Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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je nach der Lage des Marktes, mehr oder weniger er- 
beblich unter Marktpreisen zu verkaufen. Als Ursache 
für die schlechte Farbe unseres Haufes hat sich das 
Waschwasser herausgestellt, das wir bisher aus Brunnen 
auf der Pflanzung entnahmen. Wir haben uns daher 
ensschlossen, das benötigte Wasser künftig mit einer 
Vasserleitung aus Ouellen zu beziehen, die einige Kilo- 
meter entfernt liegen und ausreichend Wasser in guter 
Qnalität enthalten. Eine uns benachbarte Agaven- 
bflanzung hat dies Quellwasser bereits mit gutem 
Erfolge verwendet. Versuchsweise unternommene 
W#schengen unseres Haufes mit diesem Ouellwasser 
haben ein günstiges Resultat ergeben. 
Es wurden wiederum 350 000 Agaven auf 130 ha 
nen ausgepflanzt. Die gesamte bepflanzte Fläche be- 
lief sich somit Ende 1913 auf 770 hn mit etwa 21 5 Mil- 
lionen Agaven. Für das Jahr 1914 rechnen wir mit 
einer Ere von etwa 1000 Tonnen Hanf. 
lrbeiterverhältnisse. Die Beschaffung der 
benöllrbe Arbeitskräfte ist in letzter Zeit immer 
schwieriger geworden. Wenn es uns auch gelungen ist, 
genügend Arbeiter anguwerben, um den Betrieb im 
vorgesehenen Umfange durchzuführen, so war dies doch 
nur unter verhältnismäßig großen Kosten möglich, denn 
wir mußten für die Arbeiteranwerbung rund 15 000 M 
aufwenden. Die Aussichten für die Zukunft sind nicht 
Zünstig, zumal inzwischen weitere Pflanzungsunter- 
nehmungen im Süden ins Leben getreten sind. Wir 
werden daher weiterhin mit hohen Anwerbekosten 
rechnen müssen. Die Psünndungslateressenten der Be- 
zirke Lindi und Mikindani haben sich vor kurzem 
zu einer Arbeiter-Anwerbe-Genossenschaft mit be- 
schränkter Haftpflicht vereinigt, deren Ziele von der 
Regierung gefördert werden. Wir haben unseren 
Pflanzungsleiter ermächtigt, der Genossenschaft bei- 
zutreten. Es ist möglich, daß durch eine gut orga- 
nisierte Arbeiteranwerbung seitens der Genossenschaft 
die Arbeiterverhältnisse günstig beeiuflußt werden; eine 
gründliche Besserung in den Arbeiterverhältnissen ist 
aber nur von einer beträchtlichen Verlängerung der 
Arbeiterverträge zu erhoffen. 
Pflauzungsareal. Von dem gegenwärtigen 
etwa 1100 ha großen Areal der Pflanzung waren, wie 
oben erwähnt, Ende 1913 770 hn mit Agaven bepflanzt. 
Da einige Teile des 1nbepflanzten Arcals für die 
Agavenkultur nicht in Frage kommen, haben wir es 
für richtig gehalten, bei der Regierung die Zuteilung 
von weiterem Land zu beantragen. Es sind uns darauf- 
hin 780 ha zugesprochen worden, über die mittlerweile 
ein Kaufpachtvertrag abgeschlossen sein wird. Für den 
Auskauf der Eingeborenen auf diesem neuen Kronland 
aben wir etwa 10 000 ¼ aufwenden müssen. 
Pflanzung Kilindi. 
okospalmen. Im Berichtsjahre wurden weitere 
2000. # aus m Saatbecten ins Feld verpflanzt 
und damit der Palmenbestand auf rund 52 000 Palmen 
erhöht. Die Zahl der tragenden Palmen ist auf 11 418 
angewachsen gegenüber 7253 E 
· Geerntet wurden 210 zuund hier i gegenüber 
135 243 im Vorjahre. Von den benachbarten Ein- 
geborenenpflanzungen wurden 20 704 Kokosnüsse an- 
gegenüber 25 315 im Vorjahre. Zu r7 
wurden verarbeitet 209 612 Kokosnüsse; der Ertra 
belief sich auf 38 Tonnen, die je nach Variule 
Wischen 555 und 640 /¼# pro Tonne verkauft wurden. 
r- Onalität der Kopra war zufriedenstellend. Das 
ergebnis des Kopraertrages auf die Zahl der Nüsse 
erechnet war etwas günstiger als im Vorjahre 
ecls rationeller Kopraaufbereitung wurden ver- 
sciedel Versüche unternommen, und zwar wurde zu- 
  
  
nächst ein einfacher Trockenschuppen mit ausziehbaren 
Hürden errichtet, worin zu gleicher Zeit 6000 Kokos- 
nüsse getrocknet werden können. Außerdem wurde aus 
Zementmauerwerk eine Tenne in einer Größe von 
20— 30 m angelegt, die die gleichzeitige Trockuung 
von 25.000 Kokosnüssen ermöglicht. Je nach den Er- 
fahrungen, die mit diesen beiden Trockensystemen ge- 
macht werden, sollen später weitere Trockeneinrichtungen 
getroffen werden. Solange wir noch verhältnismäßig 
kleine Ernten aufzubereiten haben, werden wir mit 
dem Sonnentrocknungssystem auskommen. Wenn aber 
in den nächsten Jahren die Ernten erheblich anwachsen 
und wir gezwungen sein werden, auch in der Regenzeit 
Kopra aufgubereiten, werden wir auch für eine Trocken= 
anlage mit künstlicher Trocknung Sorge treffen müssen. 
Für 1914 rechnet unsere Pflaunzungsleitung auf 
eine Ernte von etwa 275 000 Kolosnüffen, was rund 
50 Tonnen Kopra ausmachen wü 
Im Berichtsjahre fielen auf der Pianzung 1181,909 mm 
Regen, eine Niederschlagsmenge, die an sich als durch- 
aus zufriedenstellend bezeichnet werden muß. Leider 
ist die Verteilung der Niederschläge nicht so günsti?; 
denn die größte Regenmenge fällt in den Monaten 
Januar bis Juni., während in der übrigen Zeit Trocken- 
heit herrscht. Letztere übt besonders auf die jungen 
Pflanzen einen nachteiligen Einfluß aus; so mußtien 
etwa 3300 junge Pflanzen infolge Vertrockuens wieder 
ersetzt werden. 
Der Nashornkäser wurde mit Erfolg. belämpit:; 
ihm fielen nur 99 Palmen zum Opfer. Der Palm- 
bohrer ist nicht wieder festgestellt worden. 
In bedauerlicher Weise hat sich die Hergsäule auf 
der Pflanzung ausgebreitet, denn es gingen daran 
2180 Palmen zugrunde, wovon 380 auf ältere, teils 
tragende Palmen und der Rest auf jüngere Pflauzen 
entfallen. Wir haben Veranlassung genommen, an das 
Gounvernement in Daressalam die Bitte zu richten, 
baldmöglichst einen Sachverständigen zum Studium der 
Hergfäule nach Kilindi zu senden. 
Zwischenkultur. Die 1911 versuchsweise an- 
gepflanzte Clitoren ternaten hat sich außerordentlich 
üppig entwickelt. Diese Pflanze ist zwar zur Unter- 
drückung des Unkrauts recht gut gceignet; es wird sich 
aber nicht empfehlen, den Kulturversuch ausgndehnen, 
da die Pflanze das Suchen abgefallener Kokosnüsse zu 
sehr erschwert. Dem gleichen Zweck der Unkrantnieder- 
haltung dient die Riginusstande, die, wie fast überall 
in Ostafrika, so auch in Kilindi, an vielen Stellen wild 
wächst. Wir haben die vorhandenen kleinen Bestände 
abernten lassen und für das erzielte Produkt den ver- 
hältnismäßig günstigen Preis von 200 1¾ pro Tonne 
erhalten. Durch dieses Ergebnis ermutigt, haben wir 
bie Pflanzungsleitung angewiesen, 1914 einen eitwas 
größeren Versuch mit dem plaumäßigen Anbau von 
Rizinus anzustellen. Da die Rizinusstaude indessen 
dem Boden naturgemäß Nährstoffe entzieht, so muß 
das Wachstum der Palmen in dem mit Riginus be- 
pflanzten Teile der Pflanzung andauernd sorgfältig 
überwacht werden, damit diese Bwischenkultur sofort 
abgebrochen werden kann, sobald sich ein ungünsriger 
Einfluß auf die Palmen herausstellt. 
Di rbeiterverhältnisse liegen auf der 
Peflanzung Kilindi nach wie vor verhältnismäßig günstig. 
Es war uns stets möglich, unseren Arbeiterbedarf zu 
decken, wenn wir uns auch dazu verstehen mußten, die 
Ubeitelöhne etwas zu erhöhen. 
Pflanzungsarcal. Da von der ursprünglichen 
Pflanzung, die 1246 ha groß ist, sich größere Teile 
nicht für die Kultur von Kokospalmen eignen, haben 
wir bei der Regierung die Überlassung weiterer etwa 
550 hu guten Palmenboden beantragt.
	        
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