwachsenen zu essen,
sobald es beginnt umherzukriechen, also etwa vom
neunten bis zehnten Monat an. Ausschließlich
künstliche Ernährung vom ersten Tage an tritt
nur ein, wenn keine Muttermilch vorhanden ist.
An Stelle der Muttermilch tritt dann bis zum
neunten bis zehnten Monat Kuhmilch. Ammen
gibt es im allgemeinen nicht. Hat eine Mutter
nicht genügend Milch, so gibt sic ihrem Kinde
stets Kuhmilch. Stirbt die Mutter eines Säug-
lings und ist in der Verwandtschaft oder Freund-
schaft zur selben Zeit eine andere stillende Frau
vorhanden, deren Kind von demselben Geschlecht
wie das mutterlose ist, dann stillt diese das Kind
der Verstorbenen mit ihrem eigenen zusammen.
Aber nur, wenn beide Säuglinge desselben Ge-
schlechts sind, niemals bei verschiedenem Geschlecht.
Das verbietet der Aberglaube.
Die Sterblichkeit beträgt im Säuglingsalter
40 bis 50 v. H. und ist am größten im ersten
Drittel, innerhalb der ersten sechs Monate. Als
Todesursachen kommen in Betracht: Darmkatarrhe
und Fieber (wohl meist Malaria und Rückfall-
eber).
Muansa.
Die Sanitätsdienststelle Schirati (Bezirk
Muansa) schreibt: Die Wagaia lassen ihre Kinder
etwa fünf Monate lang an der Mutterbrust
saugen. Vom sechsten bis achten Monat erhalten
sie daneben eine dünne Suppe von Ulesi (Ugi).
Vom achten Monat ab bis zu der Zeit, wo die
Kinder anfangen zu laufen, erhalten sie auch noch
Muttermilch und nebenbei Ulesibrei (Ugali) oder
gekochte Negerkartoffeln. Nach dieser Zeit werden
sie vollständig von der Mutterbrust entwöhnt und
erhalten dieselben Speisen wie ein erwachsener
Mensch. Stirbt eine Mutter, so wird das Kind
von einer anderen an der Brust ernährt, bis es
Zähne bekommt, und dann wird es mit Kuhmilch
und Mehlsuppen großgezogen.
Oberarzt Dr. Petzoldt schreibt aus Muansa:
Die folgenden Ausführungen gelten für die Volks-
stämme der Wassukuma, Wajita, Waruri, Wasa-
naki und Washashi.
Die ersten vier Tage nach der Geburt erhält
das Kind Kuhmilch, vom fünften Tage ab bis
Ende des fünften Monats findet die Ernährung
ausschließlich mit Muttermilch statt. Nach zwölf
Monaten wird das Kind von der Mutterbrust
abgesetzt, erhält jedoch schon im sechsten Monat
neben der Muttermilch am Tage viermal und
nachts zweimal dünne Suppen von Hirse, Reis,
Mais, Kartoffeln und Bananen; auch wird Kuh-
milch gereicht. Eine ausschließlich künstliche Er-
nährung findet nicht statt.
Stirbt die Mutter, so wird das Kind zu einer
Frau gebracht, die stillen kann. In anderen
Fällen, d. h. wenn keine stillende Frau gefunden
werden kann, wird das Kind mit Kuh= oder
Ziegenmilch ernährt. Die Brust wird zu allen
Zeiten gereicht, bestimmte Pausen werden nicht
eingehalten.
Bukoba.
Aus Bukoba berichtet Stabsarzt Dr. Neu-
bert: Die Erfahrungen, welche ich in betreff der
Ernährung des Nachwuchses der hiesigen Bevölke-
rung sammeln konnte, erstrecken sich auf den nörd-
lichen Teil des Bezirks. Die Säuglingsernährung
in Karagwe, der ich einen großen Teil der Schuld
an der enormen Kindersterblichkeit zuschiebe, er-
folgt nur kurze Zeit mit Muttermilch. In der
Hauptsache werden die Kinder mit Bananenbreien
gestopft, so daß sie mit dicken Bäuchen herum-
laufen und massenhaft an Darmkatarrhen ein-
gehen. Dazu kommt noch im Sultanat Karagwe
die überall herrschende Syphilis. Besser scheinen
die Verhältnisse zu liegen am See, in den Sulta-
naten Bugabu, Kiamtwra, Kyanya, wie auch in
Kiziba und Deutsch-Buddu. Es besteht dabei ein
Unterschied, je nachdem in den betreffenden Ge-
bietsteilen genügend Kühe vorhanden sind, bäw.
je nachdem die betreffende Familie imstande ist,
der Ernährung des Nachwuchses mit Kuhmilch
nachzuhelsen. Die Kinder werden in allen Fällen
zunächst mit Muttermilch ernährt. Wo genügend