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standen aus den leichtest abschlämmbaren Fluß-
sedimenten, welche nur innerhalb der tieferen und
ruhigen Wassermassen des gewaltigen Seebeckens zur
Ablagerung gelangen konnten. Sie werden eingerahmt
bezw. überlagert von den Aübfaitdrodurten der Flüsse,
die in schnellerem Laufe abgesetzt, aus den schwerer
abschlämmbaren Teilen, bis zum reinen Sand bestehen.
Dazu sind dann noch spätere Umlagerungen gekommen,
welche die Wasserbewegung innerhalb des Seenbeckens
hervorgerufen .
. Klnnattfches. Über das Klima des Landes
lassen sich präzise Angaben infolge Fehlens langjähriger
Beobachtungen nicht machen. Aus den vorliegenden
zweijährigen Regenmessungen in Kusseri läßt sich er-
sehen, daß die Niederschlagsmengen sich auf ungefähr
600 mm pro Jahr belaufen und auf die Monate Mai
bis September so verteilt sind, daß Juli und August
n Hauptprozentsatz erhalten. Die Jahressumme als
Pen betrachtet ist isergrdenti gering. In Deutsch-
land hält man 600 mm Niederschlag im Jahre für das
mittlere, zu einem menier . Ackerbau erforderliche
Maß bei Verteilung der Regen über das ganze Jahr,
und zwar derart, daß bie „Hatwochstumsmonace den
Vorzug haben. Das ist der Fall bei d durcbschnittlichen
mittleren Icchresteicpernenten von 8 bis 100 C. Ziehen
wir aber die hohen Temperaturen des is lo ralslieben
und die geringe Luftfeuchtigkeit mit zur Beurteilung
heran, so muß diese Niederschlagsmenge den Ackerbau
als ausgeschlossen erscheinen lassen. Aber dank dem
Umstande, daß sich diese Regen auf einige Monate kon-
zentrieren, ist der Anbau von genügsamen Gewächsen
auf den besseren Böden ganz gut möglich. Auf leich-
teren Böden allerdings sind Jahre mit wenig Regen
Hungerjahre für die Bevölkerung, was den Beweis
erbringt, daß die hier vorliegenden klimatischen Ver-
hältnisse nicht weit von dem Extrem entfernt sind,
welches den Ackerbau vollständig ausschließt. In der
Tat sind solche Verhältuisse auf den leichten Böden
des westlichen Grenzstreifens nicht sehr selten:; die
Nahrungsvorsorge des Eingeborenen ist auch schon in-
sofern darauf zugeschnitten, als er für schlechte Jahre
als eisernen Bestand die Früchte wild wachsender
Pflanzen, z. B. der nkemie“ (kan), „Cassia“ (kan),
eine wilde Grasart, und schließlich den in diesen Ge-
genden vorkommenden wilden Reis mit großer Sorg-
falt einsammelt. Die Ernte des letzteren könnte man
auch als Folge der Trägheit des Eingeborenen an-
sehen, die ihn lieber den wenn auch schlechteren, aber
ihm ohne Arbeit zuwachsenden Wildling abernten als
selbst Reisfarmen aulegen läßt. Daß diese Fürsorge
aber in — dem Versicherungsbedürfnis gegen
Mißernten entspringt, geht daraus hervor, daß die
Früchte der „Kukumje“ einen entsetzlich harzigen Ge-
schmack besitzen und daher auch von den Eingeborenen
direkt als Hungerfrüchte bezeichnet werden.
4. Wirtschaft der Eingeborenen. Soweit es
in Anbetracht der vorgeschrittenen Trockenzeit möglich
war, habe ich versucht, Unterlagen ühbern die Wirtschaft
der Eingeborenen zu gewinnen. Das Mißtrauen der
Leute gegen jedes eindringliche Fragen ¶ Europäers,
besonders nach diesen ihrer Meinung nach uns ganz
fernliegenden Sachen, das nach ihrer Ansicht nur zum
Zwecke ihrer Ausbentung Wert besitzt, mag mir manchen
Streich gespielt haben. Im allgemeinen glaube ich
aber, daß die den folgenden Ausführungen zugrunde
liegenden Erhebungen wegen ihrer Ubereinstimmung
in den gleichartigen Gebieten auf Richtigkeit Anspruch
machen dürfen.
Haben wir oben das fragliche Gebiet mit Rücksicht
auf seine Bodenverhältnisse in drei Teile geteilt, so
läßt sich eine solche Trennung auch mit Rücksicht auf
die angebauten Früchte Unrchführen. Naturgemäß kann
eine solche Einteilung nicht scharfe Grenzen besitzen.
Die verschiedenen Früchte folgen zwar wegen ihrer
sczieeshe Ansprüche an den Boden dessen Be-
schaffe ie r dieser in seinen verschiedenen
Salenben. v keice ceschkoffene Figur bildet, sondern
mit Armen und Enklaven sich in die anders gearteten
Gebiete hinein erstreckt, so findet man manchenorts
Hewächse, die ihren Ansprüchen und dem durchschnitt-
lichen Charakter des Bodens nach nicht zu erwarten
nd. Ferner treten bei einer solchen Einteilung die
Kmrenzen nicht so hervor, da z. B. Produkte mit hohen
Ansprüchen an den Boden (z. B. Mais), wenn sie Lieb-
lingsspeisen darstellen, mit größerer Sorgfalt auf kleinen,
quadratmetergroßen Flächen in der Nähe der Höse,
gedüngt mit allem Abfall des Hauses, gebaut werden,
auch auf Böden, die ihre Anwesenheit sonst nicht er-
warten lassen. Bei der Erhebung gibt der Eingeborene
daher die Früchte als vorhanden an, ohne daß man
dann weiter imstande wäre, den Umfang durch Erfragen
festzustellen, da alle Fragen über Mengen und Wert
bei dem gewöhnlichen Volk auf ein geringes Verständnis
und dann auch auf Mißtrauen stoßen. Dieser Umstand
tritt am meisten hervor bei dem Schua, dem nomadi-
sierenden Viehzüchter dieser Gebiete. Daß er Vieh
besitzt, kann er nicht bestreiten. Die Frage nach dem
Umfange seiner Herde begegnet aber zuerst einem
Schweigen oder vorgeblichen Nichtwissen, bei energischer
Auseinandersetzung dieses nicht haltbaren Standpunktes
aber einer offenbaren Lüge, die man allerdings nur
selten berichtigen kann.
Die Früchte der Eingeborenen lassen sich
einteilen in:
Hauptnahrungspflanzen,
1. Geme. und sonstige Beigaben zur Haupt-
na
3. Ess##sanzen bzw. Reizpflanzen, Gewürze,
4. Stammpflanzen gewerblicher Rohprodukte.
Zu den erstgenannten gehören die verschiedenen
Hirsearten, Mais, Reis, Sesam, Bohnen, Erdbohnen
und Erdnüsse, Knollenfrüchte.
Vertreter der zweiten Art sind die verschiedenen
Kalebassen= oder Kürbisfrüchte, eine große Anzahl
Blattgewächse wie Gemüsepflanzen, Tomaten usw.
Zur dritten Art gehören Tabak, Zwiebeln. Pfeffer,
Weizen, zur vierten Baumwolle, Indigo, die Bast-
pflanze = Gabai- (fu 1.).
Ich gehe hier in der Hauptsache nur auf die An-
gehörigen der ersten, dritten und vierten Kategorie ein,
da sie für die Beurteilug der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse ö osficahebenn
Hauptna hrungspflanzen sind nicht mannig-
fallich 7 sind das in erster Linie die verschiedenen
Hirse-Arten, wie sie von Fesca zusammenfassend ge-
nannt werden. Wir haben hierbei zu unte Weiden
zwischen Sorghum= und Pennisetum-Hirse, und
bei der ersteren wieder zwischen Regenzeit= und
Trockenzeitformen.
Regenzeitformen der Durrah lassen sich
wieder je nach Vegetationsdauer und Bodenansprüchen
in zwei Hauptgruppen treunen.
Danach würde eine schematische Üübersicht") wie
folgt lauten:
J. Sorghum-Hlrse (Durrah).
A. Regenzeitformen. B. Trockenzeitformen.
a) Baieri (kul.) a) Musguari (kul.)
b) Jigari (kul.) b) Lige (kan.)
) Dr Wolff hat auf seinen Reisen von den hier
erwähnten Sorghum-Hirsen und Pennisetum-