Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Der Färberbaum „Gabde“ (ful.) kommt von Bama 
bzw. Butori an überall vor, wo das Wasser nicht zu 
hoch wird. 
Die Palmenart „Jeheff" liefert in ihren Blättern 
ein sehr begehrtes Rohprodukt für die Mattenfabrikation. 
Sie liebt nur gang leichten Boden. Ich habe sie daher 
zuerst bei Gumeri auf dort erwähnten, aus 
leichtem Sand bestehenden Flächen zahlreich vertreten 
gefunden. Sie tritt dann ferner auf am Logone und 
vereinzelt in Kabe und Wasa. 
Die vorherrschenden Bäume auf den ertremge- 
arteten, der Uberschwemmung in der Regenzeit und 
der Dürre in der Trockenzeit unterliegenden Böden 
sind aber die Gummi-Akazien: „Dandanehi“ (kul. ¾ 
„Tschilude“ (kul.) und „Partalehi“ (ful.). Sie sind in 
dem ganzen fraglichen Bezirk verbreitet. Nur an den 
Stellen, wo keine Kberschtvemnungen auftreten, ver- 
mißt man sie. 
Fassen wir nun noch einmal das Ausgeführte zu- 
sammen und betrachten das Material vom Standpunkt 
der Frage: „ VBas bringt das Land an Export- 
produkten herv 
Abgesehen von den reinen Nahrungspflanzen — 
dazu gehören die Kornarten, die verschiedenen Kala- 
bassenfrüchte usw., welche wohl sobald keinen Export- 
wert haben werden — find als solche zu betrachten: 
Baumwolle, Mais, Reis, Sesam, Bohnen, Erdnüsse, 
Erdbohnen, Zwiebeln, Taback, Kapok, Gummiarabikum 
und Vieh. 
Von diesen Produkten ist noch auszuscheiden der 
Tabak. Die extremen Klimaverhältnisse lassen die 
Erzeugung eines europäischen Ansprüchen genügenden 
Blattes als ausgeschlossen erscheinen. 
Ebenso wird der Maisbau keine Bedeutung ge- 
winnen können: solche hat er für den Eingeborenen 
auch nur auf den bchweregen Böden am Logon 
Der é"-und Sesambau sind nur aer 
ordentlich sporadisch vertreten. Sesam liebt den 
schweren nberschwummungsboden nicht, sondern will 
einen mittleren Boden haben. Ob Ferkiböden 
für den Reisbau Bedeutung gewinnen können, kann 
nur beurteilt werden, wenn man die Wasserverhältnisse 
Zu studieren Gelegenheit gehabt hat. Der Boder selbst 
würde jedenfalls ausgezeichnet für diese Kultur ge- 
eignet sein. 
Die Leguminosen finden nur in einem Teile 
des Landes auf den leichteren Böden zusagende Ver- 
hältnisse. 
Die Bewässerungskultur der Zwiebeln und des 
Weizens kann wegen ihrer räumlichen Beschränkung 
auf die wenigen Wasserstellen nie eine sehr große Be- 
dentung gewinnen: sie mag später einmal für die 
Deckung des Bedarfs in Teilen des Schutzgebiets heran- 
gezogen werden können. 
Anders ist es mit der Baumwolle. Sie findet 
stellenweise die ihr zusagenden Bedingungen. 
Von den Baumprodukten ist der gute Rapok nicht 
in nutzbaren Beständen vorhauden. Eine Aufforstung 
dürfte in diesem an Kulturböden nicht reichlich ge- 
segneten Gebieten kaum in Betracht kommer 
Einen wirklichen Reichtum stellen „soer die 
Gummi-Akazien-Wälder 
Uberblicken wir diese Zälanenstellung und ziehen 
die Ausführungen über Boden und Klimaverhältnisse 
mit heran, so kann man sich der Überzeugung nicht 
verschließen, daß hier ganz ertreme und nicht gerade 
günstige Verhältnisse vorliegen. Der größte Teil des 
Bezirks scheidet für die intensive Ackernutzung, soviel 
wie sich jetzt übersehen läßt, aus: die übrigen Gebiets- 
teile sind in ihrer Güte sehr wechselnd. Die wirklich 
brauchbaren Böden sind selten. Ich bin daher der 
  
Ansicht. daß das Schwergewich der Tschadsee- 
länder nicht im Ackerbau zu suchen ist. sondern 
in der Viehzucht. Nur der Baumwollbau ver- 
dient dort eine Förderung, wo der Boden es zuläßt. 
Daß das — allerdings in nicht allzu ausgedehnten 
Gebieten — mit Erfolg geschehen kann, wird dadurch 
bewiesen, daß der Eingeborene stellenweise diese RNultur 
benntzt, um- Eleine sonstigen Lebensbedürfnisse zu be- 
friedigen. aber Keiiimmt anzunehmen, daß er 
dazu keine GSet heranzieht, die unsicher in ihren 
Erträgen ist. 
Bezüglich der wirtschaftlichen Förderung der Tschad- 
seeländer, wie ich sie hier gelennzeichnet habe, möchte 
ich nun folgende Vorschläge machen. 
Die dortigen ungünstigen Granchlagen des Acler- 
banes lassen es nicht angebracht erscheinen, für seine 
Entwicklung jetzt schon besondere Aufwendungen zu 
machen. Ich halte es für richtig, wenn die vom 
Gonvernement in Adamaua ausgenommene Versuchs- 
tätigleit nach ein paar Jahren Richtlinien ergeben hat, 
an deren Hand eine erfolgreiche Arbeit möglich ist, 
diese Tätigkeit auch auf die Tschadseeländer auszu- 
dehnen. Wenn auch nicht identisch, so haben doch diese 
und Adamang auch manches gemeinsam, was ermöglicht, 
viele Erfahrungen dann später zu benutzen, so daß die 
Bearbeitung dieser wirtschaftlich nicht günftigen Gebiete 
ohne Aufwendung vieler Mittel möglie 
Statt dessen halte ich es aber l dringend 
notwendig, der Viehzucht schon jetzt eine oar 
gende Hand zu geben. Dafür liegen zwei Wege 
offen. Entweder beschränkt man sich auf die Pflege 
der Bestände aun Großvieh oder man löst gleichzeitig 
die Frage einer möglichst gahlreichen! Vermehrung und 
einer rationelleren Haltung. Für die erste Tätigkeit 
würde die Stationierung eines Tierarztes in den 
Tschadseeländern angebracht sein, welcher mit der 
Seuchenbekämpfung, Belehrung usw. ein weites Feld 
erfolgreichen Schaffens hätte. Diese Arbeit läßt sich 
nicht von Garna us bearbeiten, da die Entfernungen 
zu groß sind. Davon würden beide Gebiete nichts 
haben. Und im übrigen ist auf den scheuen Schua 
nur dann ein Einfluß zu gewinnen, wenn man. in 
ständiger Fühlung mit ihm, sein Vertrauen gewinnen 
kann 
Der zweite Weg wäre die Anlage einer Versuchs-= 
wirtschaft für Viehzucht, welche durch Züchtung 
und sorgfältige Haltung, in den schlechtesten Futter- 
zeiten Stallbaltung, eine Lehrwirtschaft für den Schua 
werden müßte. Eine solche Anlage, die einem speziell 
als Viehzüchter ausgebildeten Landwirt zu unterstellen 
wäre, würde die Anstellung eines Tierarztes nicht aus- 
schließen, da die in dem großen Viehbesitz steckenden 
Werte die Sicherung durch veterinäre Beobachtung, 
sostematische Seuchenbekämpfung usw. nötig erscheinen 
lassen. Würde diese Lösung der hier ruhenden Auf- 
gaben gewählt werden, so ließen sich durch Besetzung 
der Station mit zwei Beamten die in der Baumwoll- 
kultur nötigen Maßnahmen gleichzeitig erledigen. Der 
Ausban dieser Anlagen im einzelnen, die Organisation, 
würden sich am besten aus sorgkültiger vorhergehender 
Prüfung der Aerhältnisse ergeben 
Die der Rindviehzucht gewidmete Fürsorge hätte 
den großen Vorteil, daß sie die fruchtbaren Ferki- 
böden, welche momentan infolge der Wasserverhältnisse 
nur zu einem verschwindend kleinen Teile durch Acker- 
bau genutzt werden, durch Ausnutzung der Weiden 
produktiv macht. Es ist eine außerordentlich erstrebens. 
werte Aufgabe, das auch nach anderer Richtung hin 
zu versuchen. Die Uberschwemmung der zeutral ge- 
legenen Ferkiböden läßt sich deutlich in zwei ver 
schiedene Perioden teilen. Die erste lberschwemmung
	        
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